Herforder Tierpfleger päppeln entkräfteten Uhu auf

Herford/Vlotho. Ein Uhu hat in der vergangenen Woche wie ein Häufchen Elend zwischen zwei Müllcontainern auf dem Vlothoer Campingplatz Borlefzen gehockt. Zum Glück haben aufmerksame Camper die Eule entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Ende gut, alles gut. Die Feuerwehr hat das mutmaßlich verletzte Tier in die Obhut der erfahrenen Tierpflegerinnen und Tierpfleger des Tierparks Waldfrieden gegeben. Dort hat sich der Uhu erholt und kann in Kürze wieder an der Weser ausgewildert werden. Tierparkchef Thorsten Dodt mahnt in diesem Zusammenhang, Vögel wie Eulen und Falken, die vermeintlich verletzt oder verwaist am Boden oder im Geäst hocken, nicht sofort einzusammeln und bei ihm vorbei zu bringen. Besser sei, sich zunächst fachkundigen Rat bei Tierpark, Feuerwehr oder anderen Experten zu holen. Es sei auch meist angezeigt, viel Abstand zu halten und einen Tag zu warten, ob es sich vielleicht um Nachwuchs handelt, der noch von Altvögel gefüttert wird. "Die Greifvögel sind auch keine Kuscheltiere", sagt Dodt. "Die Feuerwehr hat Kescher und Boxen." Bei jagdbarem, verletztem Wild sei der Revierinhaber zu informieren. Warum Eulen nicht ins Tierheim gebracht werden dürfen Auch die Stadt Vlotho hat in einer Pressemitteilung Wissenswertes zusammen getragen. Anders als Fundtiere wie Hunde oder Katzen dürfen demnach Uhus, die als größte europäische Eulenart gelten, nicht im örtlichen Tierheim untergebracht werden. Sie zählen zu den besonders und streng geschützten Arten. Aufgrund der offensichtlichen Verletzungen des Tieres sei ein schnelles Handeln erforderlich gewesen. Eine artgerechte Unterbringung habe das Ordnungsamt bereits nach kurzer Zeit im Tierpark Herford finden können. Dies habe einen außergewöhnlichen Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr Vlotho zur Folge gehabt, die kurzerhand ausgerückt sei, um das verletzte Tier an sich zu nehmen. Da ein vollständig ausgewachsener Uhu bis zu 75 Zentimeter groß und rund drei Kilogramm schwer ist und eine Flügelspannweite von etwa 1,8 Meter besitzt, wäre das ohne die Unterstützung der Feuerwehr nicht möglich gewesen. Die Feuerwehrleute konnten den durchaus nicht wehrlosen Uhu schließlich einfangen und in den Tierpark bringen. Unterweisung für Feuerwehrleute in der Eulenschule Der Herforder Tierpark hat seit vergangenem Herbst den offiziellen Auftrag der Naturschutzbehörde des Kreises Herford, gegen eine Aufwandsentschädigung aufgefundene Tiere streng geschützter Arten im Falle eines Falles aufzunehmen und zu betreuen. Seit dem Frühjahr gilt das auch für den Nachbarkreis Lippe. In Bielefeld übernimmt der städtische Tierpark Olderdissen diese Aufgabe. "Wir haben auch regelmäßig Feuerwehrleute zu Gast, denen wir erklären, wie mit den Vögel umzugehen ist", sagt Thorsten Dodt. Er hat Tierpflegerinnen im Team, die auch ausgebildete Jägerinnen und Falknerinnen sind. Der Tierpark hat selbst ein Uhu-Paar in der Eulenschule. Ein weiteres Jungtier ist gerade in Ausbildung, um auf dem Handschuh einer Falknerin im Tierpark spazieren gehen zu können. In diesem Jahr hat der Tierpark schon rund 30 Vögel vom Specht bis zum Uhu aufgenommen und meist wieder erfolgreich ausgewildert. Der Vlothoer Uhu ist mutmaßlich ein Weibchen und der bisher der größte Patient. "Er war mit 60 Zentimeter Höhe und 1,70 Meter Spannweite überraschend groß, als ihn uns die Feuerwehr gebracht hat", erinnert sich Dodt an den Moment, als er den Transportkarton geöffnet hat. Aufgefundene Wildtiere kommen in Quarantäne Die gute Nachricht: Die Tierärztin Malin Held, mit der der Tierpark seit Jahren zusammen arbeitet, konnte keine Verletzung feststellen. "Das Tier war unterernährt", sagt Dodt. "Vielleicht ist es sehr alt oder von der Fütterung von Jungtieren erschöpft." Wie alt der Uhu ist, kann er nicht beurteilen. Uhus werden in freier Wildbahn bis 20, in Tierparks bis 40 Jahre alt. Wilde Tiere kommen nach den Quarantänevorschriften nicht in Kontakt mit den Tierparktieren. Zunächst geht es in eine kleine Quarantäne-Voliere, wo ein schneller Zugriff für eine Untersuchung möglich ist. Später folgt eine größere Voliere, in der sich das Tier noch einige Tage erholen kann. Die Eule von der Weser haben die Tierpfleger zunächst mit toten Küken aufgepäppelt. Doch auch die Jagd auf lebende Mäuse wird ihr ermöglicht, um zu sehen, ob sie schon wieder fit für die Wildnis ist. Der Vlothoer Uhu hat schon bewiesen, dass er wieder jagen kann.

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