"Nils Landgren Funk Unit" begeistert das Publikum im Herforder Marta

Herford. Durchgeschwitzt und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen steht Hannah Schwier im Marta-Forum. Fast zwei Stunden lang hat die "Nils Landgren Funk Unit" sie und das Publikum zum Grooven gebracht. "Es war so gut", sagt Schwier und reckt beide Daumen nach oben. Bereits mit dem ersten Schlagzeug-Drum hatte die Band die Besucherinnen und Besucher eingefangen. Die Funk Unit spielt leidenschaftlich, ihre Songs haben Suchtpotenzial. Mal rein akustisch, mal unterstützt mit den verschiedenen Stimmen der Musiker: Mit viel Leichtigkeit bringt die Funk Unit die Musik zum Klingen - und die Besucher damit zum Tanzen. Grandios sind die einzelnen Soli. Ob Bass, Saxofon oder Schlagzeug, ob Posaune, Tasten oder Gitarre: Jeder Künstler bekommt trotz der enormen Klangkulisse der Mitmusiker genug Raum, um mit seinem Instrument zu glänzen. Das Publikum dankt mit viel Zwischenapplaus und lässt sich weiter von der Musik treiben. Das Musik Kontor hat die Band auf die Bühne des Marta-Forums gebracht. "Das ist das dritte Konzert unseres kleinen Festivals", sagt Ralf Hammacher vom Vorstand des Musik Kontors kurz vor dem Auftritt. Anders als die beiden vorangegangenen Konzerte mit Curtis Stigers am Mittwochabend und dem Thomas Quasthoff Trio am Donnerstagabend ist der Raum diesmal nicht bestuhlt. Das hätten auch nur den Vibe, die Atmosphäre zerstört. Denn das Publikum, das zum größten Teil nicht aus der Hansestadt kommt, braucht Platz, um sich im Rhythmus der Musik bewegen zu können. Stühle wären hier fehl am Platz. "Andere sind in die Disko gegangen, ich in den Jazzclub" Einige der Zuschauer haben den Dreiklang der Musik-Kontor-Reihe sichtlich genossen und sind gleich häufiger im Marta zu Gast gewesen. So wie Hannah Schwier. "Das Musik Kontor bringt echt ein super Line-up nach Herford", sagt Schwier, die selbst Musikerin ist und bald wohl wieder in der Bünder Big Band zu hören sein wird. "Seit ich 13 bin, höre ich nur Jazzmusik. Andere sind in die Disko gegangen, ich in den Jazzclub", sagt sie und lacht. Dass man sich aber auch hervorragend zu jazzigen Tönen und funkigen Rhythmen bewegen kann, zeigt die Band aus Skandinavien. Nils Landgren hat sich in den 90er Jahren einen Platz in der internationalen Jazz- und Funkszene erspielt. Sein Markenzeichen - die rote Posaune - bringt er natürlich auch mit auf die Herforder Bühne. Das eigens für ihn angefertigte Instrument brachte dem schwedischen Musiker auch seinen Spitznamen ein: Mr. Red Horn. Wenn er auf die Bühne tritt, sich im Wechsel mit dem Saxofonisten Jonas Wall die Töne hin und her schleudert, kann man nur mit dem Kopf nicken und dem Fuß wippen. Mit sechs Mann spielt die Funk Unit in Herford auf. "In diversen Formationen haben sie bei uns schon gespielt", sagt Hammacher. "Heute ist die Stammbesetzung hier." Dass die Musiker ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team sind, beweisen sie nicht nur bei den funkigen Songs, sondern auch bei den ruhigeren Stücken wie "Amanda". Im blau getünchten Licht des Marta-Forums kommen die sanften Töne besonders schön zur Geltung. Elf Stücke machen Lust auf mehr Dann geht es wieder ab: Nils Landgren nutzt das Solo des Bassisten Magnum Coltrane Price, um Schlagzeuger Robert Ikiz den Schweiß vom Schädel abzutupfen. Die Musiker stehen mit Spaß auf der Bühne wie bei einer unkomplizierte Jam-Session, machen ihr eigenes Ding, aber immer im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten und Stimmen und spornen sich dadurch gegenseitig an. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen und dabei wunderbare Funk-Grooves zu hören. Die machen nach elf Stücken definitiv Lust auf mehr. Und die Funk Unit lässt es sich nicht nehmen, nach einem kurzen Abgang wieder auf die Bühne zu treten und mit dem zweiten Song der Zugabe "House Party" auch den letzten Besucher zum Tanzen animiert zu haben. Es hätte gut und gerne noch zwei Stunden weiter gehen können - Party können die sechs Musiker. Zum wirklich letzten Lied des Abends tritt der Ausnahme-Musiker Nils Landgren alleine vors Publikum und zeigt, wie gekonnt er sein Musikinstrument beherrscht. Kurzerhand baut Landgren die rote Posaune auseinander und spielt Abschnitte mit dem immer weniger werdenden Instrument, bis er schlussendlich nur noch seinen Mund nutzt, um Posaunentöne zu erzeugen. Es ist das 29. Jahr der Band - zum 30-jährigen Bestehen erhoffen sich wohl alle im Publikum, dass das Musik Kontor die Nils Landgren Funk Unit erneut nach Herford holt.

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