Herforder Gaststätte "Föge" wird restauriert - Schließung steht bevor

Herford. Im März 2022 hat der Schauspieler Edgar Selge im Herforder Theater aus seinem Roman &bdquo;Hast du uns endlich gefunden“ gelesen. Er nimmt in dem autobiografisch geprägten Bestseller seine Kindheit und Jugend als Sohn des Herforder Gefängnisdirektors auf. Nach der Lesung ging er mit alten Freunden noch auf ein Bier ins &bdquo;Föge“ am Alten Markt – wohl auch, um alte Zeiten aufleben zu lassen. Viele Herforderinnen und Herforder werden mit der ältesten Gaststätte der Stadt Erinnerungen verknüpfen, die sie nicht missen möchten. Selbst ich als alter Engeraner habe eine vage aber nachhaltige Erinnerung aus Jugendzeiten an einen Besuch mit Freunden in Herford. Dazu gehörte der Trunk eines gehaltvollen Bieres Namens &bdquo;Animator“ – eingeschenkt von einem etwas brummigen Herrn im Föge. Es hat sich auch nach der legendären Wirtsfamilie Föge bis heute eine Kneipenatmosphäre erhalten, wie sie in der Stadt kaum noch zu finden ist. Bei den unvergessen Kneipen-Rallys der Jazztimes Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre war im Föge kein Durchkommen, so groß war der Ansturm des Publikums. Charme von Gebäude und Gaststätte sollen erhalten werden Auch wenn das Föge demnächst vorübergehend schließt, ist es erst einmal eine gute Nachricht, dass der Besitzer eines prägenden Hauses am zentralen Platz der Stadt das Gebäude mit erheblichem Sanierungsstau restaurieren lässt. Er verrät, dass ein Pächter nach seiner Vorstellung gefunden ist. Eckhard Hofmeister will, so sagt er, in alter Verbundenheit zu den Föges den Charme des Gebäudes und der Gaststätte erhalten. Denn wie sagte kürzlich der neue Vorsitzende des Innenstadtvereins, Mathias Polster, zur Belebung der City: &bdquo;Früher gingen die Leute einkaufen und wollten noch etwas erleben. Heute gehen sie für das Erlebnis in die Stadt und kaufen dabei noch etwas ein.“ Ähnlich formulieren es auch Experten für Stadtentwicklung. Zum Erlebnis in der Stadt gehört also immer deutlicher eine attraktive Gastronomie in ihren verschiedensten Ausprägungen. Das kann die Stadtentwicklung nicht alleine schaffen. Dazu braucht es auch das Engagement von Einzelpersonen, von Immobilienbesitzern und Gastronomen. Konkurrenz belebt das Geschäft Nun ist eine Kneipe im Stil des Föge mit frisch Gezapftem und gutbürgerlicher Küche nicht jedermanns Sache – muss es ja auch nicht. Andere lieben es vielleicht umso mehr. Wichtig ist, dass die Auswahl an Gastronomie groß und abwechslungsreich und die Atmosphäre einladend ist. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Der Alte Markt ist gerade im Sommer einer der lebendigsten Plätze der Stadt mit viel Außengastronomie. Die meisten Leute wollen ja inzwischen wenn es warm ist nur noch im Freien sitzen. Umstrukturierung des Busverkehrs ist eine Chance Das Föge hat zur Zeit noch den Nachteil, dass seine Tische auf dem Platz durch die Busspur mit einem großen Auftrieb an Menschen und Fahrzeugen von der Kneipe abgeschnitten sind. Das könnte sich aber in naher Zukunft ändern, wenn der Plan Wirklichkeit wird, den zentralen Treffpunkt der Linienbusse an den Bahnhof zu verlegen. Der Alte Markt könnte dann mit kleineren Bussen erschlossen werden, die sich besser ins Leben auf dem Platz einfügen. Dann ist der quadratische Platz eine wirklich runde Sache. Bleibt zu wünschen, dass es auch am Neuen Markt wie erhofft gelingt, Leerstände wie das Café Kettler, das Café Hensel und demnächst Suite 1560 mit attraktiver Gastronomie und engagierten Betreibern zu füllen. Vielleicht hat ja der bisherige Pächter des Föge eine Idee. Denn auch für die Plätze gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft für alle.

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