Der Weihnachtsmann darf über den Herforder Rathausplatz fliegen

Herford. Noch rund fünf Monate, dann beginnt am 27. November schon wieder der nächste Weihnachtsmarkt in Herford. Erstmals ist auch der Rathausplatz Teil des Weihnachtslichts. Dort wird zum 1. Dezember ein Hüttendorf mit Schwerpunkt Kunsthandwerk eröffnet. Über die Köpfe der Menschen soll als überregionaler Publikumsmagnet dann zweimal täglich bis zum 23. Dezember ein "fliegender Weihnachtsmann" schweben. Das Presbyterium der Kirchengemeinde Herford-Mitte hat jetzt nach kontroverser Diskussion die Starterlaubnis aus einem Fenster des Münsters gegeben. Die Freude bei der Stadtmarketingagentur Pro Herford als Ausrichter ist ebenso groß wie bei der Artistenfamilie Traber, die die Show inszeniert. Der Weihnachtsmann ist keine christliche Gestalt "Es wurde im Presbyterium zwiespältig diskutiert und es kommt auch Kritik von außen", räumt Pfarrer Johannes Beer ein. "Die bisher gute Zusammenarbeit mit der Pro Herford in vielen Dingen hat den Ausschlag gegeben." Es müsse aber klar sein: Der Weihnachtsmann kommt nicht aus der Kirche. Schließlich sei er - anders als das Christkind - keine christliche Gestalt, sondern eine Figur des Konsums in einem von Coca-Cola erfundenen Kostüm. "Für uns Christen ist die Adventszeit eigentlich eine Bußzeit, eine Zeit des Verzichts und nicht des Glühweins", sagt Beer. "Aber wir drehen das Rad nicht zurück." Die echte Weihnachtsgeschichte verkörpere nach außen die Krippe mit lebensgroßen Figuren der Heiligen Familie am Eingang der Münsterkirche. "Wir freuen uns, dass die Performance so stattfinden kann, wie erhofft", sagte Pro-Herford-Chef Frank Hölscher in einem gemeinsamen Pressegespräch im Gemeindehaus am Münster. "Es ehrt uns und es ist super, dass es klappt. Dass es Vorbehalte gibt, ist uns nicht unbekannt." Der fliegende Weihnachtsmann solle aber gar nicht für Konsum, sondern für Unterhaltung stehen, die die Besucher nichts kostet: "Das ist ein anderes Signal." Es gehe um "Stimmung, Emotionalität und schöne Momente". Kirche und Rathaus werden nicht beschädigt Die Möglichkeit, das Seil, auf dem sich der Artist bewegt, vom Kirchturm bis zu einem Podest in der gegenüber liegenden Rathausecke zu ziehen, sei die weitaus schönere Variante, als in der Nähe auf dem Platz einen Mast aufzubauen. Pfarrer Beer weist darauf hin, dass das Seil im Inneren des Turms an zwei Stahlträgern so befestigt werden kann, dass kein Schaden entsteht. Bei einem Ortstermin mit der Kirchenkreisarchitektin und Artisten-Seniorchef Johann Traber seien sie zu diesem Ergebnis gekommen. Auch die Fassade des Rathauses muss nicht angebohrt werden. Wie genau der Flug inszeniert wird, soll noch ausgearbeitet werden. In jedem Fall wird der Weihnachtsmann in einem Gefährt auf dem Seil über den Platz fliegen. Es soll Lichteffekte und Musik geben, jemand liest eine Geschichte vor und die Kinder können den Weihnachtsmann begrüßen, wenn er gelandet ist. Pro-Herford-Mitarbeiter Manfred Bischof betont, dass sich Pro Herford und Kirchengemeinde so abstimmen werden, dass der Weihnachtsmarkt Veranstaltungen in der Kirche nicht stört. Wie beim Nikolaus, der über die Werre kommt, und bei der Aktion "Herford stellt die Stiefel auf" gehe es darum, Familien für ihre Stadt zu begeistern. Natürlich geht es aber auch darum, Herford attraktiver für Menschen aus dem Umkreis zu machen, die dann auch in der Stadt einkaufen. Ob das wie etwa in Kassel gelingt, wird sich zeigen und nach dem Fest zu diskutieren sein.

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