Herforder Restaurant Wohnzimmer geschlossen: Betreiber ist an eigener Vision gescheitert

Es war ein großer Wurf: Das Restaurant Wohnzimmer an der Schillerstraße empfing die ersten Gäste parallel zum Ende der Arbeiten am Wilhelmsplatz. Das imposante, komplett sanierte Gebäude ragte hinter der breiten, neu gestalteten Schillerbrücke empor – und als Ensemble strahlten Haus und Platz um die Wette. Doch nach nur zwei Jahren sind die Lichter wieder aus. Das Wohnzimmer ist geschlossen. Der Glanz ist in der Realität verblasst. Das Wohnzimmer war kein Restaurant wie jedes andere. Es war die Vision eines Menschen, der groß träumt und die finanziellen Mittel hat, seine Vorstellungen umzusetzen. Lars Uhlen, gelernter Krankenpfleger, hatte schließlich mit Bonitas einen eigenen Konzern aufgebaut und erfolgreich geführt. 2019 kaufte er das Schiller und das Nil – das Gebäudeensemble an der Ecke Schillerstraße/Kurfürstenstraße. Der Plan: Dieses zu sanieren und das Schiller zu erweitern. &bdquo;Es gibt in Herford eine große Sehnsucht nach einem Laden, in dem generationenübergreifend Party mit Essengehen möglich ist“, hatte er 2019 gesagt. Und sich an die Arbeit gemacht. Mehrere Millionen Euro in Sanierung gesteckt Ende 2020 waren die denkmalgeschützten Gebäude kernsaniert und zu einem harmonischen Bau mit weißem Stuck und historisch nachgebautem Turmdach gewandelt. Mehrere Millionen Euro hatte Uhlen nach eigenen Angaben in die Sanierung gesteckt. Marode Decken und Wände – es hatte viel mehr zu tun gegeben als zunächst gedacht. Doch das waren nicht die einzigen Schwierigkeiten, die der Unternehmer zu bewältigen hatte. Die Pandemie hatte zeitweilig die Baustelle lahm gelegt und sorgte schließlich dafür, dass die Eröffnung von November 2020 auf Mai 2021 verschoben werden musste. Weiterer Gegenwind kam von Denkmalschutz und Politik, so blieb die blühende Fassade auf der Strecke. Als das Wohnzimmer dann endlich öffnete, kamen die Herforder. Das Restaurant hatte Stil, das Essen war nicht günstig, aber schmeckte. Ein Rückschlag erfolgte dann im Februar 2022. Während des laufenden Betriebs fiel ein Teil der Deckenvertäfelung herunter, sieben Gäste wurden leicht verletzt. Uhlen sagt, er habe damals bereits überlegt, das Restaurant wieder zu schließen. Ein solches Ereignis passe nicht zum Perfektionismus, der ihn stets antreibe. Eine Einstellung, mit der er das Gebäude in ein Schmuckstück verwandelt hatte. Die aber wohl nicht dabei half, den Ort der Begegnung zu schaffen, der ihm vorschwebte. Zuletzt wurden die Gäste weniger Zuletzt sollen weniger Gäste gekommen sein. Die Menschen seien gereizt gewesen – das hatte die Idee von einem Wohlfühlort wohl torpediert. Lars Uhlen meint, er habe die Branche unterschätzt. Es brauche einen Vollblut-Gastronomen, um einen Laden gut zu führen. Und für ihn sei das nicht mehr das Richtige. Nun ist der Laden geschlossen. So sehr sich Lars Uhlen ins Zeug gelegt hat, um das Wohnzimmer zu erschaffen, aus der Verantwortung darf er sich jetzt trotzdem nicht stehlen. Auch wenn er enttäuscht ist, dass er seine Vision nicht realisieren konnte. Das Wohnzimmer leer stehen zu lassen, wäre ein herber Rückschlag für die Achse zwischen Marta und Innenstadt. Schließlich gibt es Pläne, diese weiter umzugestalten. Der sanierte Wilhelmsplatz ist nur ein Anfang. Das restaurierte Gebäude bleibt dem Betrachter jedenfalls als Gewinn, und es bleibt eine tolle Möglichkeit, andere Konzepte auszuprobieren. Hier geht's zu allen Artikeln zu dem Thema. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping"

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