Das Restaurant "Wohnzimmer" in Herford schließt: Das sind die Gründe

Herford. Ein Paukenschlag trifft die heimische Gastronomie-Szene: Das Restaurant Wohnzimmer an der Kurfürstenstraße 2 im Herforder Marta-Viertel ist ab sofort geschlossen. Die Jobs von 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind betroffen. Im Gespräch mit der "Neuen Westfälischen" erklärt Inhaber Lars Uhlen seine Beweggründe und gibt einen Einblick in seine Gedankenwelt. &bdquo;Wenn die Welt um mich herum sich ändert, dann muss ich mich diesen Veränderungen anpassen“, sagt Lars Uhlen. Der Unternehmer hat das Restaurant zusammen mit seinem Sohn Matthias seit Mai 2021 betrieben. Seit März vergangenen Jahres zählt es zu den Top-50 der schönsten Restaurants Deutschlands. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte das Herforder Lokal ausgezeichnet und es in einen aufwendig gestalteten Bildband aufgenommen. Wie aus dem Nichts heraus nun die traurige Nachricht: Mit sofortiger Wirkung bleibt das Restaurant ab dem 31. Mai geschlossen. Dass die Schließung ganz spontan erfolgte, stimme so nicht, berichtet Uhlen weiter. &bdquo;Die ersten Überlegungen gab es bereits, als im Februar 2022 während des laufenden Betriebs ein Teil der Deckenvertäfelung herunterfiel und sieben Gäste leicht verletzte.“ Ein solches Ereignis passe einfach nicht zum Perfektionismus, den Uhlen stets antreibe. Sollte das Wohnzimmer doch ein Ort der Begegnung und des Wohlfühlens sein. Inhaber gesteht, die Gastrobranche unterschätzt zu haben &bdquo;Wenn ich ein Projekt anpacke, dann mit ganz, ganz viel Leidenschaft“, sagt Uhlen und erinnert sich an die Zeit zurück, als er den Pflegedienst Bonitas gründete und zu einem der erfolgreichsten deutschen Unternehmen in der Branche mit rund 11.000 Mitarbeitern machte. In seiner Zeit als Unternehmer habe er bislang mehr als 100 Firmen gegründet, vorrangig in der Immobilienbranche. &bdquo;Alte Gebäude zu sanieren und wieder schön herzurichten, ist für mich das Schönste“, so Uhlen. Und so sei auch das Objekt an der Kurfürstenstraße ein besonderes Herzensprojekt gewesen, in das er mehrere Millionen Euro investierte. &bdquo;Doch das schönste Objekt muss auch mit Leben gefüllt werden, nur dann entsteht eine besondere Stimmung.“ Und genau da habe es gehapert. Lesen Sie auch: Herforder Wohnzimmer-Gebäude für Millionen saniert - ein Rückblick nach dem Aus &bdquo;Wir kommen nicht aus der Gastronomie“, sagt Uhlen weiter. Und gesteht, die Branche an sich unterschätzt zu haben. Heute wisse er, dass man einen Gastronomiebetrieb nur dann langfristig erfolgreich führen könne, wenn man stets 100 Prozent gäbe und den Job leben würde. &bdquo;Gerade in der heutigen Zeit braucht es einfach Vollblut-Gastronome“, sagt Uhlen, für den von Beginn an nicht zur Diskussion stand, selbst hinter dem Tresen zu stehen. Vielmehr setzte er auf ein erfahrenes Team von Profis, das die Geschäfte führte. &bdquo;Wenn die Welt um mich herum sich ändert, dann passe ich mich an“ &bdquo;Als wir uns aus persönlichen Gründen von unserem damaligen Chefkoch trennen mussten, gestaltete sich die Suche nach einem Top-Koch mehr als schwierig“, sagt er. Doch die Suche nach geeignetem Personal sei nicht der einzige Grund dafür gewesen, jetzt die Reißleine zu ziehen. In der Bevölkerung herrsche eine riesige Unsicherheit durch Inflation und den Krieg in der Ukraine. &bdquo;Die Zündschnur der Menschen ist viel kürzer geworden“, sagt Uhlen. Das zeige sich hier und da am Umgang der Menschen untereinander, aber auch im Konsumverhalten und nicht zuletzt in einer - wie er meint - hilflosen Politik, die die Menschen im Regen stehen lasse. Für Uhlen fühle sich der Betrieb des Wohnzimmers einfach nicht mehr richtig an: &bdquo;Meine Idee der besonderen Begegnung war vielleicht zu romantisch“, sagt er selbstkritisch. Doch als ein Scheitern möchte er die Schließung seines Restaurants nicht verstanden wissen. Er schließe nicht, weil er muss, sondern weil er will. Lars Uhlen trägt sein Herz auf der Zunge. Er möchte agieren und nicht erst reagieren. Die Zügel in der Hand halten und den richtigen Zeitpunkt selbst bestimmen. Und dieser sei nun gekommen, nachdem in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 100.000 Gäste das Wohnzimmer besucht haben und die aufwändige Renovierung und Sanierung des Objekts von allen Seiten wertgeschätzt wurde. Wie es für die Belegschaft weitergeht Die fast 30-köpfige Belegschaft des Wohnzimmers hat die Nachricht über die Schließung kalt erwischt. Doch im Regen stehen lassen, werde er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht, betont Uhlen: &bdquo;Wir führen intensive Gespräche.“ Einige Mitarbeiter werden nahtlos in andere Gastronomiebetriebe wechseln, andere erhalten die Möglichkeit, in einem der anderen Unternehmen Uhlens zu arbeiten oder erhalten eine Abfindung. Darüber, wie es mit der Immobilie und insbesondere dem Wohnzimmer nun weitergehen soll, macht sich Lars Uhlen aktuell noch keine Gedanken. &bdquo;Das wird die Zeit zeigen“, sagt er. Eine Verpachtung oder gar den Verkauf des Hauses strebe er aktuell nicht an. Das Wohnzimmer-Team verabschiedet sich noch am Dienstagabend auf seiner Homepage und in den Sozialen Medien von den Herforderinnen und Herfordern. Das Restaurant gibt außerdem den Hinweis, dass bereits ausgestellte Gutscheine zurück genommen werden: Mehr zum Thema: "Wohnzimmer" in Herford geschlossen: Das passiert mit den Gutscheinen Herforder Wohnzimmer-Gebäude für Millionen saniert - ein Rückblick nach dem Aus

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