Blick auf das Bergertorwehr: 81-jähriger Herforder hat die weite Welt auf 49 Quadratmetern

Herford. Wo der Blick des Besuchers auch hinfällt - in der Wohnung von Hans-Dieter Saak gibt es überall etwas zu entdecken: hier ein Stein, dort ein Fläschchen mit Sand, daneben eine Buddha-Figur, eine kunstvoll geschnitzte Maske an der Wand oder Bilder von großen Schiffen. Und zu jedem Erinnerungsstück hat Saak eine Geschichte zu erzählen - Geschichten aus dem bewegten Leben eines Seefahrers. Denn der gelernte Schlosser hat in seinem Leben die sieben Weltmeere befahren und dabei unzählige Eindrücke mitgebracht, von denen er heute, im Alter, zehrt. "Ich bin ein Fisch, auch vom Sternzeichen: Ich brauche einfach Wasser um mich herum", sagt der 81-Jährige, der sich selbst bei der NW-Redaktion in Herford gemeldet hat, um die Türen zu seiner "besondere Wohnung" für einen Zeitungsartikel zu öffnen. Den Blick auf die Werre mit dem Bergertorwehr, wo jetzt im Frühjahr auch die Wasserfontäne in Betrieb ist, genießt er sehr. Vor allem, seit er nicht mehr gut zu Fuß und außerhalb seiner vier Wände auf seinen elektrischen Senioren-Scooter angewiesen ist. Fast acht Jahre ist es nun her, dass Hans-Dieter Saak in das große Haus mit vielen kleinen Wohneinheiten an der Schützenstraße 2 einzog. Vielen Herfordern ist das Gebäude, in dem ausschließlich senioren- und behindertengerechte Wohnungen sind, als Uhrenhaus bekannt. Denn zur Berliner Straße hin ziert eine riesige Uhr die Fassade. "Das beste an meiner Wohnung ist die Lage", schwärmt Hans-Dieter Saak. Während der Blick aus Küchen- und Wohnzimmerfenster auf die Werre hinaus gehe, sei nach hinten viel Grün zu sehen, oft bewundert er zur Blütezeit den "herrlichen Rosengarten". Darüber hinaus sei er "mit meinem Scooter in Nullkommanichts in der Innenstadt, und auch Ausfahrten entlang des Walles unternehme ich gerne und oft". Besuche in der Herforder Münster- und der Johanniskirche Ist Hans-Dieter Saak einmal nicht unterwegs, ist er bei wärmeren Temperaturen meist auf dem Lieblingsplatz in seiner Wohnung anzutreffen - auf dem Balkon. Genau wie in den Innenräumen hat Saak auch seine "Ruhe-Oase" mit zahlreichen Erinnerungen bestückt. Ein Brunnen, auf dem ein Buddha thront, plätschert beruhigend vor sich hin. "Ich war unter anderem viel in Asien unterwegs. Da habe ich ein Faible für den Zen-Buddhismus entwickelt", erzählt Saak. In Asien könne man so viel lernen, und die Mönche dort strahlten so viel Ruhe aus, schwärmt er. "Aber das kann ich auch in Herford. Wir haben hier so viele Kirchen wie die Münster- oder die Johanniskirche. Auch dort kann ich in die Stille gehen und das genießen." Mehr zum Thema Bauen und Wohnen in Herford lesen Sie hier Ob Südamerika, Kuba oder Jamaika - Hans-Dieter Saak war überall. An der Wand auf seinem Balkon hängen ein hölzernes Steuerrad und eine alte Schiffslampe. Auch ein Anker ist dort zu finden und ein Schild mit Koordinaten drauf: "52° 6' 23 N 08° 40' 52 O - das beschreibt genau den Standort meines Balkons." Zahlreiche Pflanzen gibt es hier übrigens auch - sogar einen großen Keramik-Topf, in dem Wasserpflanzen schwimmen. Auf dem Boden liegt ein großer Stein: "Den habe ich am südwestlichsten Punkt von Europa, in Portugal, selbst aus dem Meer geholt und auf dem Frachter mit nach Deutschland gebracht. Der ist unglaublich schwer", hat Saak schon wieder eine Geschichte parat. Auf dem Balkon an der einen, in der Küche an der anderen Straße Und so geht es im Wohnzimmer weiter. "Steine sind so eine Leidenschaft von mir", sagt er. Erz aus Südafrika, Vulkangestein vom sizilianischen Ätna oder hellbeige Sandsteine aus Israel - daneben ein kleines Glasfläschchen mit Sand aus der Nähe von Bethlehem -, all das und noch viel mehr macht Saaks kleine 49-Quadratmeter-Wohnung zu etwas ganz Besonderem. "Und dass ich an zwei Straßen gleichzeitig, in einem großen Eckhaus, wohne", fügt der 81-Jährige schmunzelnd hinzu. "Auf dem Balkon sitze ich an der Schützenstraße, in der Küche an der Berliner Straße." Die Nähe zum Wasser der Werre, aber vor allem seine Erinnerungen in seiner kleinen Wohnung erfüllen Hans-Dieter Saak mit großer innerer Zufriedenheit, wie er selbst immer wieder sagt. "Ich bin dankbar für meine schöne Wohnung und für jeden Tag, der mein Leben verlängert. Auch diese Einstellung habe ich von den buddhistischen Mönchen mitgebracht." Mehr zum Thema Alle bisher erschienen Teile der Serie "So wohnt Herford" finden Sie hier.

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