Leerstände mit Leben füllen: Diese Läden konnten mit dem Herford-Plan eröffnen

Herford. 30 Leerstände gibt es derzeit in der Herforder Innenstadt. Mit dem Weggang des Modeladens "Patches" im Sommer kommt der 31. hinzu. Glücklich ist Ricarda Mohr damit nicht. Doch die Zentrenmanagerin weiß auch, dass das kein stadtspezifisches Problem ist. Ideen hat die Frau aus Rinteln viele, wie die City wieder belebter werden soll. Mohr spricht im Gespräch mit der "Neuen Westfälischen" auch über schwierige Verhandlungen mit Vermietern, die zu lange Fußgängerzone und wo der Herford-Plan derzeit steht. Ricarda Mohr ist seit Sommer 2021 bei der Stadt Herford angestellt. Als Zentrenmanagerin ist sie Ansprechpartner für Eigentümer von Immobilien, kümmert sich um Förderprogramme, die Aufwertung der Innenstadt und wie sich Leerstände wieder beleben lassen. Mit dem Förderprogramm zur Belebung der Innenstädte und Zentren vom Land NRW konnte die Stadt fünf Mietverträge abschließen. Bis zu 80 Prozent der Alt-Miete werde damit vom Land gefördert. Insgesamt 451.298 Euro hat die Stadt bis Ende 2023 vom Land Nordrhein-Westfalen erhalten. Einen Teil des Geldes wurde für die Anmietung von leeren Ladenlokale genutzt. Der Fördertopf ist aufgebraucht, so Mohr. Zwei Gastronomien - darunter die "Comic-Bar" am Linnebauerplatz - der Juwelier "Lumis" und die Modegeschäfte "Lieblingsteil" sowie "Store 13" haben sich in Herford dadurch angesiedelt. Seit Herbst 2022 hatten alle Läden geöffnet. "Jede Neueröffnung ist in diesen Zeiten ein toller Erfolg", sagt Wirtschaftsförderin Lisa Kunert. Gastro-Kette sucht ausschließlich Lokal am Gehrenberg Doch der kritsche Blick auf die vielen Leerstände bleibt. Gerade in der Bäckerstraße falle dies auf, weil nicht nur ein Geschäft zu ist, sondern oftmals mehrere nebeneinander. Die Mönch-Apotheke hat nach 44 Jahren Ende des vergangenen Jahres geschlossen. Für "Royal-Donuts" war schon nach 13 Monaten wieder Schluss. Auch das Lokal "Cheaty" hat vor Monaten dicht gemacht - ein Nachfolger für die Räume ist nicht in Sicht. Verstärkt will sich Ricarda Mohn daher künftig um die Akquise kümmern. "Das ist durch die Arbeit mit den Förderprogrammen zu kurz gekommen", sagt sie. Aktiv wolle sie auf mögliche Interessenten zugehen. Wer sich bei ihr meldet, dem kann sie sofort eine Liste der geeigneten Standorte zeigen. Die Gastro-Kette "Nordsee", die jahrzehntelang bis in die 80er Jahre in Herford war, suche etwa erneut einen Standort. Mohr: "Doch die möchten ausschließlich an den Gehrenberg ziehen." Und dort sei momentan nichts frei. 30 Leerstände stehen auf Mohrs Liste. "Das ist eine Leerstandsquote von 8 Prozent." Alle Geschäfte innerhalb des Walls gehören hier dazu. Vor einem Jahr gab es bereits 37 leer stehende Ladenlokale. Drei Läden, drei Geschäftsaufgaben Christine Wattler, Inhaberin von "Patches", die sich im Sommer aus Herford zurückziehen, hat von nicht mehr zeitgemäßen Mieten gesprochen. Mit ihrem Vermieter, der im Norden Deutschlands sitzt, kam sie nicht mehr zusammen und hat nach zehn Jahren den Vertrag gekündigt. Das Modegeschäft am Neuen Markt wird schließen. Gegenüber ist die Bäckerei Hensel seit Jahren zu, die Immobilie soll nach langen Überlegungen nun verkauft werden, und auch das alt eingesessene Café Kettler hat aufgegeben. Auch die Stadt hat versucht mit dem "Patches" Vermieter zu verhandeln. Doch ohne Erfolg. Es ist kein Einzelfall. Mohr spricht davon, dass viele Eigentümer der Innenstadtimmobilien die Mieten partout nicht reduzieren wollen. "Die Verhandlung ist noch schwieriger, wenn die Menschen nicht vor Ort sind." Auf detaillierte Mietpreise geht sie nicht ein. Nach dem Mietspiegel der IHK werden für Immobilien in 1a-Lage von Herford 15 bis 30 Euro pro Quadratmeter aufgerufen - je nach Zustand des Objekts. Die beste Lage ist rund um das Modehaus Klingenthal - Gehrenberg, Höckerstraße, Alter Markt. "Künftig wird es nicht mehr nur Handel geben" "Die Stadt hat Potenzial", sagt Mohr, die aus Rinteln stammt und daher einen "frischen" Blick auf Herford werfen konnte. Herford punktet mit viel Wasser und Fachwerk, es gibt ein Kino, Museen und noch viele inhabergeführten Geschäfte. "Herford steht im Vergleich zu anderen Städten noch ganz gut da, was den Leerstand angeht", sagt Mohr. Getan werden muss dennoch etwas. Die Fußgängerzone sei zu lang, es brauche mehr Aufenthaltsflächen am Fluss und einen Branchen-Mix. "Künftig wird es nicht mehr nur Handel in der Innenstadt geben", sagt die Expertin. "Wir müssen mehr Erlebnisse schaffen." Das könne eine Gastronomie mit einem besonderen Angebot sein, innovative Veranstaltungen in Geschäften: "Es muss mehr stattfinden." Nur so könne dem Online-Handel entgegen getreten werden. "Wir müssen uns als Stadt interessant machen." Mit den fünf neuen Inhabern, die über das Landesprogramm eine Teilförderung der Miete bekommen haben, sei sie schon in Gesprächen, wie es nach der Förderung weiter gehen kann. Bis zum 31. Dezember läuft die Finanzierung noch. Anderthalb Jahre lang haben sie von einer reduzierten Miete profitiert. "Ein Laden hat schon einen Anschlussmietvertrag abgeschlossen", berichtet Mohr, die hofft, dass auch die anderen Inhaber noch lange in Herford bleiben werden. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping"

Meistgelesen