Veränderungen beim Herforder Weihnachtsmarkt: Neues Konzept bis Ende April

Herford. Einstimmig hat der Herforder Rat am Freitagabend beschlossen, die Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford mit der Erstellung eines Konzepts für die Neuausrichtung des Herforder Weihnachtsmarktes zu beauftragen. Das Konzept soll bis Ende April vorliegen. Das erfordert einen sportlichen Zeitplan. In einem Rutsch wurde auch beschlossen, ein Konzept zur Belebung des Rathausplatzes und der Markthalle mit Veranstaltungen und Platzinszenierungen, etwa als Teil von "Mein Sommer, meine Stadt", zu entwickeln. Es hat einen Kompromiss zwischen den kleinen Fraktionen und der großen Koalition aus SPD und CDU über den Weg zum gemeinsamen Beschluss gebraucht. Einigkeit über Handlungsbedarf beim Weihnachtslicht Der war aber nicht schwer zu finden, denn alle waren sich einig, dass sich am Weihnachtslicht etwas ändern muss, um es attraktiver zu machen. Eine zentrale Frage wird sein, ob die vorgeschlagene Konzentration des Herforder Weihnachtsmarktes auf die Achse Alter Markt, Mausefalle, Münsterkirchplatz, Rathausplatz und Markthalle machbar ist und ob sich die sich daraus ergebenden Probleme, etwa für den Wochenmarkt und den Busverkehr, zufriedenstellend lösen lassen. Die ursprüngliche Beschlussvorlage der Verwaltung hatte für Unmut bei direkt oder indirekt Beteiligten wie Schaustellern, Marktbeschickern und Radewiger Aktiven gesorgt, weil die Formulierung keinen Zweifel an der grundsätzlichen Entscheidung für die Achse Alter Markt-Rathausplatz zuließ und sie sich damit übergangen fühlten. In der Sitzung ging es nach Entschärfung der Vorlage nur noch darum, das neue Konzept zunächst auf Machbarkeit und Kosten zu prüfen. Bürger sollen zu ihren Wünschen befragt werden Der im Rat gefundene Kompromiss liegt in einer Ergänzung des Beschlusses, der die zeitnahe Einbeziehung aller Beteiligten und der Bürger regelt: "Die Anhörung der innerstädtischen Akteurinnen und Akteure erfolgt exponiert in dem bestehenden Gesprächsformat ,Frühschicht' der Wirtschaftsförderung noch im Februar unter Beteiligung der Pro Herford. Dort erzielte Ergebnisse oder Positionen werden bei der Erstellung des Konzeptes besonders berücksichtigt. Die Pro Herford wird beauftragt, im möglichst repräsentativen Umfang die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen." Die Frühschicht war 2020 für den regelmäßigen Austausch zwischen den Händlern und Gastronomen der Innenstadt untereinander aber auch mit dem Citymanagement eingeführt worden. Seitenhieb gegen den Bürgermeister Herbert Even von den Grünen hatte in der Diskussion auf die Komplexität der Thematik hingewiesen: Es gehe um Städtebau, Verkehrsregelung, Weihnachtsmarkt, Wochenmarkt, Markthalle und Veranstaltungen. "Die Voreiligkeit der Verwaltung war ein Kommunikationsdesaster, weil die Betroffenen nicht gefragt wurden", urteilte Even. Und weiter wohl als Seitenhieb gegen Bürgermeister Tim Kähler: "Bei solch schwierigen Fragen soll nicht Ungeduld einer Person entscheidend sein." Dabei gebe es gute Gründe zu fragen, ob "die Verkleckerung des Weihnachtsmarktes" zielführend sei. Sarah Heitkemper (SPD) brachte eine repräsentative Umfrage nach den Wünschen der Bürger ins Spiel. Was ist den Marktbeschickern zuzumuten? Werner Seeger (CDU) sieht die Stadt in Sachen Weihnachtsmarkt wenn nicht an einer Zeitenwende so doch vor einem "denkwürdigen Punkt". Man wolle ein Herzstück der Stadt positiv entwickeln. Seine Fraktion stehe zur Verwaltungsvorlage: "Sonst wären wir wohl noch nicht so weit". Man werde sich das Konzept auch daraufhin anschauen, was den Marktbeschickern zuzumuten sei. Udo Gieselmann von den Bürgern für Herford und Inez Déja (Linke) forderten einen "Runden Tisch" aller Beteiligten auf Augenhöhe, gaben sich aber auch mit der "Frühschicht" zufrieden. Andreas Jotzo (fraktionslos) sieht auch den Bedarf nach neuen Impulsen. Von einer Achse mit den gleichen Weihnachtsmarktbeschickern an neuer Stelle hält er aber nichts. Er glaubt auch nicht, dass sich ein neues Konzept noch in diesem Jahr durchsetzen lasse. Bürgermeister hat mit Reaktion gerechnet Heinz-Günther Scheffer (Liste 2004) machte sich für die Wochenmarktbeschicker und den Gänsemarkt stark, gestand aber dem Bürgermeister zu, angestoßen zu haben, was sonst nicht so schnell zustande gekommen wäre. Eckhard Klemens (FDP) fragte nach einem ganz neuen Nutzungskonzept für die Markthalle. Tim Kähler sagte, er sei sich sich der Reaktion auf die Verwaltungsvorlage vorab bewusst gewesen, aber: "Ein Bürgermeister darf auch mal sagen, dass man nach langer Diskussion zum Ergebnis kommen muss." Zur Wahrheit gehöre auch, dass nicht alle Interessen unter einen Hut zu bringen seien. Er habe auch gelernt, dass die Repräsentanten von beteiligten Gruppen nicht immer einer Meinung mit allen ihren Akteuren seien. Sorge der Wochenmarktbeschicker, auf den Gänsemarkt verdrängt zu werden Auch Geflügelhändler Nils Thenhaus will sich am Treffen zur Frühschicht beteiligen, sagt er auf NW-Nachfrage am Samstagmorgen. Eine Sorge, die manchem Marktbeschicker den Schlaf raube, sei, dass sie für die Zeit des Weihnachtsmarktes vom Rathausplatz auf den Gänsemarkt verdrängt werden. So werde das System Wochenmarkt/Markthalle zerrissen und es gehe wichtiger Umsatz verloren. Thenhaus: "Wir brauchen den Platz als feste Größe und wir leiten die Leute in die Markthalle." Tatsächlich seien die Marktbeschicker nicht einer Meinung, ob sie mit einem autofreien Rathausplatz zurecht kommen können. Es sei für ihn selbst akzeptabel, wenn stattdessen die Plätze hinter dem Rathaus von Kunden genutzt werden könnten. Einen Stand in der Markthalle zu belegen ist für ihn noch immer nicht vorstellbar. Einerseits müsse er seinen teuren Verkaufswagen, den er auch für andere Märkte brauche, auslasten. Andererseits gebe es in der Markthalle keine Klimaanlage und keine Kühltheke, die seine besonders empfindliche Ware im Sommer kühl genug halten könne. Er könne auch vom Arbeitsaufwand her nicht die erforderliche Mehrarbeit leisten, schon gar nicht gastronomische Angebote machen.

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