Trotz vieler Herausforderungen: Herforder Unternehmen Brax übertrifft Umsatzplan

Herford. Eine Gesamtumsatz-Prognose von 300 Millionen Euro hatte Marc Freyberg, Geschäftsführer und Unternehmenssprecher des Herforder Modeherstellers Brax, im vergangenen Sommer gewagt. "Das war sowieso schon ziemlich optimistisch, eigentlich gar nicht unsere Art", meint Freyberg rückblickend. Umso erfreuter ist das Modeunternehmen beim Blick auf die wirklich erreichte Zahl unterm Strich für das Jahr 2022: Sogar 303,4 Millionen Gesamtumsatz sind erreicht worden. "Das ist ein extrem positives Ergebnis", sagt Freyberg. Im Vergleich zum Jahr 2021, wo der Umsatz nicht nur bei Brax vor allem durch die Corona-Pandemie einbrach und unterm Strich 253 Millionen standen, können sich die Herforder nun ein Plus von rund 20 Prozent auf die Fahne schreiben. Im letzten Jahr ohne Pandemie, 2019, hatte der Jahresumsatz noch 320 Millionen Euro betragen. Und der Trend scheint - was den Markt angeht - wieder in Richtung Normalität zu gehen. "Wir haben im Januar 2022 unsere Planzahlen festgeschrieben, da hat noch keiner wirklich mit dem Ukraine-Krieg gerechnet oder damit, dass die Inflation so schnell schlimmer werden würde", so Freyberg. Als Russland die Ukraine angriff, habe Brax bewusst die Entscheidung getroffen, das Russland-Geschäft erst einmal einzustellen - "im Gegensatz zu anderen", wie Freyberg sagt - und damit Verluste in Kauf genommen. "Wenn man diese ganzen Rahmenbedingungen und Herausforderungen berücksichtigt, haben wir 2022 ein sensationelles Jahresergebnis erreicht." Wie Phönix aus der Asche starteten die Brax-Geschäfte nach den Corona-Jahren durch Was die Gründe dafür angeht, analysiert der Herforder Modehersteller dezeit und eine Tatsache überrascht: "2022 war ein absolutes Top-Jahr für unsere Stores, unsere eigenen Brax-Geschäfte", sagt Freyberg. Wie Phönix aus der Asche hätten die Stores nach den beiden Corona-Jahren acht Prozent mehr Umsatz gemacht als geplant. Der E-Commerce-Bereich, also das Online-Geschäft, das während der Pandemie der "Rettungsanker" war, habe dagegen ungefähr so viel Umsatz erzielt wie 2021 und sei damit leicht unter den Erwartungen geblieben. "Offenbar haben wir mit unseren Kollektionen den Geschmack getroffen, aber entscheidend ist ein anderer Faktor: gutes Personal in den Stores", betont der Unternehmenssprecher. Die Entscheidung, das Verkaufspersonal trotz Lockdowns weitestgehend zu behalten, sei richtig gewesen und habe sich ausgezahlt, so Freyberg weiter. "Wir haben gemerkt, dass die Kunden gute Beratung in den Geschäften zu schätzen wissen. So entsteht eine Bindung, und wir haben höhere Verkaufs- und Trefferquoten, wenn die Beraterin oder der Berater mal schnell eine fehlende Größte besorgt oder Kombinationsmöglichkeiten aufzeigt." Andere in der Branche hätten jetzt Schwierigkeiten, gutes Personal zu finden. Ein erster Brax-Store habe im vergangenen Jahr in Wien aufgemacht, hier seien gleich 2 Millionen Umsatz erzielt worden. "In Österreich hat Brax sowieso einen höheren Marktanteil", so Freyberg. Das Geschäft mit dem zweithöchsten Umsatz sei Antwerpen in Belgien gewesen. Insgesamt sei das internationale Geschäft stärker gewesen als das nationale. Outlet in Herford: Die Umbauarbeiten haben begonnen Insbesondere die USA und Kanada seien gut gewesen. Und zwei weitere Schlüsse zieht Freyberg aus den Zahlen: "Herren waren etwas stärker als Damen und Hosen waren ein bisschen besser als Oberbekleidung." Auch die Outlets haben die Erwartungen für 2022 fast erfüllt. Neben dem größten und ältesten in Herford gibt es noch 18 weitere Outlets – zwei in Holland, eins in Belgien, zwei in Österreich und 13 in den deutschen Outlet-Zentren entlang der Autobahnen. "Nach Corona hat sich dieses Geschäftsfeld schwer getan, aber wir haben die Preise hier leicht angehoben. Und das zweite Halbjahr 2022 hat die Anlaufschwierigkeiten dann wieder rausgerissen", resümiert Freyberg. Im Herforder Outlet Im Kleinen Felde, das in diesem Jahr seit 25 Jahren besteht, haben die geplanten Umbauarbeiten begonnen: Alles soll moderner werden, neue Möbel sollen die Präsentationen attraktiver machen und es wird auch Aufenthaltsmöglichkeiten mit Sitzgelegenheiten geben, hatte das Unternehmen bereits im vergangenen Sommer angekündigt. Nun liegt der Fokus erst einmal auf der neuesten Kollektion - die Modehersteller sind da schon einen Schritt weiter beim Herbst/Winter 2023. Die neuesten Herren- und Damen-Trends werden ab Mittwoch eine Woche lang in der Landeshauptstadt präsentiert. Auch Brax öffnet zu den Düsseldorfer Fashion Days (DFD) den dortigen Showroom für die Einkäufer. Freyberg: "Schwarzmalerei tut uns nicht gut" Zur neuen Kollektion fällt Marc Freyberg ein Text des deutschen Musikers Peter Fox ein: ",Alle malen schwarz, ich seh die Zukunft pink' - das passt einerseits, weil das neu ausgegebene Farb-Motto ,Viva Magenta' ist", sagt Freyberg. Aber auch in anderer Hinsicht findet der Brax-Geschäftsführer das Zitat passend: "Es wird Zeit, dass mal Schluss ist mit Schwarzmalerei und Panik-Mache. Klar ist alles nicht ganz rosig, aber ganz schrecklich eben auch nicht. Und diese Schwarzmalerei tut uns nicht gut." Ostwestfalen seien Realisten, meint Freyberg, allerdings mit einer Tendenz zum Optimismus. "Es gibt viele gute Gründe, auch an dieses Jahr zu glauben, deshalb werden wir unseren Umsatzplan aufgrund des guten Ergebnisses 2022 auch noch einmal nach oben korrigieren. Wir sind noch nicht ganz fertig, aber 310 Millionen könnte ich mir durchaus vorstellen."

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