Einst Hamburgs jüngster Hoteldirektor eröffnet Intercity-Hotel in Herford

Herford/Löhne. Das Rauchen hat er nach 20 Jahren endlich aufgegeben, stattdessen ist Tim Henrik Göhring gern und oft mit seinem Hund Jack unterwegs. Gemeinsam mit dem Dalmatiner erkundet er die grünen Achsen rund ums neue Intercity-Hotel Herford. "Ich lernen dadurch die Umgebung kennen und bekomme den Kopf frei", sagt Göhring. Der 41-Jährige ist seit dem 1. Juli Hoteldirektor des 135-Zimmer-Hauses. Innerhalb von nur zehn Wochen hat er mit seinem Team das Hotel im Marta-Viertel am Samstag, 1. Oktober, eröffnet. "Das ist maximal kurz", sagt er im Gespräch mit der NW. Währenddessen klingelt immerzu das Telefon, überall wuseln Menschen durchs Hotel, die dem Haus den letzten Schliff verpassen. "Jeder macht alles", sagt Göhring. So hat er es auch seinem Team verkauft. "So eine Hoteleröffnung ist eine unglaubliche, intensive Erfahrung." 18 feste Mitarbeiter arbeiten im Intercity-Hotel für den Betreiber Scoop Hotel - überwiegend fest angestellt. Hinzukommt ein Unternehmen für die Reinigung und ein externer Hausmeister. Zum 1. Oktober folgte ein so genanntes "Soft Opening". Etwa 30 Zimmer waren an diesem Samstag belegt. Der erste Tag, die erste Gästebegrüßung, das sei schon besonders - auch emotional, sagt Göhring, der das erste Pärchen eine halbe Stunde nach dem Aufschließen der Tür in Empfang nehmen durfte. Erste Buchungsanfragen gab es aber schon weit im Voraus - auch zur Küchenmesse Mitte September. Es dauert, bis der Hotelablauf reibungslos läuft Menschen aus der ganzen Welt zieht es da in die Region. Ein super Geschäft für die Hotels in Löhne, Herford oder Bünde. Ob es da nicht weh tue, dass das Intercity-Hotel nicht passend zu der Veranstaltung des Jahres eröffnet werden konnte? "Rein wirtschaftlich gesehen, wäre es natürlich toll gewesen", so Göhring. Doch der 41-Jährige weiß auch, was eine Eröffnung bedeutet. "Es gibt immer Kinderkrankheiten. Es dauert bis zu drei Monate ehe alles reibungslos läuft." Das sei der normale Prozess. Und so ist es fürs Team besser, Schritt für Schritt die Auslastung des Hotels hochzufahren und nicht direkt zum Start durch die Küchenmesse voll belegt zu sein. "Die Messe ist wichtig, aber allein davon kann ein Hotel nicht leben." Mit Merkel in der Sky-Bar geplaudert Tim Henrik Göhring kennt die Branche gut. Der blonde Mann mit der Hornbrille war einst Hamburgs jüngster Hoteldirektor. Mit 27 Jahren hat er die Leitung des Empire Riverside Hotels übernommen. Dort zeigte er sich verantwortlich für 327 Zimmern und Suiten, in der Sky-Bar "20up" hat er nach Angaben des "Hamburger Abendblatt" schon mit Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel geplaudert. "Das stimmt", sagt er darauf angesprochen. Merkel war der erste hochkarätige Gast, dem er im "Riverside" die Hand schütteln durfte. "Das war zum Start ein tolles, persönliches Highlight." Auch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, waren schon seine Gäste, ebenso wie die Musiklegenden Howard Carpendale und Udo Jürgens. Bei manchen reicht die Zeit nur für ein Foto, andere lernt man kurz kennen. "Udo Jürgens war eine faszinierende Persönlichkeit", sagt Göhring, der gebürtig aus Schleswig-Holstein stammt. Über weitere Treffen schweigt er lieber. Diskretion ist alles in der Branche. "Meine Eltern wollten am liebsten, dass ich wie sie Banker werden", sagt Göhring heute. Und muss schmunzeln als er an die Diskussionen in seiner Abiturzeit zurück denkt. Er habe gerne gekellnert und nach seinem Abschluss beschlossen, eine Lehre zu machen statt studieren zu gehen. Begeistert waren seine Eltern anfangs nicht. Doch das dürfte sich mittlerweile geändert haben. Zuletzt hat er die Erlebniswelt Schloss Bückeburg geleitet Göhring hat eine steile Karriere hingelegt. Seine erste eigene Hoteleröffnung war im Winter 2007 mit dem Empire Riverside Hotel in Hamburg. 2010 wechselte er zur Budgetgruppe Motel One, die gegenüber der Hauptkirche St. Michaelis, dem Hamburger "Michel", ein 437-Zimmer-Haus eröffnete. Tim Henrik Göhrings zweite Hoteleröffnung. Lange Jahre hat er in Hamburg gelebt. 2013 nahm sich Göhring eine Auszeit, er zog ins Weserbergland. Führte dann einen eigenen Betrieb und arbeitete parallel dazu für die Schloss Bückeburg Erlebniswelt im Kreis Schaumburg, die er später auch leitete. "Dort bin ich immer mehr in die Gastronomie reingerutscht", sagt er. Sechs Jahre lang war er dort tätig, dann wechselte er zu Scoop Hotels und mit dem Intercity-Hotel Herford stand nun seine dritte eigene Hoteleröffnung an. Seinen Beruf in der Erlebniswelt habe er sehr gerne gemacht, "doch ich habe das Hotel vermisst". Seit fast vier Jahren lebt er mit seinem Ehemann und dem Dalmatiner Jack bereits in Löhne. Im Ortsteil Gohfeld haben sie eine Heimat gefunden. Seinen Schritt hinein in die Hotelbranche bereut er nicht - im Gegenteil: "Ich liebe meinen Beruf." Vielseitig, wandelbar und innovativ sei das Business, es gibt viele berufliche Möglichkeiten, man kann schnell Karriere machen und überall auf der Welt arbeiten.

Meistgelesen