Naturstein bleibt starker Trend beim Herforder Luxusküchen-Hersteller Poggenpohl

Herford. Der Luxusküchen-Hersteller Poggenpohl konnte die Kurzarbeit am Stammsitz im Herforder Industriegebiet Herringhausen jetzt beenden. Das teilt Christina Knorr, Director Brand/Marketing, beim Rundgang durch die in Teilen neu gestaltete Hausausstellung zur Küchenmeile A30 mit. Erwartet werden Handelspartner aus der ganzen Welt, auch neue Händler aus Asien. Das Unternehmen hat schwere Zeiten mit mehrfachem Wechsel von Eigentümer und Geschäftsführung erlebt. Im September 2020 übernahm der chinesische Investor Jomoo das Unternehmen. Seit gut einem Jahr steht nach Ralf Marohn als Interims-Geschäftsführer Dirk Lange an der Spitze. Rückbesinnung auf die Wurzeln Poggenpohl will sich wieder auf seine Wurzeln besinnen. Im Untergeschoss der Hausausstellung lässt man die 130 Jahre Geschichte Revue passieren, um zu zeigen, dass man in der Region verwurzelt ist und die hier vorhandene handwerkliche Kompetenz im Unternehmen und bei den Zulieferern zu nutzen weiß. Zwei zur Doppelhelix verdrehte Furnierstücke sollen die DNA des Unternehmens symbolisieren, sagt Knorr. Das Unternehmen ist aus einer Tischlerei hervorgegangen und gilt als Erfinder der modernen Einbauküche. Ein Hingucker ist die 1970 vom Designer Luigi Colani als Vision für das Jahr 2000 entworfene blaue Kugelküche. Es ist ein Arbeitsplatz auf minimalstem Raum, wie die Kommandozentrale eines Science-Fiction-Raumschiffs. Die Poggenpohl-Küche von heute bedient auch Kunden mit kleinen aber feinen Wohnungen in der Großstadt. Die in der Austellung inszenierten Modelle brauchen aber überwiegend ihren Raum und ihre Kulisse, um wirken zu können. 400 Mitarbeiter in aller Welt Die erläuternden Wandtexte in der historischen Ausstellung sind durchgängig in Englisch verfasst - die deutsche Variante gibt es nur in einer Broschüre. Das ist wohl der hohen Exportquote von 60 bis 70 Prozent geschuldet. Es werden zur Küchenmeile große Gruppen von Händlern aus den USA und Asien einschließlich Indien erwartet. Die USA und das Vereingte Königreich sind derzeit die stärksten Märkte für Poggenpohl mit einer trotz der Turbulenzen stabilen Händlerschaft. Insgesamt werden Küchen über 20 eigene Studios und autorisierte Handelspartner in mehr als 70 Ländern weltweit vertrieben. Poggenpohl beschäftigt nach Knorrs Angaben derzeit weltweit 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter am Produktionsstandort Herford. Wichtig bleibt der heimische Markt. Jan Bobe ist seit Anfang vergangenen Jahres verantwortlich für Vertrieb und Marketing in Deutschland und Österreich. Er war vor einem Zwischenspiel bei einem schwedischen Luxus-Betten-Hersteller von 2004 bis 2013 in leitender Funktion beim Löhner Küchenhersteller Siematic. Die Händler haben ihm gespiegelt, dass bei Poggenpohl nach turbulenten Zeiten eine gewisse Kontinuität und Sicherheit zurückgekehrt sei, die vertauensbilden sei, sagt Bobe. Bobe und Knorr sind begeistert von der Treue ihrer Händler. Luxuskunden sparen nicht an der Küche Bobe selbst liebt es, wenn eine langlebige Küche nach 20 bis 30 Jahren Patina "von Mehl und Rotwein" ansetzen könne und immer noch schön sei. Die Küche "Delicious Welcome" am Entrèe zur Ausstellung mag so ein Modell sein. Blickfang ist hier die Kücheninsel aus hellen brasilianischem Quarzit in rundlichen Formen, die wie aus einem Block geschlagen zu sein scheint. Ergänzt ist sie durch Schränke der Linie +Segmento, die sich durch ein durchgehendes Furnierbild über die Fronten hinweg auszeichnet. Christina Knorr hat schon bei einem Luxusuhrenhersteller gearbeitet und kennt sich aus in der Luxusbranche. Knorr und Bobe spüren im Luxussegment derzeit keine Kaufzurückhaltung: "Diese Kunden haben die Möglichkeit, ihre Träume zu verwirklichen." Auch, wenn sie sich vom Planer eines Studios in einem gemeinsamen kreativen Prozess eine neue, individuelle Küche maßschneidern lassen. Entscheidend für die Zufriedenheit, so Knorr, sei auch ein funktionierender Service. Ein großer Trend ist Naturstein - auch auffallend marmoriert - und eine Vielfalt von Materialien. Aber, so Knorr, es gibt auch Kunden, die es lieber monochrom bevorzugen.Verwirklicht ist das in der Inszenierung "Simply Black". Der Schatz von König Artus Der Leitgedanke der Hausmesse heißt "Sensing Space" - sinngemäß Wahrnehmung des Raums. Die "Kücheninstallationen" heißen etwa "Rhapsody of Comfort" oder "The Treasure of Arthur". Sie sollen beispielhaft zeigen, was möglich ist. So erstreckt sich der "Schatz von König Artus" über zwei Kücheninseln mit Keramik-Fronten, die über einen Bar-Tresen miteinander verbunden sind, auf sechs Metern Länge. "Eine Küche wie eine Trutzburg, deren Inneres entdeckt werden will", heißt es in der Pressemitteilung von Poggenpohl. "Dulce Isla" - süße Insel - als Variante der Line +Modo soll trotz ihrer Größe durch helle Fronten leicht und einladend wirken. Auch die Landhausküche wird wiederbelebt. So soll "Sound of the Sea" in "frischen Küstenfarben" eine Hommage an südenglischen Lebensstil sein. Sie alle, so Christina Knorr, sollen durch handwerkliche Ästhetik und höchste Präzision überzeugen.

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