Erster nachhaltiger Laden: Wie nachhaltige Mode den Öko-Stempel abstreift

Frau Kliewe-Meyer, wie sind die ersten Tage hier in Herford für Ihr neues Laden-Konzept gelaufen? Die Eröffnung am 2. April und auch die Woche danach waren - ich sag' jetzt mal - mega. Die Herforder und Herforderinnen waren neugierig. Und ich freue mich besonders, dass das ganze Angebot angenommen wird - es kommen Kunstinteressierte, Menschen, die an dem Mobiliar interessiert sind und natürlich an der Mode. Gab es viel Feedback? Und welches? Die Motivation der Menschen, die zu uns kommen, reicht von "Der ehemalige Laden 13 hat was Neues" bis zu "Endlich gibt es ein nachhaltiges Ladenkonzept in Herford". Letzteres freut mich natürlich besonders, da können wir ein bisschen Pionier spielen. Nach welchen Kriterien wählen Sie die &bdquo;Friends“ im Like a Bird & Friends-Konzept aus? Ist Nachhaltigkeit da wirklich der einzige Aspekt? Die meisten, die ihre Produkte hier im Store 13 gemeinsam mit mir anbieten, sind bereits langjährige Partner. Kennengelernt habe ich viele der Unternehmen auf der Nachhaltigkeitsmesse in Berlin. Das sind alles eher kleine Unternehmen, die aber der Grundgedanke verbindet. Mit einigen habe ich auch schon gemeinsame Produkte entwickelt - zum Beispiel das Shirt mit dem Aufdruck "Rock your Future". Voraussetzung ist, dass alle Unternehmen, die im Store 13 ihre Sachen anbieten, nachvollziehbar zertifiziert sind, das heißt, dass sie soziale und ökologische Mindeststandards erfüllen. Ihre Mode ist ja alles andere als das, was man gemeinhin als &bdquo;Öko-Mode“ verstehen würde. Wie wichtig ist trendiges Design auch für diesen Zweig? Es hört sich vielleicht komisch an aus meinem Mund, aber das Erste ist immer die Optik. Das Kleidungsstück muss zunächst einmal überzeugen, schließlich ist es ein Konsumgut. Und Nachhaltigkeit bedeutet schlussendlich, dass Ökologie, Soziales und auch Ökonomie in Balance sind. Ist das anders als noch vor einigen Jahren? Die Modewelt ändert sich derzeit sehr. Gerade in der nachhaltigen Mode ist der Anspruch auch eine gewisse Zeitlosigkeit in den Designs, die aber dennoch dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Die Kollektionen sollten nicht nach einem Jahr schon wieder out sein, sondern bis zu fünf Jahre überdauern. Im Moment habe ich für Like a Bird im Laden zum Beispiel eine Kollektion, die auf der Farbe Grün basiert. Es ist ein organisches Muster mit verschiedenen Grüntönen. Und das Grün wird allgemein seit 2021 bis ins kommende Jahr 2023 hinein bleiben. Farbtrends kommen und gehen zum Beispiel langsamer als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Und das ist nur ein Beispiel für eine grundsätzliche Veränderung in der Modewelt. Warum passen Ihre Designs und der Laden nach Herford? Es ist dieses Gebäude, in dem der Store 13 ist: Es ist denkmalgeschützt, in der Altstadt, im Kern einer Hansestadt. Dahinter steckt für mich ein ganz bestimmtes Wertesystem, das passt. Im Haus selbst steckt so viel Liebe und das Areal mit der Markthalle, dem Rathaus und dem Münster - das hat alles so viel Seele. Und dieser Kern, der insgesamt sehr wertig ist, erfährt hier jetzt Wertschätzung. Herford soll wieder strahlen, wie vielleicht in alten Zeiten. Aber schön wäre es, wenn wir dem Ganzen bewusst etwas Neues einhauchen, alles ein wenig in die heutige Zeit transferieren könnten. Und dafür würde ich mir noch ein wenig mehr Umfeld wünschen, das auch zu diesem Nachhaltigkeitsgedanken und dem damit verbundenen modernen Lifestyle passt. Herford hat zum Beispiel noch keinen Unverpackt-Laden oder einen wertigen Second-Hand-Store. Mein Traum wäre es, das irgendwann alles miteinander zu verbinden. Das wäre auch für Herford gut. Wovon lassen Sie sich bei Ihren Entwürfen inspirieren? Also, zunächst einmal hat Corona die Kreativität ein wenig blockiert und dann auch wieder verändert - aber ich glaube, das war in vielen Bereichen so. Grundsätzlich sind es Farb- und Trendthemen, mit denen ich mich beschäftige, auf der Stoffmesse in München zum Beispiel oder über Trendbüros. Das Beobachten der Möbelwelt ist auch immer ein Aspekt, denn in dieser Branche ist man immer einen kleinen Schritt voraus was die Farb-Trends angeht. Es entstehen dann gewisse Print-Grundideen aus diesen verschiedenen Inspirationsquellen in meinem Kopf. Aber unterm Strich ist ein neuer Entwurf eigentlich ein Gefühl, was ich in mir habe und was sich schwer beschreiben lässt. Mit meinen Partnern erarbeite ich dann Schritt für Schritt individuelle Drucke, die es dann nur bei Like a Bird gibt. Welches ist bisher ihr persönliches Lieblingsstück? Warum? Und wie sieht es aus? Da habe ich direkt zwei bis drei im Kopf... Ich habe ein schwarzes Kleid, das ist nicht von Like a Bird. Aber ich mag es, weil es so neutral ist. Ich habe es schon länger und ich weiß, dass ich es auch in zehn Jahren noch haben werde. Von Like a Bird ist mein Lieblingsstück ein Kleid aus Rosenviskose. Damit hatte ich den größten Erfolg bisher. Aber das ist nicht der einzige Grund. Ich mag das Stufenkleid, das es in Rosé und in Bleu gab. Das in Rosé habe ich bis auf das letzte Exemplar verkauft. Aber eines in Bleu habe ich noch und werde es vermutlich bis an mein Lebensende aufheben. Wo sehen Sie sich, Ihr Label und ihren neuen Store 13 in fünf Jahren? Was würden Sie sich wünschen? Ich würde mir wünschen, dass sich unsere Idee als Franchise-Konzept multiplizieren lässt. Damit könnten wir dann mehreren Städten neues Leben einhauchen, das dem Zeitgeist entspricht. Aber jetzt beginnen wir erst einmal mit Herford.

Meistgelesen