Viele Kinder können nicht schwimmen: So soll sich das in Herford ändern

Herford. Immer mehr Kinder haben in den vergangenen Jahren gar nicht Schwimmen gelernt oder sind nicht sicher genug im Wasser. Fast zwei Drittel der Kinder unter zehn Jahren gelten als nicht sichere Schwimmer. Selbst an weiterführenden Schulen sind nur 50 Prozent sichere Schwimmer. Das Interesse von Eltern, mit ihren Kindern Schwimmen zu gehen, hat offenbar nachgelassen. Auf Wartelisten für Schwimmkurse stehen oft 100 Kinder. Die Schulen sind überfordert. Die Corona-Pandemie mit ausgefallenen Schwimmkursen hat das Problem zugespitzt. Das ist einerseits gefährlich, weil Ertrinken im Meer, in Seen, Flüssen und Gartenteichen eine der häufigsten Todesursache ist. Andererseits müssen Nichtschwimmer auf ein Stück Lebensfreude und eine Möglichkeit, sich fit zu halten, oft lebenslang verzichten. Der Lions Club Herford hat jetzt zum zweiten Mal Vereine und eine Schule ausgezeichnet, die auf verschiedene Art helfen, Kindern das Schwimmen beizubringen. Die Stadt Herford arbeitet an einem Aktionsprogramm. "Sei ein Löwe, lerne Schwimmen" "Sei ein Löwe, lerne Schwimmen" heißt das Motto, unter dem die Lions schon 2019 Geldpreise ausgelobt haben. "Löwen sind ja nicht dafür bekannt, dass sie gute Schwimmer sind", räumt Präsident Christian Maas ein. "Aber es gibt ja auch Seelöwen." Immerhin wird Löwen Tapferkeit zugeschrieben. Der Lions Club Herford wurde 1959 gegründet und hat aktuelle 35 Mitglieder, davon sind 20 aktiv, etwa in der Förderung von sozialen Projekten und in unbürokratischer Hilfe für Menschen in Not. Das Geld kommt herein durch Aktionen wie den Raritätenmarkt zur Weihnachtszeit. In Sachen Schwimmen wurden insgesamt 3.000 Euro ausgelobt. Der erste Preis in Höhe von 1.500 Euro geht an den Polizei-Sport-Verein Herford, der zweite Preis in Höhe von 1.000 Euro an die Grundschule Landsberger Straße und der dritte Preis in Höhe von 500 Euro an den Freibadverein Elverdissen. Im Elverdisser Freibad fand auch die Auszeichnung statt. Die Resonanz auf den Wettbewerb seitens der Vereine war 2019 größer, stellte Maas fest: "Die Vereine müssen sich wohl neu sortieren. Die Zwangspause hat ihre Spuren hinterlassen." "Kein Kind soll auf der Strecke bleiben" Das Angebot des Polizei-Sport-Vereins hat die Jury überzeugt, weil das Angebot nicht leistungsorientiert ist, sondern besonders auf Kinder mit Defiziten und Ängsten eingeht. Es gibt Mutter-Vater-Kind-Kurse, die von Vereinsmitgliedern geleitet werden. "Es ist eine große Schwimmfamilie", meint Maas. "Kein Kind soll auf der Strecke bleiben, wir finden immer eine Lösung", sagt Katharina Klein vom Verein. Ein Kurs wurde auf Wunsch der Gemeinde Hiddenhausen im Hallenbad des Johannes-Falk-Hauses gegeben. Die Grundschule Landsberger Straße bekommt 1.000 Euro. Hier hatte man mit Erschrecken festgestellt, dass es in der dritten Klasse mehr Nichtschwimmer als Schwimmer gibt, und gegengesteuert. Der Preis ist für die Anschaffung von Schwimmhilfen bestimmt. Dem Freibadverein Elverdissen gebühren 500 Euro, weil sich die Aktiven für den Erhalt des Bades erfolgreich eingesetzt haben. Der Verein ersetzt seit 2013 Familien die Gebühren für Schwimmkurse, wenn die Kinder Mitglied im Verein werden und regelmäßig am Kurs teilgenommen haben. Die Kurse bietet der TV Elverdissen an. "O!ben bleiben! Schwimmen lernen für alle" Auf das finanzielle Engagement von Sponsoren und die Zusammenarbeit mit Kitas, Schulen, Stadtsportverband und Badbetreiber setzt auch die Stadt Herford bei ihrem auf zunächst drei Jahre angelegten Aktionsplan "O!ben bleiben! Schwimmen lernen für alle". Das Konzept wurde kürzlich im Sportausschuss vorgestellt. Das Ziel ist, dass möglichst alle Kinder am Ende der Grundschulzeit mindestens das Seepferdchen-Zeichen erlangen, besser noch das Jugendschwimmabzeichen in Bronze. Ein Anliegen ist auch, die Eltern durch Marketing für das Thema zu sensibilisieren. Die DLRG empfiehlt den Beginn der Schwimmausbildung mit fünf Jahren, davor steht die Wassergewöhnung. So soll es Aktionstage und bestenfalls Schwimmkurse für Kita-Kinder geben. Die Stadt will einen Pool von Referenten aufbauen, die Kitas beraten und besuchen. Stadt will für einen Sponsorenpool werben Bewährt hat sich nach Ansicht der Verwaltung das Projekt Seepferdchen von Stadt- und Kreissportbund. Allerdings reichen die personellen Kapazitäten nicht für alle Grundschulen aus und müssten über den Einsatz von Freiwilligen hinaus erweitert werden. Die Verwaltung sieht auch Optimierungspotenzial in Zusammenspiel des Einsatzes von Lehrkräften und von verfügbaren Wasserzeiten: "Im Idealfall bleiben Lehrkräfte über einen längeren Zeitraum im Schwimmbad und nehmen neue Klassen in Empfang, um Zeit zu sparen." Schwimmkurse im Offenen Ganztag im zweiten Jahrgang sollen Schwimmunterricht in der dritten Klasse vorbereiten. Das Hallenbad kann offenbar mittags effektiver genutzt werden. Die Stadt will einen Sponsorenpool aufbauen, um die personalintensiven Maßnahmen mitzufinanzieren. Digitale Plattform für Schwimmkurse Manche Familien wissen gar nicht, wie sie Schwimmkurse buchen können. Zunächst soll es auf den Internetseiten von Stadt, H2O und Stadtsportbund besser Informationen geben. Ziel ist eine gemeinsame digitale Plattform.

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