Gartenbaubetrieb hat gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen

Herford. Arndt Kötter hat Gartenbau studiert, sodass er eines Tages ganz "Kötters Gewächshaus" übernehmen könnte. Den Gartenbaubetrieb mit Schwerpunkt Blumen an der Werrestraße führt er derzeit zusammen mit seinen Eltern Bettina Kilian-Kötter und Hartmut Kötter. Die Familie beklagt aber ein ganzes Bündel von Problemen, mit denen sie derzeit zurecht kommen muss. Der im vergangenen Jahr neu ins Parlament eingezogene FDP-Bundestagsabgeordnete Jens Teutrine hat sich jetzt auf Einladung der Familie und der Geschäftsführerin des Landesverbandes Gartenbau NRW, Christin Haack, die offenbar für viele Betriebe der Branche typischen Sorgen angehört. Teutrine sitzt im Ausschuss Arbeit und Soziales und im Beirat für nachhaltige Entwicklung. Kauflaune der Kunden in diesem Jahr getrübt Bettina Kilian-Kötter und Hartmut Kötter haben sich immerhin in der Corona-Krise gefreut, dass die Gartenbaubetriebe in Nordrhein-Westfalen nicht vom Lockdown betroffen waren: "In Niedersachsen und Bayern war das ganz anders, da mussten ganze Kulturen vernichtet werden. Die Kollegen waren sehr frustriert." In NRW besannen sich viele Leute ihrer Freude am Garten und kauften Blumen. In diesem Jahr ist die Kauflaune der Kunden nun aber getrübt - sei es aus Sorge um die Weltlage, sei es, weil die Menschen mit dem Fall der Corona-Auflagen wieder andere Schwerpunkte setzen, beispielsweise auf das Reisen. Für Kötters kam verschärfend das schwere Unwetter in Herford vor zwei Wochen hinzu, das auch Teile des Betriebes unter Wasser setzte und das Geschäft vor Ende der Saison abrupt unterbrochen hat. Arndt Kötter sieht ein "Riesenproblem" im absehbaren Verbot der Verwendung von Torf im Gartenbau. Auf Torfabbau soll bekanntlich aus Klima- und Naturschutzgründen verzichtet werden, ab 2026 greift das Verbot. Nach Ansicht von Arndt Kötter fehlen aber taugliche Ersatzstoffe, die eine Aufzucht von Pflanzen in Betrieben und die Pflege in Balkonkästen und Gärten mit guten Ergebnissen ermöglichen. Kötters haben in diesem Jahr bei der Aufzucht ihrer Geranien auf ein Substrat mit einem auf 30 Prozent reduzierten Torfanteil gesetzt und festgestellt, dass sie deutlich mehr Wasser und mehr Düngemittel einsetzen müssen. "Das ist bei trockenen Sommern auch nicht gut für die Umwelt", meint Arndt Kötter. "Torf bindet Wasser, dafür gibt es noch keinen Ersatz", meint die Seniorchefin. Arndt Kötter glaubt gar, dass mit dem Torfabbau unter bisher landwirtschaftlichen Flächen und anschließender Renaturierung wie am Steinhuder Meer sogar etwas gewonnen sei für den Artenschutz. "Kompost aus organischen Hausabfällen zu salzig" Fermentierte Holzprodukte und aus dem Inhalt der Grünen Tonnen gewonnener Kompost seien jedenfalls kein praktikabler Ersatz, meint Hartmut Kötter. Im Holzbereich stünden Gartenbaubetriebe spätestens seit dem Ukraine-Krieg noch mehr in Konkurrenz zu denjenigen, die damit heizen wollen. Der Kompost aus organischen Hausabfällen sei außerdem zu salzig für Gärtner. Bettina Kötter hält auch den Einsatz von Kokosfasern für wenig umweltfreundlich. Christin Haack weiß außerdem, dass die Verbraucher noch nicht gelernt haben, mit den torfreduzierten Erden umzugehen, die einen höheren Wassereinsatz voraussetzen. "Aber ist denn Torf nicht endlich?", fragt der Herforder FDP-Fraktionsvorsitzende Günther Klempnauer. Das räumt Hartmut Kötter ein, aber: "Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll." - "Wir wollen uns nicht verweigern, brauchen aber geeignete Ersatzstoffe und eine Aufklärung der Verbraucher", sagt Christin Haack. Der Gartenbaubetrieb leidet auch unter den drastisch gestiegenen Energiekosten. Noch heizen die Kötters mit Öl und sind ratlos, worauf sie umsteigen sollen: "Eine Holzschnitzelanlage kostet schnell 500.000 Euro, und die Konkurrenz um das Holz wächst." Ein ins Auge gefasstes Blockheizkraftwerk würde mit derzeit knappem Gas arbeiten. Das Unternehmen braucht mehr Parkplätze Die Gartenbaubetriebe haben nach Christin Haacks Angaben Sorge, dass die Erhöhung des Mindestlohns eine allgemeine Lohnspirale nach oben auslöst. "Das Geld muss bei der unsicheren Marktsituation auch hereinkommen", meint sie. Andererseits leiden auch die Gärtner unter Fachkräftemangel. Die Kötters haben an ihrem Standort das spezielle Problem zu knappen Parkraums. Seit Jahren hoffen sie, sich auf die Fläche der früheren britischen Sportanlagen ausweiten zu können. "Wir hängen in der Luft", sagt Hartmut Kötter und wünscht sich endlich mehr Unterstützung von Rat und Verwaltung.

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