Hier baut Herford ein Containerdorf für Flüchtlinge auf

Herford. Die Stadt Herford setzt bei der Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen künftig auch auf Container. 54 Wohncontainer werden in diesen Tagen auf dem Bildungscampus aufgebaut. Noch sei zwar genug Wohnraum in der Stadt vorhanden, sagt Bürgermeister Tim Kähler. Aber: "Wir wollen vorbereitet sein." Dass Kinder, Frauen und Männer, die vor dem Krieg aus ihrer Heimat flüchten, in Turnhallen schlafen müssen, möchte das Stadtoberhaupt unbedingt vermeiden. "Wir bauen uns mit den Containern einen Puffer." Vor sechs Wochen hat Russlands Machthaber Wladimir Putin das Nachbarland Ukraine angegriffen. Die Bilder des Krieges sind kaum zu ertragen. Millionen Menschen sind auf der Flucht. In Nordrhein-Westfalen sind etwa 100.000 Menschen angekommen. 690 ukrainische Geflohene leben in Herford, 306 Frauen, fast ebenso viele Kinder (284) und 100 Männer (Stand 5. April). "Wir verzeichnen derzeit einen moderaten Zuwachs, aber ob das so bleibt, weiß keiner", so Kähler. In der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) an der Mindener Straße, die von der Bezirksregierung Detmold betrieben wird, leben zudem mehrere hundert Menschen. Sie werden von Herford aus in andere Kommunen verteilt. Die meisten dieser Menschen kommen derzeit privat unter. "Wir haben Glück, dass so viele Bürger Menschen aufnehmen", sagt Patrick Puls, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Soziales. 507 Ukrainer sind privat untergebracht. Doch diese Lösung ist vielerorts nicht von Dauer. Auch für diese Menschen müsse eine adäquate Lösung her. Die anderen knapp 200 Personen leben bereits in den ehemaligen Britenwohnungen. Sie sind im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Diese Wohnungen sind noch nicht alle belegt. "Noch 112 Plätze befinden sich in der Aktivierung", sagt Kähler, der betont, dass hier viel Dynamik drin ist. Jeden Tag werden neue Wohnungen reaktiviert und demnach auch vergeben. Die Zahl sei also nur eine Momentaufnahme. Containerdorf auf dem Bildungscampus Als Reserven und Sammelunterkunft wird auf dem Bildungscampus nun ein Containerdorf aufgebaut. Dabei handelt es sich um zwei Wohncontaineranlagen, die jeweils aus einem Erd- und Obergeschoss bestehen und über vier bis acht Zimmer verfügen. Die Zimmer sind zwischen 15 und 30 Quadratmeter groß. Pro Etage gibt es Toiletten, Teeküchen und Aufenthaltsräume für die Gemeinschaft. Hinzu kommen drei weitere Einzelcontainer mit Wohnraum und separatem WC, zwei Duschcontainer und ein Raum, wo Waschmaschinen und Trockner untergebracht werden. Zusätzlich gibt es Platz für Lager, Erste-Hilfe und Versorgung. Das Herforder Krankentransportunternehmen Biekra betreibt die Anlage, die über eine "24/7 Betreuung vor Ort" verfügt, sagt Puls.Auf dem Bildungscampus wird die Biekra auch Dolmetscherdienste, sozialpädagogische Angebote und Spielmöglichkeiten für Kinder anbieten. Die Container sollen als Zwischenlösung fungieren. "Es ist keine Dauerlösung. Die Menschen sollen sich hier aber wohlfühlen, Ansprechpartner haben und zur Ruhe kommen können", so Puls. Platz für rund 100 Menschen entsteht auf dem Areal. Die Container sollen bis zum 15. April bezugsfertig sein und stehen in der Nähe der bereits bestehenden Container, die die Studenten der Finanzhochschule nutzen.Die Stadt mietet die Container von einem Herforder Unternehmen. Ein Glücksfall. Denn laut Puls haben solche Wohncontainer eine Lieferzeit von sechs Monaten aufwärts. "Das Unternehmen ist damit an uns herangetreten", sagt Kähler, der nicht preisgibt, wie hoch die Kosten dafür sind. "Darüber möchte ich nicht diskutieren müssen." Es sei wichtig, jetzt zu helfen. Generell sei bei allen finanziellen Mitteln, die die Stadt derzeit für die Flüchtlingshilfe stemmt, noch nicht geklärt, wie diese refinanziert werden. Kähler: "Das ist noch ungewiss. Wir treten jetzt erst einmal in Vorleistung."

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