Herford Wenn nach dem geteilten Whatsapp-Foto die Kripo kommt und durchsucht

Kreis Herford. Die Zahl der Fälle von Kinderpornografie, in denen die Kreispolizeibehörde ermittelt, ist binnen vier Jahren extrem stark angestiegen. Wurden 2017 vier Fälle angezeigt, waren es im abgelaufenen Jahr 134. Eine Steigerung von mehr als 3.000 Prozent. Der Wert entspricht deutlich mehr als einer Verdoppelung gegenüber dem Pandemie-Jahr 2020. Dabei stoßen die Ermittler auf ein besonderes Phänomen, das auch Eltern alarmieren sollte. Aktion Ende JanuarErst am 25. Januar hatten Herforder Beamte wieder kreisweit Wohnungen und Häuser von insgesamt 16 Verdächtigen wegen Besitzes und Verbreitens von Kinderpornografie durchsucht. Handys, Festplatten, Tablets und Laptops wurden sichergestellt, sie werden nun von den Beamten auf strafbare Inhalte untersucht. Das braucht Zeit. &bdquo;Wir haben eine Datenmenge von 280 Terra-Byte, die ausgewertet werden muss“, erklärt Kriminaloberrat Peter Lehmann.Um die Ermittler bei der Sichtung des Materials zu unterstützen, soll ein Raum in der Kreispolizeibehörde geschaffen werden, in dem sie in Pausen abschalten könnten. Denn das Sichten der Aufnahmen am Computer sei überaus belastend. Viele der Fälle wurden durch Großverfahren wie die in Bergisch Gladbach, in Münster oder aber aktuell durch die Ermittlungen in Wuppertal ausgelöst. Im Visier von Staatsanwaltschaft und Polizei steht dort unter anderem ein aus Minden stammender Student.Wie die Tatverdächtigen identifiziert werden Wie Lehmann und Kriminalhauptkommissar Detlef Oertel erklärten, sind es derzeit vor allem diese Großverfahren, von denen aus die Spuren ins Wittekindsland ausstrahlen. Über die IP-, E-Mail-Adressen oder aber über Chats werden die Tatverdächtigen identifiziert. &bdquo;Jeder Fall, den wir aufdecken und aufklären – und wir klären 90 Prozent der Fälle im Bereich Kinderpornografie auf – führt uns zu weiteren Fällen“, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul jüngst in Düsseldorf erklärt. Zwar sei die Zahl der Pädophilen nicht gestiegen, aber die Ermittler hätten ihre Arbeit in diesem Bereich intensiviert.In anderen Fällen – wie 2021 in Vlotho – kamen die Hinweise von einem Internet-Konzern. So hatte eine Nachricht von Google aus den USA die Polizei in Vlotho zu einem 42-jährigen Mann geführt. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Ex-Häftlings fanden die Ermittler kinderpornografisches Material auf dem Handy des Mannes. Das Problem der Chatgruppen Die Polizisten unterscheiden bei den Verfahren zwischen dem Besitz und der Verbreitung von Kinderpornografie. Und hier registrieren die Beamten ein besonders gefährliches Phänomen: Die Chat-Gruppen von Kindern und Jugendlichen, etwa bei Whatsapp. Dort, so Lehmann, werden Missbrauchsbilder verschickt und geteilt. &bdquo;Jedes Bild, das weitergeleitet wird“, so Lehmann, &bdquo;ist kein Spaß. Hinter jedem Bild steht das Schicksal eines Kindes."Die Ermittler gehen dabei jeder Tat nach. &bdquo;Ein Bild, ein Durchsuchungsbeschluss“, formuliert es der Kriminaloberrat knapp. Das bedeutet, dass die Ermittler zum Schüler nach Hause kommen und durchsuchen. Wie gravierend das Problem unter anderem in den Chatgruppen ist, zeigen Zahlen des Landeskriminalamts aus dem Jahr 2020 zum Lagebild der Kinder- und Jugendkriminalität. Danach waren 21,1 Prozent der Tatverdächtigen im Bereich Kinderpornografie Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende.

Mehr zum Thema