Landrat Müller: "Wir sind mitten in der Omikron-Welle"

Kreis Herford. 150 Personen infizieren sich täglich im Kreisgebiet mit Corona. Diesen Durchschnittswert nennt Gesundheitsdezernent und Krisenstabsleiter Norbert Burmann bei einer extra anberaumten Pressekonferenz im Kreishaus. "Die Fälle steigen ganz massiv", sagt Burmann - allein im jüngsten Kreisupdate ist von 198 Neuinfektionen die Rede. Landrat Jürgen Müller fügt hinzu: "Wir sind mitten in der Welle. Und wir befürchten, dass die Zahlen schnell extrem nach oben gehen." Das liege an der Virusvariante Omikron, die deutlich ansteckender ist als die vorherigen Corona-Varianten. Omikron 671 Omikron-Fälle zählt der Kreis Herford insgesamt (Stand: 13. Januar). "Wir glauben, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher ist. Es ist schon die vorherrschende Variante im Kreis", sagt Burmann. Am 15. Dezember 2021 hat die Pressestelle des Kreises die ersten Mal Omikron-Verdachtsfälle bekannt gegeben. Kurz darauf die Gewissheit: Omikron ist im Kreis angekommen - zehn Fälle führt der Kreis zwei Tage später im Update auf. Einen Hotspot gebe es bislang aber nicht. Die Omikron-Fälle verteilen sich laut Burmann auf alle Kommunen. Auch im Klinikum Herford seien bereits zwei Patienten mit der Virusvariante infiziert, heißt es vom Vorstandssprecher Peter Hutmacher. Der Großteil der Covid-Patienten habe aber noch mit der Delta-Variante zu kämpfen. Hutmacher geht davon aus, dass die Fallzahlen und die Inzidenz massiv ansteigen werden: "Wahrscheinlich liegen wir in den nächsten Wochen bei einer 1.000er-Inzidenz im Kreis." Kritische Infrastruktur Experten befürchten, dass mit der Omikron-Welle gleichzeitig sehr viele Menschen erkranken und es damit zu vielen Ausfällen in systemrelevanten Berufen gibt. Zur Sicherstellung der kritischen Infrastruktur, darunter gehören etwa Polizei und Feuerwehr, aber auch Energie- und Wasserversorgung, der medizinische Sektor sowie der soziale Dienst, gebe es bereits Vorkehrungen. Burmann: "Die Konzepte sind noch aus Zeiten der Schweinegrippe und den Anfängen der Corona-Pandemie." Gegliedert sei der Plan in vier Stufen. "Aktuell sind wir noch in Stufe 1", so Landrat Müller. Komplette Ausfälle gebe es noch nicht. "Aber es kann natürlich passieren, dass eine Rettungswache ganz ausfällt, darauf müssen wir eingestellt sein." Die Kommunen des Kreises arbeiten hier eng zusammen. "Es geht nur mit gegenseitiger Unterstützung", sagt Müller, "und die Bereitschaft gibt es". Auch Gespräche über überregionale Unterstützung führe der Landrat derzeit. Zudem sei in allen Bereichen die Impfung und speziell die Boosterimpfung thematisiert worden. "Es muss sichergestellt werden, dass alle Bereiche immer weiterlaufen", sagt Müller und nennt als Beispiel den sozialen Dienst, der sich unter anderem mit der Kindeswohlgefährdung befasst. Um die kritischen Bereiche zu entlasten, können intern Mitarbeiter auch kurzfristig in anderen Bereichen eingesetzt werden. Das sorge im Einzelfall natürlich für Auswirkungen, so Müller. Nicht so dringende Themen könnten demnach zurückgestellt werden. Weiterhin gilt etwa bei der Feuerwehr ein Schichtsystem mit strikt getrennten Teams und überall werde auf die Hygieneregeln gesetzt. Wer Personenkontakt hat, sollte auf FFP2-Masken statt auf OP-Masken setzen, sagt Peter Hutmacher vom Klinikum Herford. Hier sei die Wirksamkeit deutlich höher.Quarantäne Bund und Länder haben auch mit Blick auf das Aufrechthalten der kritischen Infrastruktur neue Quarantäneregeln beschlossen. Eine offizielle Verordnung steht aber noch aus. Wer geboostert ist und keine Symptome hat, kann sich frühzeitig frei testen. Bislang galt für alle Omikron-Infizierten mindestens ein 14-tägige Isolation. Die Anpassung der Quarantäneregeln begrüßt Landrat Jürgen Müller. "Das hilft uns jetzt schon, ich halte das für den richtigen Weg." In begründeten Einzelfällen darf die verkürzte Isolierungszeit schon jetzt angewendet werden. Kontaktnachverfolgung Schon seit geraumer Zeit setzt der Kreis Herford bei der ersten Ansprache von Infizierten und Kontaktpersonen auf SMS. Die Nachricht enthält einen Link zu einem eigens entwickelten digitalem Meldeformular. Mit Hilfe dieses Formulars können die Betroffenen persönliche Daten, Daten zu bisherigen Impfungen oder auch mögliche Symptome und Kontaktpersonen übermitteln. Das Mittel habe sich bewährt. "Die SMS ist eine Erleichterung und sorgt auch für Verbesserungen in der Geschwindigkeit", sagt Burmann. Anschließend erhalten Betroffene noch einen Infobrief mit der Quarantäneanordnung. "Die Akzeptanz der SMS ist hoch", so der Krisenstabsleiter. Wer über kein Handy verfüge oder die SMS nicht zeitnah beantworte, werde auf dem Festnetz angerufen. Burmann: "Wir merken es ja, wenn das Formular nicht kommt." Selbstverständlich können sich Betroffene bei Fragen an den Kreis wenden. Doch auch hierbei muss der Kreis so langsam eine Abstufung in der Dringlichkeit vornehmen. "Wir müssen uns auf die vulnerablen Gruppen konzentrieren", so Burmann. 200 Mitarbeiter seien in der Corona-Abteilung tätig. Das sei notwendig, um die Fälle zeitnah zu bewältigen. Bislang gelinge es dem Kreis noch gut, tagesaktuell zu melden. "Im Kontaktpersonenmanagement arbeiten allein 60 Leute." Zehn Soldaten unterstützen bei der täglichen Arbeit. Der Gesundheitsdezernent kann nur spekulieren, ob das künftig ausreiche: "Unsere Hauptsorge ist die hohe Zahl an Neuinfektionen."

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