Verfallene Ruine weicht imposanter Architektur

Herford. Es wirkt, als würde es über dem Boden schweben, das Gebäude, das der Marktführer für Kochfeldabzüge Bora in Herford errichten will. Für den Standort an der Ahmser Straße wird das ein echtes Kontrastprogramm: Wo bislang das ehemalige Sporthotel seit rund zehn Jahren leer steht und mehr und mehr verfällt, soll bald der spektakuläre, repräsentative Bau von Bora stehen. Erste Hürden räumten die Mitglieder des Bauausschusses jetzt aus dem Weg. Sie entschieden zum Beispiel, dass an der Ahmser Straße künftig auch über fünf Meter hoch gebaut werden darf. Das war bislang nämlich nicht erlaubt. Generell ist die Begeisterung darüber, dass Bora nach Herford kommen will, groß - auch bei Bürgermeister Tim Kähler: "Das ist eine tolle Werbung für den Wirtschaftsstandort Herford und städtebaulich gesehen könnte der Platz, wo das Gebäude entstehen soll kaum besser sein." Zwar hatte es mal Interessenten für das alte Sporthotel an der Ahmser Straße gegeben, doch letztlich zerschlugen sich alle Pläne und das alte Gebäude steht seit über zehn Jahren leer. Dem Entwurf für das Bora-Gebäude, den Andreas Moser von Bora und Jean Bolivar vom ausführenden Büro Lorenz Ateliers aus Österreich am Donnerstag im Rathaus vorstellten, attestiert der Bürgermeister "Strahlkraft". Am Standort Herford soll ein hochmoderner Bora-Flagshipstore entstehen Geplant ist, das leer stehende Sporthotel noch in diesem Jahr abzureißen. "Im September 2022 wollen wir dann unseren Flagshipstore am Standort Herford eröffnet", erklärte Andreas Moser. Dieser sei für das 2007 gegründete Unternehmen vor allem durch die starke Küchenmöbelindustrie im Kreis besonders reizvoll. Der Bau soll auf einer filigranen Stahlkonstruktion in rund sieben Metern Höhe sozusagen über dem Boden schweben. Darunter gibt es Parkplätze. "Der Gebäudekörper ist linsenförmig mit einer Länge von 100 Metern und einer Breite von 20 Metern geplant", erläuterte Bolivar. Auffällig ist vor allem die Gebäudehülle: Sie besteht aus einzelnen Platten, abwechselnd aus Glas und Aluminiumschaum - das ist ein recyceltes Material, wie Bolivar erklärt. "Im oberen Bereich des Gebäudekörpers planen wir derzeit noch Photovoltaik-Module ein, damit wir hier auch Strom erzeugen und den Anforderungen des Klimaschutzes Rechnung tragen können." Rund um das Bora-Gebäude ist Grün geplant. "Wir wollen hierher unsere Kunden einladen und sie schulen. Denn kein Partner arbeitet mit Bora-Kochfeldabzügen, der nicht zuvor damit gekocht hat", so Andreas Moser zur Funktion des neuen Standortes. Bislang hätten die Partner dafür an den Stammsitz ins bayerische Raubling in der Nähe von Rosenheim kommen müssen. "Bald können wir sie hoffentlich dann auch in Herford begrüßen." Auf dem Gelände soll geichzeitig ein Hotel mit 30 Zimmern gebaut werden, in dem die Schulungsgäste bei Bedarf übernachten können. Dafür sucht Bora noch einen Hotel-Betreiber. "Benötigen wir die Zimmer nicht, stehen sie natürlich auch allen anderen Gästen offen", so Moser. Mit einem gehobenen Restaurant in dem neuen Gebäude hätten auch die Herforder einen Zugewinn Offen und transparent ist nicht nur das geplante Gebäude, das vor allem im Dunkeln, wenn innen Licht ist, teilweise einsehbar ist. "Wir bauen keine Industriehallen, sondern Gebäude mit Aussagekraft und unser Anspruch ist es außerdem, uns mit der Stadt zu vernetzen und einen Ort der Begegnung zu schaffen", so Jean Bolivar. Dazu passt die Idee, neben der rund 1.600 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche im Inneren und einigen Büros auch ein Restaurant zu planen. "Das gehobene Kochen gehört einfach zu Bora", sagt Andreas Moser. "Wir stellen High-End-Küchengeräte her und deshalb wollen wir im ersten Stock, in Richtung Westen ein auf rund 150 Quadratmetern ein gehobenes Restaurant ansiedeln." Außerdem sei dazu auf weiteren 150 Quadratmetern auch eine Terrasse im Entwurf enthalten. Und es gibt noch weitere Ideen: Die Marketingaktion "Bora in the Air" (Bora in der Luft) erregte bereits in vielen europäischen Städten Aufmerksamkeit. "Wir lassen dafür einen Kubus aus Glas, in dem bis zu 15 Personen zum Kochen und Essen Platz haben, von einem Kran bis auf 50 Meter in die Luft ziehen", erklärt Moser. Damit wolle man zeigen, dass der Dunst, der beim Kochen entsteht, einfach durch die Kochfeldabzüge verschwindet und wirklich nirgends aus dem Kubus auftritt. "Wenn es nach mir geht, machen wir das sofort", zeigte sich der Bürgermeister begeistert. 50 Meter über der Erde in einem Kubus aus Glas kochen und speisen Doch Baudezernent Peter Böhm bremste ein wenig: "Bislang waren die Aktionen von Bora immer Einzelaktionen für wenige Tage. Hier in Herford ist es der Wunsch, den Bora-Cube langfristig zu etablieren. Da müssen wir erst einmal klären, ob das zulässig ist und auf welcher Grundlage man so etwas überhaupt zulassen kann - als Gebäude oder als Maschine." Deshalb sei dieser Wunsch zunächst abgekoppelt worden von den Bauplänen. "Wir sind da aber mit dem NRW-Bauministerium im Gespräch", so Böhm. Sucht man bei YouTube unter "Bora in the Air", sind dort zahlreiche Videos von den Aktionen zu finden. Info Das Unternehmen Bora - Gegründet wurde die Bora Lüftungstechnik GmbH 2007 von Willi Bruckbauer, der das noch junge Unternehmen immer noch leitet. - Hauptsitz ist das bayerische Raubling in der Nähe von Rosenheim. - Bora entwickelt und vermarktet Kochfeldabzüge, die den entstehenden Kochdunst nicht wie herkömmliche Dunstabzugshauben nach oben, sondern nach unten ins Kochfeld ableiten. - In Jahr 2010 gewann Bora den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Start up. - Das Unternehmen hat über 200 Mitarbeiter und wächst stetig. Auch in Herford sollen weitere Arbeitsplätze entstehen. - Zur Investitionssumme für den Standort Herford wollte das Unternehmen keine Auskunft geben. - Bekannt ist Bora auch aus dem Radsport von Veranstaltungen wie der Tour de France: Bora ist Hauptsponsor des Radteams "Bora-HansGrohe".

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