Corona-Notbremse: Was jetzt alles für Herford gilt

Herford. Der Inzidenzwert liegt seit Mitte März bei über 100 und klettert immer weiter nach oben. Aktuell steht er bei 185. Seit dem Wochenende greift daher die Bundesnotbremse. Es gelten Ausgangssperren, der Einzelhandel muss wieder schließen, Museen sind dicht. Offen bleiben dürfen nur Geschäfte des alltäglichen Bedarfs wie Supermärkte, Friseure und auch der Tierpark Herford. Doch auch hier gibt es Einschränkungen und neue Regeln. Ordnungsamt Die Mitarbeiter des Ordnungsamts haben alle Hände voll zu tun. Allein drei Mitarbeiter sind für die Quarantäne-Kontrolle abgestellt und machen nichts anderes. Jetzt kommt die Kontrolle aufgrund der Ausgangssperre hinzu. Die Citywache ist derzeit mit sieben Außendienst-Mitarbeitern besetzt, teilt Petra Stender, Ordnungsamtsleiterin, mit. "Zusätzlich gibt es Unterstützung von einem privaten Sicherheitsdienst." Präsenz werde gezeigt, "doch wir können nicht überall sein." Auch werde das Personal nicht aufgestockt. Stender: "Wir setzen auch auf die Einsicht der Bürger." Das erste Wochenende mit Ausgangssperre verlief ruhig. Solange der Inzidenzwert im Kreis Herford bei über 100 liegt, bleibt die Ausgangssperre bestehen. Erst wenn an fünf Tagen nacheinander die Grenze unterschritten wird, wird gelockert. Seit Mitte März ist die 7-Tage-Inzidenz allerdings nicht mehr unter die 100er-Marke gefallen. Daher gilt: Wer keinen triftigen Grund hat, muss zwischen 22 und 5 Uhr zu Hause bleiben. Wer seiner Arbeit nachgehen muss, sollte am besten einen Nachweis vom Arbeitgeber dabei haben. Auch Hundebesitzer dürfen ihren Vierbeiner noch bis 24 Uhr ausführen und auch das Joggen und Spazierengehen ist bis Mitternacht möglich. Das ist aber ausschließlich alleine erlaubt. Supermarkt Liegt der Inzidenzwert mehr als drei aufeinanderfolgende Tage über 150, muss auch der Einzelhandel dicht machen. Derzeit ist das Einkaufen mit einem negativen Schnelltest nicht erlaubt. Das Abholen von Waren (Click & Collect) darf laut dem Kreis Herford weiter bestehen bleiben. Ausnahmen gibt es für den Lebensmittelhandel, Getränkemärkte, Reformhäuser und Drogerien, Babyfachmärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Optiker, Hörakustiker, Tankstellen, Stellen des Zeitungsverkaufs, Blumenfachgeschäfte, Tierbedarfsmärkte, Futtermittelmärkte, Gartenmärkte sowie Großhandel. Sie dürfen öffnen, doch aufgrund der Ausgangssperre schließen die Supermärkte früher. Der Marktkauf etwa macht um 21.30 Uhr zu, damit die Einkäufer noch rechtzeitig nach Hause kommen. Zwei Kunden waren davon nicht begeistert und attackieren einen Mitarbeiter. Doch das ist nicht die einzige Regel. Auch die zulässige Kundenanzahl ist reduziert. Der Marktkauf darf nur noch 190 Menschen rein lassen. "Damit wurde die Personenzahl halbiert", sagt Marktleiter Thorsten Take. Das hat am Samstag für lange Schlangen vor dem Eingang gesorgt. Über eine Lichtschranke werden die Kunden gezählt, ein Monitor im Eingang zeige die jeweilige Zahl an. "Parallel haben wir einen Sicherheitsdienst eingestellt", sagt Take, der am Samstag selbst am Eingang stand und seine Kunden aufklärte: "Es herrschte noch viel Unwissenheit." Die niedrige Kundenanzahl gilt bei einem Inzidenzwert über 100. Daher appellieren Take und seine Mitbewerber an alle, gezielt und am besten alleine zum Einkaufen zu gehen. Ein Supermarktbesuch müsse kein Familienausflug sein. "Es gibt immer noch Familien, die mit vier Kindern kommen", sagt Take. Er werde niemanden abweisen, doch er hofft auf Einsicht. So sei ein schnelleres und reibungsloseres Einkaufen möglich. Musikschule Einen Tag lang hatte Musikschulleiter Guido Kostmann wieder Schüler im Haus. Das war am Montag. Ab Dienstag ist auch die Musikschule wieder dicht. "So sehr es mich schmerzt, haben wir vor Ort mit Absprache des Kreises so entschieden", sagt Kostmann. Denn die Regeln für Musikschulen sind nicht eindeutig in der Bundes-Notbremse formuliert. Gilt das Angebot als Kultur oder doch als Bildung? Laut Kostmann ist eine Musikschule immer beides, wird nun aber mit den Schulen und Kitas gleichgesetzt, die ab einem Inzidenzwert von 165 keinen Präsenzunterricht mehr anbieten dürfen. Kitas dürfen nur für die Notbetreuung offen bleiben. Für 150 Musikschüler geht es ab sofort wieder mit dem digitalen Unterricht weiter. Das seien längst nicht alle. Hier werde deutlich, dass Deutschland beim Thema Digitalisierung hinten an steht. "Es geht nicht nur um die Hardware, sondern auch um die Bandbreite der Leitung", sagt Kostmann, der glaubt, dass auch nach Corona ein digitales Angebot bestehen bleibt. Kultur Die Bibliothek geht ab sofort zurück zur "Ausleihe to go". Per Telefon oder Mail kann das Buch bestellt werden. "Es wird dann kontaktlos bereit gestellt", sagt Andreas Kornacki, Geschäftsführer der Kultur gGmbH. Eine Rückgabe sei "24/7" über die Außenrückgabe möglich. Das Theater bleibt weiterhin geschlossen und auch die Museen müssen wieder die Türen schließen. Bislang war es möglich mit Termin und einem aktuellen negativen Test, das Marta und das Städtische Museum zu besuchen. Das gilt bei dem hohen Inzidenzwert nicht mehr. "Seit dem Wochenende ist geschlossen", sagt Kornacki, der ebenfalls das Bundesgesetz kritisiert: "Nicht alles ist hier genau aufgelistet. Für jede Einrichtungen haben wir individuell beim Kreis nachgehakt." Tierpark Der Tierpark Herford bleibt eine Insel der Glückseligkeit. Das Außengelände darf geöffnet bleiben. Wer rein möchte, muss sich auf der Homepage einen Termin machen. Vor Ort muss jetzt auch ein negativer Test, der nicht älter als 24 Stunden ist, vorgelegt werden. Das gilt auch für Kinder, die älter als sechs Jahre sind. Der Andrang hält sich laut einer Mitarbeiterin seit den strengeren Auflagen in Grenzen. "Die Besucherzahlen sind extrem runter gegangen. Das ist echt schade." Rathaus Für den Gang ins Rathaus muss vorab ein Termin ausgemacht werden. "Das handhaben wir seit gut einem Jahr so", sagt Sprecherin Susanne Körner. Das ist über die Hotline (05221) 18 97 77 und per Mail termine@herford.de möglich. Am Eingang wird der Termin kontrolliert. Das Prozedere habe auch gute Seiten. Körner: "Es gibt weniger Wartezeit." Friseur Friseursalons müssen diesmal trotz Notbremse nicht schließen. Doch auch hier greift die Testregelung. Vor dem Haarschnitt muss ein negativer Schnelltest vorliegen, der nicht älter als 24 Stunden ist. Kunden und Friseure müssen zudem eine FFP2-Maske tragen. Weitere körpernahe Dienstleistungen sind nur zu medizinischen, therapeutischen, pflegerischen oder seelsorgerischen Zwecken erlaubt. Darunter fällt auch die Fußpflege.

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