Ein Jahr Corona: So erlebte Herford die vergangenen zwölf Pandemie-Monate

Herford. Als in der Hansestadt vor einem Jahr die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm, sorgte das Virus gleich für eine komplette Schulschließung. Am 10. März 2020 berichtet nw.de von dem ersten Corona-Fall in der Hansestadt. Betroffen davon war die Grundschule Eickum. Bis heute haben sich insgesamt 2.324 Bürger infiziert. Das erste Corona-Jahr zeigt unterschiedliche Schwerpunkte der Pandemie. Brisant und dynamisch nimmt die Krise im Frühjahr ihren Lauf, schwächt sich Richtung Sommer stark ab, sodass Herford sogar fünf Tage lang coronafrei ist. Im Herbst steigen dann wieder die Zahlen und am ersten Weihnachtsfeiertag gibt es mit 249,4 den höchsten Inzidenzwert. Impfen, Schnelltest und Corona-Mutationen bestimmen das neue Jahr - ein Überblick. Der Anfang Reiserückkehrer aus Südtirol bringen das Coronavirus mit in den Kreis Herford. Ein Bünder Ehepaar hat sich im Urlaub infiziert. Sie gelten kreisweit als die ersten beiden Fälle. Die Stadt Herford kann noch wenige Tage aufatmen, dann gibt es auch den ersten Fall in der Hansestadt. Am 10. März wird bekannt, dass eine Neunjährige erkrankt ist. Das Mädchen besucht die Grundschule Eickum. Um das Virus sofort auszubremsen, entscheidet der Kreis, dass die Grundschule geschlossen wird. Für alle acht Klassen, alle Lehrkräfte und weitere Beschäftigte gilt es, zu Hause zu bleiben. Von diesem Zeitpunkt an hält Covid-19 die Stadt in Atem. Der Krisenstab wird einberufen. Das Gremium steht im engen Austausch mit dem Landrat, mit den anderen Kommunen im Kreis sowie mit dem Klinikum und Hausärzten. Eine Schülergruppe vom Friedrich-List-Berufskolleg bleibt vorsorglich in Quarantäne. Auch sie sind aus Südtirol zurückgekehrt und einige Schüler zeigen grippale Symptome. Heute gelten bisher 2.324 Personen als infiziert. Die höchste Zahl im ganzen Kreisgebiet. Wo stecken sich die Menschen an Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich zählt Herford auch die meisten Einwohner im Kreis (66.638 Stichtag, 31. Dezember 2019). Dennoch, prozentual gesehen, liegt die Quote der Corona-Infizierten in der Hansestadt höher als in anderen Kreis-Kommunen. 3,49 Prozent der Herforder Bevölkerung gelten bisher insgesamt als infiziert. Zum Vergleich: Auf die Bevölkerung gesehen liegt die Quote in Bünde bei 2,99 Prozent und in Löhne bei 3,06 Prozent. Doch woran kann das liegen? Mehr beengter Wohnraum, größere Menschenansammlungen in der Innenstadt? Um in der Fußgängerzone eine Ansteckung möglichst zu vermeiden, gilt hier weiter die Maskenpflicht. Das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes wird penibel überprüft. Täglich sind Kontrolleure unterwegs. Mit den neuen Lockerungen - Buchläden dürfen wieder öffnen, weiterer Einzelhandel mit Termin - sei dies auch umso wichtiger. Die meisten Menschen stecken sich aktuell allerdings im familiären Umkreis an (40 Prozent), bei einem Viertel aller Fälle bleibt der Hintergrund unklar. Anfangs beschreibt die damalige Kreisgesundheitsamtsleiterin Marie-Luise Kluger die Corona-Lage mit den Worten &bdquo;dynamisch, aber entspannt“. Sie sagt aber auch: &bdquo;Wir können die Verbreitung des Virus nicht mehr verhindern.“ Und genau das ist passiert. Im März zählt der Kreis für das gesamte Kreisgebiet schon 157 Fälle, im April steigt die Zahl auf 167. Herford ist mittendrin in der Krise. Die Corona-WG Über Reiserückkehrer gelangt das Virus leicht nach Herford. Erst ist besonders häufig von infizierten Heimkehrern aus Südtirol zu lesen, doch auch Ischgl wird zum Hotspot. Die Gemeinde in Österreich entwickelt sich im Frühjahr 2020 mitten in der Skisaison rasant zum Sinnbild eines Infektionsherds. Feiernde, eng beisammen stehende Menschen beim Aprés-Ski und das Coronavirus ist mittendrin. Auch drei Herforder haben dort ihren Urlaub verbracht, haben ihn mittendrin abgebrochen und müssen zu Hause sofort in Quarantäne. Spontan haben sie eine Corona-Wohngemeinschaft gegründet und viel Solidarität erfahren. Die Tests der drei Freunde fallen positiv aus. Zweieinhalb Wochen haben sie in der WG zusammengehockt, ehe sie nach einem negativen Testergebnis wieder die vier Wände verlassen durften. Die drei gehören zu den ersten Corona-Fällen in Herford. Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Die Kontakte der Infizierten werden ermittelt, Quarantäne verhängt, eine Abstrichstelle für Tests wird geplant. Das Land NRW untersagt Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern, Reisebüros berichten von der erste Flaute, die Verunsicherung bei den Menschen ist groß. Virus im Flüchtlingsheim Im Frühjahr schrauben sich die Corona-Zahlen nach oben. Am 6. Mai gelten bereits 101 Herforder als infiziert. Der erste strenge Lockdown mit Schließung aller Geschäfte liegt da bereits hinter uns. Ende des Monats gilt Herford sogar kurzfristig als coronafrei. Vom 26. bis 30. Mai wird kein neuer Fall gemeldet. Dann erreicht das Virus die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Flüchtlinge und breitet sich aus. 314 Menschen sind hier untergebracht. Am 16. Juni ist ein Bewohner infiziert. Quarantäne und Massentests werden verordnet. Die Einrichtung darf weder betreten noch verlassen werden. Letztendlich gelten 21 Personen als coronapositiv. Warme Temperaturen sorgen für Entspannung Mit den Sommermonaten beruhigt sich die Corona-Lage langsam. Das "normale" Leben hält Einzug. An manchen Tagen bleibt die Zahl der Neuinfizierten einstellig - kreisweit. Mitte August erwartet der Kreis, dass die Zahlen für Herford und Hiddenhausen explosionsartig steigen können. Hintergrund sind Infektionen in einer Großfamilie. Elf Mitglieder sind positiv getestet, sechs Erwachsene und fünf Kinder. Rund 70 Kontaktpersonen seien betroffen, ermittelt, getestet und bereits in häuslicher Isolierung. Die Großfamilie plante eine große Feier, daher war der Kontakt so eng, informiert Pressesprecherin Petra Scholz am 14. August. Der sprunghafte Anstieg der Zahlen ist allerdings ausgeblieben. Am 18. August gelten 29 Menschen in Herford als infiziert. Die Lage beruhigt sich schnell wieder. Ende des Monats liegt die Zahl der Neuinfizierten bei neun, am 7. September nur noch bei drei. Anstieg nach den Herbstferien Mit der Urlaubssaison sind die Fallzahlen wieder enorm gestiegen. Zwar dürfen nicht alle Länder bereist werden, doch von einem Urlaub sind nicht alle abzuhalten. Die Strände an der Nord- und Ostsee sind knallvoll. Die Reiselust sorgt mit dafür, dass am 30. Oktober Herford 200 Neuinfizierte zählt - der höchste Wert bisher. Drei Tage später steigt die Zahl auf 279. Gleichsam schraubt sich der Inzidenzwert nach oben und liegt bei dramatischen 218,3. Zum Vergleich: Am 23. Oktober ist der Kreis erstmals als &bdquo;Corona-Risikogebiet" eingestuft worden, da der Inzidenzwert auf 55 gestiegen ist. &bdquo;Es ist auch im Kreis Herford nicht mehr kurz vor 12 Uhr – es ist 12 Uhr", sagte Landrat Jürgen Müller. Es kommt zum &bdquo;Lockdown light". Schwimmbäder, Kinos, Museen und die Gastronomie müssen zum zweiten Mal schließen. Impfstart nach den Feiertagen Am 14. Dezember zieht das Land die Reißleine. Der zweite harte Lockdown beginnt. Kurz vor dem Weihnachtsfest muss alles schließen, nur noch Supermärkte, Apotheken oder andere wichtige Versorger dürfen öffnen. Trauriger Zwischenstand: Im Kreis Herford gibt es mittlerweile 49 Corona-Todesfälle. Mit einem Inzidenzwert von 249,4 markiert der erste Weihnachtsfeiertag den Höchststand im Kreis. Am 27. Dezember gibt es dann ein Aufatmen. Die Impfungen in den Seniorenheimen starten. Ein Hoffnungsschimmer, doch die Lage bleibt angespannt. Dann sorgt Anfang Februar die nächste Nachricht für einen Dämpfer: Der Start des Impfzentrums in Enger verzögert sich. Erst am 8. Februar sollen hier Menschen über 80 Jahre den Pieks bekommen. Mittlerweile sinken die Zahlen in Herford wieder. Am 28. Januar gibt es noch 122 aktuell infizierte, einen Tag später fällt die Zahl auf 99, am 5. Februar auf 66. Mutationen Am 17. Februar sieht die Corona-Lage im Kreis entspannt aus. Der Inzidenzwert liegt bei 41,1, insgesamt gelten 198 Menschen als infiziert, in Herford sind es 43. Das ändert sich keine 24 Stunden schlagartig. Die ersten Mutationen tauchen auf. 17 Fälle der britischen Mutation können am 18. Februar bereits zugeordnet werden. Die Anzahl der Mutationsfälle steigt am 9. März bereits auf 214. So sieht es aktuell aus Der harte Lockdown ist vorbei. Buchläden und Gartencenter dürfen wieder für alle öffnen. Voraussetzung ist, dass die vorgegebene Personenzahl nicht überschritten wird, es gilt eine Registrierpflicht und das Tragen einer medizinischen Maske bleibt selbstverständlich. Seit Montag, 9. März, darf der restliche Einzelhandel ebenfalls wieder öffnen. Shoppen mit Termin läuft an. Auch der Tierpark öffnet zum Wochenende und die Kulturszene bereitet sich vor. Die Gastronomie allerdings muss vorerst weiter geschlossen bleiben. Von den 2.324 Menschen, die in Herford bislang mit Corona infiziert wurden, gelten 2.248 wieder als genesen. Inwieweit sie noch Folgeerscheinungen haben, ist nicht bekannt. 23 Todesfälle verzeichnet die Stadt im Zusammenhang mit Corona. Damit liegt Herford nach Löhne (39) auf dem zweiten Rang. Aktuell gelten 52 Menschen als infiziert.

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