Warum die Markthalle jetzt schon eine neue Lüftung braucht

Herford. "Das Konzept unserer neuen Markthalle ist erfolgreich", hatte Bürgermeister Tim Kähler in der vergangenen Ratssitzung mit den guten Nachrichten begonnen. Im Sommer 2019 neu eröffnet mit einem erweiterten gastronomischen Angebot sei eine deutliche Steigerung der Besucherzahlen erreicht worden. Seien es vor dem umfangreichen Umbau zwischen 80.000 und 100.000 pro Jahr gewesen, waren es schon im Jahr 2019 rund 35.000 pro Monat. "Und trotz Pandemie haben wir 2020 dennoch 215.000 gezählt. Im Januar 2021 waren es - bei geschlossener Gastronomie - trotzdem 10.500 Besucher", zählte Kähler die Erfolgsmeldungen auf. Doch dann kam die Überraschung: Die Ansprüche für die Lüftungstechnik seien gestiegen. Es liege ein Experten-Gutachten vor, und das habe ein klares Ergebnis hervorgebracht: "Die Lüftungstechnik muss nachgerüstet werden." Wie das denn sein könne, dass noch nicht einmal zwei Jahre nach der Bauabnahme vom Kreis plötzlich neue Anforderungen formuliert würden, hatte Herbert Even (Grüne) noch in der Ratssitzung gefragt. Kähler vertagte die Diskussion allerdings auf die kommende Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 23. März. Ein unabhängiges Gutachten liegt seit kurz vor Weihnachten vor Zuständig für die Überprüfung der Rahmenbedingungen in Sachen Hygiene und Lüftungstechnik in öffentlichen Gebäuden wie der Markthalle sei beim Kreis Herford die Abteilung für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, erklärt Wirtschaftsförderin Lisa Kunert auf Anfrage. Vor gut einem halben Jahr hatte Kunert Dieter Wulfmeyer als Leiter der Herforder Wirtschaftsförderung abgelöst. Von Anfang an habe es ständige Abstimmungen zwischen dem Kreis, der Bauverwaltung und der Pro Herford als Betreiberin der Markthalle gegeben. Mit dem Ziel, alle Vorgaben in Sachen Hygiene gemäß den geltenden Vorgaben erfüllen zu können, habe man sich schließlich darauf verständigt, ein unabhängiges Gutachten erstellen zu lassen, das seit kurz vor Weihnachten vorliege. Das Ergebnis ist unmissverständlich: Die bei der Sanierung der Markthalle eingebaute Lüftungstechnik reicht für den Betrieb, wie er jetzt unter normalen Bedingungen in der Halle stattfinde und auch bei den erhöhten Besucherzahlen nicht aus. Auch ein zusätzlicher Sonnenschutz, der es ermöglicht, das oben ins Hallendach eingebaute Lichtband abzuschatten, muss nachträglich her, damit die Halle im Sommer nicht so aufheizt. "Es ist etwas anderes, wenn ein denkmalgeschütztes Bestandsgebäude umgebaut wird", sagt Kunert. "Da muss man hinsichtlich einiger Rahmenbedingungen zunächst den normalen Betrieb abwarten, damit die Anforderungen auch richtig eingeschätzt werden können." An verschiedenen Stellen in der Halle herrschen verschiedene Anforderungen Anders als wenn die Stadt zum Beispiel eine neue Schule oder eine Kita baue, könne man bei einem so individuellen und komplexen Projekt wie der Markthalle auf keinerlei Erfahrungswerte bezüglich der benötigten Lüftung, des Wasserbedarfs oder ähnlicher Dinge zurückgreifen, erklärt Kunert weiter. "Deshalb hat der beauftragte Gutachter sich nun auch längere Zeit damit beschäftigt, sich an den einzelnen Ständen im Markt- und Gastrobereich anzuschauen, wie genau die Gegebenheiten dort sind", so die Wirtschaftsförderin. An verschiedenen Stellen der Halle herrschten verschiedene Anforderungen. "Ob an einem Stand gekocht wird, wie hoch er in der Regel frequentiert ist oder ob dort frische Lebensmittel wie zum Beispiel Käse oder Hackfleisch in der Theke liegen, spielt da zum Beispiel eine Rolle." Gerade bei frischen, rohen Lebensmitteln gebe es besondere Vorgaben, die Kunden von den Auslagen zu trennen, damit alles hygienisch in Ordnung ist, so Kunert. "Wenn zum Beispiel ein Supermarkt neu gebaut wird, wird das alles natürlich von Anfang an berücksichtigt. Das geht beim Umbau eines historischen Bestandsgebäudes eben nicht. Da ist es auch wichtig, dass - schon allein aus Gründen des Denkmalschutzes - bestimmte Funktionen das Bild nicht stören." Bei Supermärkten müsse man einfach mal drauf achten, was da - insbesondere vor Frischetheken für Lüftungsrohre unter den Decken hingen. "Die Lüftungstechnik in der Markthalle dagegen ist größtenteils unterirdisch installiert, damit das schöne Bild nicht gestört wird", so Kunert. Corona sorgt für längere Lieferzeiten für die neue Lüftungstechnik Alle Punkte, die das Experten-Gutachten eines Ingenieurbüros für Lüftungstechnik jetzt vorgibt - darunter auch Trennwände aus Plexiglas zwischen manchen Ständen -, würden schnellstmöglich abgearbeitet. Allerdings sei es derzeit noch nicht möglich, einen genauer Zeitplan zu erstellen. "Da macht uns Corona einen Strich durch die Rechnung", so Kunert. Im Zuge der Pandemie hätten auch Schulen, Kitas und andere öffentliche Einrichtungen eine verstärkte Nachfrage nach Lüftungstechnik. "Deshalb kann ich derzeit noch keinen genauen Liefertermin für die neue Technik abschätzen." Man werde aber schon einmal Schritt für Schritt an den Ruhetagen, wenn die Halle geschlossen sei, erste Vorgaben umsetzen. "Zum Beispiel können wir die geforderten Trennwände bald schon aufstellen. Und auch vorbereitende Maßnahmen für die neue Lüftung werden wir schon umsetzen, damit - wenn endlich alles wieder öffnen darf - der Betrieb möglichst wenig eingeschränkt werden muss." Kunert rechnet damit, dass die gesamte Nachrüstung im Sommer abgeschlossen sein wird. Und sie hat noch eine gute Nachricht: "Zusätzliches Geld werden wir nicht brauchen. Es ist noch genug da, weil bei einem Projekt dieser Größenordnung naturgemäß mit Nachbesserungen gerechnet wurde."

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