Warum sich diese Pflegerin für die Impfung entscheidet

Herford. In dieser Woche können sich die ersten Mitarbeiter des Klinikums Herfords gegen Covid-19 impfen lassen. Pflegerin Sabina Rajtor arbeitet seit 29 Jahren an der Schwarzenmoorstraße, seit neun Jahren in der Zentralen Notaufnahme. Die 56-Jährige wird die Impfung in Anspruch nehmen. Niemand verpflichtet sie dazu, niemand zahlt ihr eine Prämie. Es ist ihre persönliche Überzeugung, die sie zu dieser Entscheidung bewogen hat. Das muss betont werden, wenn in diesen Tagen Diskussionen über mangelnde Impfbereitschaft und politische Überlegungen zu einer Impfpflicht im Raum stehen. Es geht auch anders, wie das Beispiel von Sabina Rajtor zeigt. "Jeder muss das für sich selbst entscheiden. Man kann nicht einfach sagen, dass es eine Pflicht gibt", sagt sie. In ihrem Team werde über das Thema diskutiert. Viele, wie sie selbst, stünden der Impfung offen gegenüber. "Manche haben Respekt, aber sind nicht abgeneigt und warten ab, was passiert. Jeder hat so seine Ansichten." "Manchmal hat unser Körper abgeschaltet" Ansichten, die nicht im luftleeren Raum entstehen. Denn die als teils zu gering wahrgenommene Impfbereitschaft hängt Rajtor zufolge mit der Verfügbarkeit und Aufbereitung von Informationen zusammen: "Das ist wegen der Unsicherheit, die durch viel negative Informationen entsteht. Das Positive, das uns betrifft, wird zu wenig gezeigt." Und damit meint sie einen Schutz, den es in der Pandemie bisher nur durch Ausrüstung, nicht jedoch durch eine Impfung gab. Die Zahl der Infektionen mit Sars-CoV-2 ist weiterhin hoch, die der Verstorbenen ebenfalls. "Jeden Tag kommen Menschen in die Notaufnahme und wir wissen oft nicht, ob sie das Virus haben oder nicht." Sie und ihr Team seien häufig die ersten medizinischen Ansprechpartner, die Fragen stellten und die Anamnese durchführten. "Am Anfang habe ich gedacht, es wird schon nicht so schlimm, wenn sich alle an die Regeln halten", berichtet Rajtor mit Blick auf das vergangene Jahr. Doch nach dem fast ruhigen Sommer folgte der Herbst und darauf der Winter mit einem rasanten Infektionsgeschehen. "Da kam die Angst. Manchmal hat unser Körper abgeschaltet. Hast du alles richtig gemacht? Dir die Hände desinfiziert? Ich will es nicht nach Hause tragen", schildert die Pflegerin ihre Gedanken. "Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist" All das führe zu einer neuen Wachsamkeit. In der Folge würde sie viel lesen und nachdenken wie viele aus ihrem Team. Dem Klinikum zufolge liege die Impfbereitschaft in der Zentralen Notaufnahme einer internen Umfrage nach bei 70 bis 80 Prozent. Das Wissen um die potenzielle Gefahr ist da. Rajtor verweist exemplarisch auf einen 45-jährigen Patienten, der an Covid-19 erkrankt war und noch zu Fuß den Weg ins Klinikum fand. "Als er dann ankam, ging aber gar nichts mehr", erinnert sie sich. Ein weiterer Mann, ebenfalls erst 50-jährig, hätte die Infektion überstanden, klagte jedoch immer noch über Erschöpfung, Lust- und Kraftlosigkeit. "Er sagte mir: ,Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist'", so die Pflegerin, die eine Weiterbildung für Notfallmedizin absolviert hat. "Die, die Corona überleben, die das hinter sich haben, kämpfen immer noch mit Spätfolgen. Man sollte diese Menschen mehr sprechen lassen." Eine Impfprämie wirke wie Bestechung Es sind Beispiele, die die oft abstrakte Gefahr konkret und sichtbar werden lassen. Die Impfung erscheint vor diesem Alltag als ein ermutigender Schritt in eine sorgenfreiere Zukunft. "Ich brauche die Normalität und will wieder mit lieben Menschen zusammen sein", nennt die 56-jährige Mutter von zwei erwachsenen Kindern einen persönlichen Grund. Eine Impfpflicht, die brauche es nicht, ebenso wenig wie die in politischen Kreisen diskutierte Impfprämie für Mitarbeiter in bestimmten Berufen wie dem Pflegebereich. "Es wirkt wie Bestechung. Ich bin dagegen und finde es unmöglich", sagt Rajtor. Sie wird sich impfen lassen, weil für sie mehr Gründe dafür als dagegen sprechen. Die Entscheidung bleibt das Resultat persönlicher Abwägungen: "Mit der Impfung haben wir die Hoffnung, dass es besser und vielleicht ein schöner Sommer wird." Ein Urlaub in der Sonne, das sei das Ziel für das kommende Jahr - und wenn es nur die Nordsee ist.

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