Silvester in Herfords Innenstadt womöglich ohne Feuerwerk

Herford. Eine der ersten Entscheidungen, die der neue Stadtrat treffen könnte, hat das Potenzial für einen Aufreger: Die Politiker könnten in ihrer konstituierenden Sitzung eine Allgemeinverfügung beschließen, die das Abbrennen von Feuerwerkskörpern dieses Jahr zu Silvester in der Innenstadt verbietet. So steht es unter Punkt 21 auf der Tagesordnung. Hintergrund ist die - inzwischen durch steigenden Corona-Zahlen möglicherweise hinfällige - Idee des Bürgermeisters, den Weihnachtsmarkt über Silvester in der Stadt zu behalten. In der Nacht zum Neujahrstag sollten die Buden bis 1 Uhr geöffnet bleiben, eine zentrale Lichtshow sollte die Herforder erfreuen. Stehen die Buden aber in der Innenstadt, besteht dort zu Silvester auch eine erhöhte Brandgefahr, wenn überall gezündelt wird. Ein generelles Verbot wäre als Teil des Klimaschutzes sinnvoll, meint Tim Kähler Ginge es nach Tim Kähler, käme das Verbot für private Feuerwerke in der gesamten Stadt. Dafür spreche das Umweltargument, sagt er: Mit dem Klimaschutz als zentralem Thema sei ein generelles Verbot nur konsequent. Zudem sei die Stadt am Neujahrstag immer sehr verschmutzt. Und dann leide auch die gesamte Tierwelt. Doch das Land erlaube Feuerwerke, und deshalb brauche er einen konkreten Grund für ein Verbot. So hätten es seine Rechtsberater erklärt, sagt der Bürgermeister. Die erhöhte Brandgefahr sei ein solcher Grund, der aber außerhalb der Innenstadt nicht zieht. Kähler hält das allerdings nicht mehr zeitgemäß. Deshalb will er versuchen, das Thema auf Landesebene zum Thema machen. Die Zündelei sorgt jedes Jahr für Spannung, nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Polizeibeamten und Feuerwehrleuten. Allein zum Jahreswechsel 2019/2020 mussten die Beamten im Kreis Herford 87 mal ausrücken, einmal davon zu einem brennenden Auto. Silvesterknallerei war 2019 immerhin noch 57 Prozent der Bevölkerung wichtig Zwar ging es nicht immer um den unsachgemäßen Umgang mit Knallkörpern. Anlass für die zwischenmenschlichen Konflikte, die regelmäßig Grund für die Einsätze in der Nacht zum Neujahr sind, bieten aber die Events zum Jahreswechsel mit Feuerwerk und Alkohol. Trotzdem gehört das Silvesterfeuerwerk immer noch für 57 Prozent der Bevölkerung zur Silvesternacht. Das hatte im Juni 2019 eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergeben. Gleichzeitig waren sich gut drei Viertel der Befragten bewusst, dass Raketen und Böller schlecht für die Umwelt sind. Schon lange fordern Tierschutz- und Umweltverbände, die Knallerei zum Jahreswechsel einzudämmen. Sie verweisen uauf verängstigte Wildtiere und die hohe Feinstaubbelastung: 4.500 Tonnen Feinstaub werden laut Umweltbundesamt zu Silvester regelmäßig in die Luft gejagt. Das führt vielerorts zu Überschreitungen des Grenzwerts. Das Umweltministerium hielt 2019 ein generelles Verbot noch für übertrieben Zuletzt hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im vergangenen Jahr in 31 Städten ein Verbot privater Silvester-Böllerei beantragt. Das Umweltministerium hielt das allerdings für übertrieben. Die Städte reagierten zurückhaltend bis ablehnend. Erleichterung würde eine Verbot des Feuerwerks in der Innenstadt den Männer der Ahmadiyya-Gemeinde verschaffen: Seit Jahren sind sie immer am 1. Januar schon früh mit Besen und Mülltüten in der Fußgängerzone unterwegs, um die Überreste der Feierlichkeiten einzusammeln. Sie tun das, um damit ein Zeichen für das Miteinander zu setzen. Wie der Tagesordnungspunkt in Herford diskutiert wird, wird sich in der Stadtratssitzung am Freitag, 6. November, ab 16.30 Uhr im Auditorium auf dem Bildungscampus, zeigen. Sollte es einen Weihnachtsmarkt geben, wird bei der Entscheidung sicherlich auch eine Rolle spielen, das die Menschen coronabedingt in diesem Jahr schon auf viele Freizeitvergnügen verzichten mussten.

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