Eilshauser Messerattacke: Handy in Zelle des Hauptangeklagten entdeckt

Hiddenhausen/Herford/Bielefeld. Es ist eine mit Spannung erwartete Entscheidung, die das Bielefelder Landgericht Anfang November treffen muss. Nach rund einem Jahr – vor allem aufgrund coronabedingter Prozess-Verzögerungen – wird das Urteil gegen die beiden Brüder gesprochen, die sich nach der Messer-Attacke von Eilshausen für den Tod des 29-jährigen Raschad A. verantworten müssen. Den beiden aus Herford und Hiddenhausen stammenden Männern wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Der mutmaßliche Haupttäter (31) hatte kurz vor Prozessende noch für erheblichen Wirbel gesorgt. In seiner Zelle war bei einer Kontrolle ein Handy entdeckt worden. Die Vermutung: Der Untersuchungshäftling könnte versucht haben, Kontakt mit Zeugen aufzunehmen, um sie zu beeinflussen. Daraufhin hatte das Gericht erhebliche Sanktionen verhängt: Der sonst für Gefangene mögliche Einkauf im JVA-Laden war gestoppt worden, der Mann durfte zunächst keinen Kontakt mehr zu Mitgefangenen haben und nur noch allein zum Hofgang. Schließlich wurde der Zeuge befragt, der vom Angeklagten angerufen worden war. Der widersprach den Befürchtungen des Gerichts, dass es einen Beeinflussungsversuch gegeben habe. &bdquo;Das Gericht hat danach die Sanktionen gegen meinen Mandanten aufgehoben", so Strafverteidiger Martin Lindemann. Der Bad Oeynhausener Rechtsanwalt vertritt den mutmaßlichen Haupttäter, sein Kanzlei-Partner Tobias Diedrich den Bruder (33). Ein wichtiger Punkt in dem Verfahren dürften aus Sicht der Staatsanwaltschaft Bielefeld die beiden am Tatort gefundenen Feuerzeuge werden. An ihnen wurde allein das Gen-Material des zweiten Angeklagten gefunden. Weitere sichergestellte DNA-Spuren anderer Personen gab es an den beiden Beweisstücken nicht. Die Gen-Funde sind ein Beweis, dass der Mann zumindest an der Kreuzung war, an der Raschad A. niedergestochen wurde und starb. Verfahren beschäftigt Polizei und Justiz über Monate Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wird nach den bisherigen Planungen wohl am 29. Oktober ihr Plädoyer halten. Danach – voraussichtlich am 2. November – werden die Rechtsanwälte der Nebenklage, sie vertreten die Familienmitglieder von Raschad A., mit ihren Plädoyers folgen. Als Letzte werden Martin Lindemann und Tobias Diedrich plädieren. Möglicherweise könnte danach bereits ein Urteil gesprochen werden. Oder aber am 4. November. Das Verfahren hat die Mordkommission der Polizei aber auch die Justiz über Monate beschäftigt. In der Nacht zum 1. Juni 2019 war der 29-jährige Raschad A. sterbend auf der Kreuzung Bünder Straße/Löhne Straße gefunden worden. Er war niedergestochen worden, 20 Stiche stellten die Gerichtsmediziner später fest. Als mutmaßlicher Täter geriet bereits am Nachmittag ein aus Herford stammender Bekannter des Opfers ins Visier. Er war, wie erst später bekannt wurde, durch die Aussage einer V-Person der Polizei schwer belastet worden. Angeblich ging es um eine Körperverletzung einen Tag vor der Tat. Das spätere Opfer soll dem mutmaßlichen Haupttäter die Nase gebrochen haben. Es soll bei dem Streit um rund 1.000 Euro Schulden gegangen sein. Daraufhin soll der Verletzte Raschad A. aus Rache zu einem Treffen am Tatort bestellt haben. Nach wie vor wurde die Tatwaffe nicht gefunden. Auch gibt es den Verdacht, dass neben den beiden zu den Vorwürfen schweigenden Brüdern weitere Personen an der Tat beteiligt gewesen sein könnten. Die Ermittler setzten deshalb auf den Fund des mutmaßlichen Fluchtwagens, einer Mercedes A-Klasse. Doch in dem erst Monate später in Bad Salzuflen entdeckten Wagen, aus dem Sitze ausgebaut worden waren, fanden sich keine Beweise dafür. Darüber hinaus gibt es das Schreiben eines anonymen Mannes, der sich der Tat bezichtigt und behauptet, das Opfer habe das Messe selbst mit zum Tatort gebracht.

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