So schnell kommen Einbrecher in Herforder Häuser

Kreis Herford. Er hatte sich nicht nur auf Autos, sondern auch auf Wohnungen spezialisiert: Ein junger Einbrecher aus Löhne, dem die Ermittler der Kreispolizeibehörde Ende September das Handwerk legten. Zurzeit sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Die Beamten gehen bisher davon aus, dass mindestens acht bis zehn Einbrüche von ihm verübt wurden. Zu diesen Schäden kommen die aufgebrochenen und ausgeräumten Pkw. Solche Ermittlungserfolge der Polizei gegen heimische oder auch überregional agierende Täter sind nur ein Faktor beim Kampf gegen die Kriminellen, die meist blitzschnell arbeiten. Rund fünf bis maximal zehn Sekunden braucht ein geübter Täter, um eine ungesicherte Terrassentür oder ein Fenster aufzuhebeln. &bdquo;Deshalb", so Polizeidirektor Andreas Brings,&bdquo;sollten Wohnungs- und Hausbesitzer ebenfalls handeln." Schon kleine technische Änderungen können den Kriminellen die Tour vermasseln. Denn die Täter wollen schnell zum Erfolg kommen und möglichst unentdeckt arbeiten. Die Ermittler, die gerade ihre Riegel-Vor-Kampagne starten, haben eine Menge Wissen über die Einbrecher, das auch potenzielle Opfer nutzen können. So verhalten sich die Täter Einbrecher kommen meist tagsüber oder aber in den frühen Abendstunden. Rund 90 Prozent der Taten passieren während dieser Zeit, so frühere Erfahrungen. Oft wird zunächst geklingelt, öffnet niemand, geht der Täter um das Haus herum und versucht, ein Fenster oder eine Tür aufzuhebeln. Beliebt bei den Kriminellen sind auch die oft schlechter gesicherten Keller- oder Nebeneingangstüren. Dabei gilt die Regel: Ein auf Kipp stehendes Fenster ist ein offenes Fenster. Die Kriminellen nutzen meist kleine Werkzeuge. Oder aber sie schlagen mit vor Ort gefundenen Steinen einfach Scheiben ein. Kleineren Werkzeugen und Steinen sollten Fenster und Türen deshalb widerstehen. Auch Werkzeug oder gar eine Leiter und andere Aufsteigehilfen sollten nicht offen herumstehen. Denn sie erleichtern den Tätern ihr Geschäft. Was für Fenster gilt Badezimmer- oder auch Kellerfenster sollten vergittert sein. Die alten aus gelochtem Blech gefertigten Keller-Komplettfenster bieten überhaupt keinen Schutz. &bdquo;Das sind Mäusegitter und nur Mäuse kommen hier nicht durch", formulierte es einmal ein Ermittler. Darüber hinaus gibt es abschließbare Tür- und Fenstergriffe. Sie verhindern, dass ein Täter, der eine Scheibe einschlägt, das Fenster auch öffnen kann. Schließlich rät die Polizei, wenn die Anschaffung neuer Fenster ansteht, zu Modellen mit speziellen Pilzköpfen, die das Aufhebeln so gut wie unmöglich machen – oder aber einen Täter so lange aufhalten, dass ihm das Risiko entdeckt zu werden zu groß wird und er aufgibt. In Mehrfamilienhäusern sollte auch tagsüber die Eingangstür verschlossen sein. Und statt einfach auf den Kopf zu drücken, sollten Bewohner immer per Gegensprechanlage fragen, wer ins Haus will. Fremde Personen im Haus oder auf dem Nachbargrundstück sollten beobachtet und angesprochen werden. Bewohner, die länger nicht daheim sind, sollten Nachbarn bitten, nach dem Rechten zu schauen und etwa den Briefkasten zu leeren. Teilweise helfen auch Zeitschaltuhren,die für Licht sorgen. Denn so lässt sich ein bewohnter Eindruck vermitteln und damit ist ein Haus oft schon uninteressant für einen potenziellen Einbrecher. Wie die Opfer leiden 126 Einbrüche hatte die Polizei 2019 erfasst, bis zum Sommer 2020 waren es 61. Ingesamt ist die Zahl der Einbrüche landesweit von rund 29.900 um rund zehn Prozent auf rund 26.900 reduziert worden, skizziert Brings die Auswirkungen der polizeilichen Arbeit. Die Folgen eines Einbruchs sind nicht nur finanzieller Natur: &bdquo;Es gibt natürlich Menschen, die einen Einbruch ganz cool wegstecken", erklärt Kriminalhauptkommissar Rainer Böker. Er leitet die polizeiliche Beratungsstelle in Herford. In den meisten Fällen aber löst das Wissen, dass ein Fremder in privatesten Dingen herum gewühlt hat, psychische Belastungen aus. &bdquo;Bei einigen Opfern geht es so weit, dass sie umziehen müssen." Um Bürger zu informieren, sind die Beamten aktuell kreisweit unterwegs, haben Infostände aufgebaut oder aber sie bieten Beratungstermine an. Dazu gehört eine Ausstellung an der Elverdisser Straße 12.

Meistgelesen