Herforder Weihnachtslicht: So könnte es gerettet werden

Herford. Die Herforder haben es mit ihrem Verhalten selbst in der Hand, ob in Zeiten der Pandemie ein Weihnachtsmarkt in der Stadt stattfinden kann und ob Schausteller, Gastronomen und Kaufleute vor dem Fest Geld verdienen können. Das ist eine Kernaussage von Bürgermeister Tim Kähler in einer Videobotschaft auf Facebook und der städtischen Homepage zur aktuellen Corona-Lage. "Wir sind gerade dabei, den Weihnachtsmarkt zu organisieren, und wir sind alle bemüht, ein schönes Weihnachtsfest trotz Corona auf die Beine zu bekommen", sagt er weiter. Bürgermeister wendet sich in Videobotschaft an die Herforder Dass Weihnachtsmärkte, so sie nicht längst abgesagt sind, in diesem Jahr grundsätzlich anders aussehen müssen, liegt vor dem Hintergrund erhöhter Ansteckungsgefahr auf der Hand. Steigende Infektionszahlen können sogar auf den letzten Metern noch die durchdachtesten Pläne ganz durchkreuzen. Wenn vorhandene Ideen für ein "Herforder Weihnachtslicht" im Zeichen der Pandemie so umgesetzt werden wie angedacht, wird Bürgermeister Kähler ab Ende November aus seinem Büro auf einen der größten Weihnachtsbäume Deutschlands schauen. Denn der Weihnachtsmarkt muss entzerrt werden. So könnte die Ravensberger Himmelpforte mit der großen Tanne der Schaustellerfamilie Laffontien als Kern einer gastronomisch bewirtschafteten Fläche mit Zugangsbeschränkung vom Alten Markt auf den Rathausplatz umziehen. Davon berichtet der Vorsitzende des Mitteldeutschen Schaustellerverbandes, Willi Parpalioni, auf Nachfrage. Der Herforder Parpalioni selbst ist mit seiner Feuerzangenbowle auf dem bis dahin sehr beliebten Weihnachtsmarkt in Bad Salzuflen vertreten. Salzuflens Weihnachtsmarkt soll kein Touristenmagnet mehr sein Sein ebenfalls Herforder Kollege Thomas Weber ist sogar Betreiber der riesengroßen Weihnachtspyramide auf dem Salzhof, die dem "Weihnachtstraum" seit Jahren sein Gesicht gibt. Auch in der benachbarten Kurstadt wird in der Adventszeit nichts so sein wie in früheren Jahren. Die Stadt hat den "Weihnachtstraum" als überregional beworbenen Touristenmagnet für bis zu 200 Reisebusse pro Saison zwar abgesagt, dennoch soll laut dortiger Stadtverwaltung auch dort weiterhin ein verkleinerter Weihnachtsmarkt stattfinden - vornehmlich für die Einheimischen und Kurgäste. An dessen Konzept lässt sich ablesen, wohin auch in Herford die Reise gehen könnte. Hauptorganisator des Salzufler Weihnachtsmarktes ist seit Jahren die Werbegemeinschaft mit ihrem Vorsitzenden Michael Welslau. Nach seinen Angaben soll auch in diesem Jahr die Webersche Pyramide, von der aus Glühwein und andere Getränke verkauft werden, wieder auf dem Salzhof aufgebaut und mit Buden für weitere gastronomische Angebote ergänzt werden. Die Fläche wird als geschlossener Platz mit kontrolliertem Einlass für 400 bis 500 Gäste bestuhlt. Die Besucher werden tischweise registriert, um die vorgeschriebene Kontaktverfolgung sicherzustellen. Ein musikalisches Rahmenprogramm wird es nicht geben. Die Kunsthandwerkerstände sollen sich in der Einkaufsstraße Lange Straße, die bis zum Gradierwerk führt, aufreihen. Hier steht mit anderen Anbietern Will Parpalionis Feuerzangenbowle - ebenfalls in einer geschlossenen Platzsituation mit Registrierung. "Je mehr getrunken wird, desto schwieriger wird es" Die Öffnung des Salzufler Weihnachtsmarktes orientiert sich an den Öffnungszeiten des Einzelhandels. Das bedeutet: Nach 19 Uhr ist auch mit Glühwein und Bratwurst Schluss. "Je mehr getrunken wird, desto schwieriger sind die hygienischen Bestimmungen einzuhalten", weiß auch Michael Welslau: "Bad Salzuflen will ja nicht als neuer Hotspot in die Schlagzeilen geraten. Wir sind froh, wenn wir überhaupt etwas anbieten können." So etwas wie "Blau unter'm Baum" werde es auch in Herford nicht geben können. Wenn sich die verkaufsoffenen Sonntage nicht durchsetzen lassen, wird auch der Weihnachtsmarkt am Sonntag geschlossen bleiben. Für die Schausteller wird es unter diesen Bedingungen schwierig, auf ihre Kosten zu kommen. Zumal auch Absperrung und Sicherheitspersonal zu finanzieren sind. Die Schausteller müssen sich trotz bleibender Ungewissheit auf die Weihnachtsmärkte vorbereiten, Getränke beim Winzer vorbestellen und Personal beschaffen. "Ich arbeite in diesem Jahr nur mit einheimischen Aushilfskräften", sagt Willi Parpalioni. Die Nachfrage nach Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt sei da, weil mancher in seinem Hauptjob in Kurzarbeit weniger verdiene. Helfer aus Osteuropa müssten zwei bezahlte Wochen in Quarantäne gehen, bevor sie bei ihm arbeiten könnten. Nachschub für seine Feuerzangenbowle kann er von einem Tag auf den anderen bei seinem Winzer in Bad Kreuznach organisieren. "In der jetzigen Situation ist Flexibilität von unseren Lieferanten gefragt. Das wissen die auch", sagt Parpalioni. Schwierige Planung für die Bestellung beim Winzer Thomas Weber muss auch die 3.000 bedruckten Glühweintassen für 2 Euro das Stück beizeiten bestellen. Sein Glühwein kommt von einem Winzer aus Neustadt an der Weinstraße. Da muss er schon wegen des weiteren Weges mit einer größeren eigenen Lagerhaltung planen. Auch er setzt überwiegend auf einheimische Minijobber. Bleibt die Mahnung des Bürgermeisters an seine Bürger: "Sie entscheiden mit Ihrem Verhalten, ob die Zahlen niedrig bleiben und wir dann einen Weihnachtsmarkt aufbauen können." Die Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford will sich nach den Herbstferien zu konkreteren Plänen äußern.

Meistgelesen