So kämpft das Musik Kontor ums Überleben

Herford. Eine Lesung im Marta, vier Konzerte bis Dezember – auf den ersten Blick sieht das Restprogramm des Vereins Musik Kontor Herford aus wie in vielen anderen Jahren auch. Mit einem Konzert von David Haynes am 10. Dezember soll auch das frühere &bdquo;Schiller" als &bdquo;Wohnzimmer" seine Feuertaufe als Konzertlocation erleben. Eigentlich sollte sich mit dem neuen Stammclub eine Perspektive für die Zukunft ergeben, wegen Corona blickt der Vereinsvorstand jedoch besorgt nach vorn – und plant ein Open-Air-Festival. &bdquo;Wenn sich nicht bald etwas Grundlegendes ändert, kommen wir noch durch das nächste Jahr, aber dann wäre Schluss", sagt der Vereinsvorsitzende Ralf Hammacher. Obwohl das Musik Kontor als Verein über Mitgliedsbeiträge und treue Sponsoren und damit eine finanzielle Basis verfügt und die Arbeit ehrenamtlich erfolgt, wird es eng. &bdquo;Gerade haben wir beschlossen für alle Veranstaltungen das Kartenkontingent auf 100 Tickets zu beschränken", sagt Geschäftsführer Thomas Hagen: &bdquo;Das ist deutlich weniger als wir unter den derzeitigen Corona-Schutzbedingungen hereinlassen dürften. Aber die Leute fühlen sich mit vielen Menschen in einem geschlossenen Raum unwohl und bleiben weg." Moderne Lüftung und reduziertes Kartenkontingent sollen Sicherheit bieten &bdquo;Wir können an jeder Spielstätte einen den Umständen entsprechenden Gesundheitsschutz bieten", sagt Hammacher, &bdquo;denn alle drei Spielstätten – Marta, Lui.House und Wohnzimmer – sind mit modernster Klima- und Filtertechnik ausgestattet." Der Verein kann sein Konzertprogramm schon unter normalen Umständen nur mit Sponsorenunterstützung bieten. Die freiwillige Reduzierung auf 100 Karten vergrößert die Finanzierungslücke. &bdquo;Wir hoffen, dass die Leute kommen, bevor sie den Konzertbesuch verlernen", sagt Hagen. Seit Sommer 2019 hatte der Verein seine Konzerte wegen des Schiller-Umbaus an verschiedenen Orten mit Mehrkosten und zusätzlichem organisatorischem Aufwand durchgeführt. Mit der mehrfach verschobenen &bdquo;Wohnzimmer"-Eröffnung sollte wieder Planbarkeit einkehren. &bdquo;Da macht uns das Virus einen Strich durch die Rechnung", sagt Hammacher: &bdquo;Statt eines Halbjahresprogramms werden wir unsere Programme kurzfristig entsprechend den Umständen veröffentlichen." Der Münsterkirchplatz als Alternative zum Saal Für 2021 sind Konzerte mit Maceo Parker, Pat Metheney und Mario Biondi, teils in der Oetkerhalle, in Vorbereitung. Auch die sind mit Risiken verbunden. So ist kaum vorhersagbar, ob die Musiker überhaupt reisen dürfen. Sicher ist jedoch, dass bei den gegenwärtigen Obergrenzen für Konzertbesucher in geschlossenen Räumen die Konzerte nicht finanzierbar sein dürften. Auch hier hat der Verein eine Idee parat. &bdquo;Wir denken über ein Open-Air-Festival auf dem Münsterkirchplatz nach", sagt Hagen, erste Gespräche mit Künstleragenturen und der Kirchengemeinde Herford-Mitte habe es bereits gegeben. Angedacht sei ein Termin im April oder Mai kommenden Jahres. Im September 2017 hatte der Verein dort bereits mit dem Seven-Suns-Festival seinen 5. Geburtstag gefeiert. &bdquo;Anders als 2017 wird das Festival aber kostenpflichtig sein", sagt Hammacher. Sorge bereitet dem Verein nicht nur die eigene Zukunft, sondern auch das Umfeld. &bdquo;Fast die ganze Veranstaltungsbranche von der Künstleragentur bis zu Veranstaltungstechnikern steht vor dem Aus, von denen wird kaum einer ein zweites Corona-Jahr überstehen, auch weil viele Corona-Hilfen bei den Kleinunternehmern und Soloselbstständigen so gut wie nicht angekommen sind", sagt Hammacher: &bdquo;Vielen Menschen außerhalb der Branche ist der Ernst der Lage bisher nicht klar." Die kommenden Konzerte seien unterschiedlich nachgefragt. &bdquo;Die Leute planen viel kurzfristiger", sagte Heike Doht vom Vereinsvorstand. Bis auf eine Ausnahme sei sie aber optimistisch, dass die 100-Zuschauer-Marke spätestens an der Abendkasse erreicht werde, auch weil viele Herforder neugierig auf die neuen Locations &bdquo;Lui.House" und &bdquo;Wohnzimmer" seien. Sorge bereitet die musikalische Lesung mit dem legendären Zeit-Kolumnisten Harald Martenstein am 6. November im Marta. &bdquo;Hier können wir den Leuten nur eins raten", sagt Hagen: &bdquo;Traut euch, besucht Konzerte, denn nur so wird es Kultur auch über das Jahr 2021 hinaus auf deutschen Bühnen geben." Infos zu den kommenden Veranstaltungen und Tickets gibt es über www\.musik-kontor-herford\.de, bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und in der Tourist-Info, Rathausplatz 2.

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