Herford bekommt neuen Abendmarkt

Herford. Die Herforder Markthalle verzeichnete nach Sanierung und Neueröffnung vor einem Jahr Besucherzahlen von im Schnitt 30.000 Menschen im Monat. Dann kam Corona mit dem Shut-Down und später mit Zugangsbeschränkungen und Maskengebot für die Halle. Die Zahlen brachen dramatisch ein auf bis zu 10.000 im April, so dass sich die Pro Herford entschloss, die Öffnungszeiten bei 13.30 Uhr zu kappen. Der Außenmarkt dagegen blieb gut besucht und legte sogar zu. "Die Zahlen werden allmählich besser" Nun sieht die neue Markthallen-Managerin Antonietta Galasso, die unterstützt von einem erfahrenen Team auf Stefan Tillmann folgt, Licht am Horizont. "Die Zahlen werden allmählich besser", sagt die 27 Jahre junge Herforderin. Die frühere Leistungssportlerin ist auf die Idee gekommen, in Bielefeld Eventmanagement zu studieren, weil sie beim Grün-Gold-Tanzclub auch Organisationstalent bei Großveranstaltungen bewiesen hatte. Im Mai wurden knapp und im Juni gut 15.000 Besucher in der Markthalle gezählt. Der Juli hat trotz Ferien schon eine Woche vor Monatsende über 15.200 erreicht. "Wir wollen mit Rücksicht auf die Gesundheit die Halle langsam und mit Augenmaß wiederbeleben", sagt Galasso. Größtes Sorgenkind bleibt der Freitag, der wohl noch immer nicht so in den Köpfen der Herforder verankert ist, wie die traditionellen Markttage Dienstag, Donnerstag und Samstag. Ab der zweiten Augustwoche soll die Halle wieder wie vor Corona geöffnet werden: Dienstag, Donnerstag und Samstag von 7 bis 15 Uhr und Freitag von 10 bis 19 Uhr. Der Außenmarkt hat Dienstag, Donnerstag und Samstag von 7 bis 14 Uhr geöffnet. Samstags ist das Angebot der Beschicker besonders groß. Einmal im Monat "Feierabendmarkt" mit Musik Freitags gab es bisher keinen Außenmarkt. Das soll sich ändern. "Es wird dann auch Marktstände im Freien geben, erst einmal in einem Umfang wie Dienstag und Donnerstag", sagt Galasso. Der Clou: Das Angebot im Freien gibt es nachmittags von 15 bis 19 Uhr, wenn für viele junge Familien schon das Wochenende begonnen hat. Das hat zwei Vorteile: Viele Markthändler sind morgens noch woanders gebunden und Berufstätige haben morgens meist keine Gelegenheit, auf den Markt zu gehen. "Wir können nur maximalen Erfolg haben, wenn alle Bereich des Marktes am Start sind", meint die neue Markthallenmanagerin. Einmal im Monat soll der Markt am Freitag "Feierabendmarkt" heißen. Dann gibt es Live-Musik und der Abend kann auch nach 19 Uhr bis maximal 22 Uhr ausklingen. Musik im Freien wird es auch Samstagmittags geben, um den Kunden, die an einzelnen Ständen Schlange stehen müssen, "die Zeit zu versüßen". Mitte August wird Markthallen-Geburtstag gefeiert Da viele Leute in Corona-Zeiten lieber im Freien sitzen, um zu essen und zu trinken, soll das entsprechende Angebot an Sitzgelegenheiten erweitert werden. Schon jetzt stehen Tische und Stühle vor der Markthalle. Die Fläche könnte noch vor die kleine Markthalle ausgedehnt werden. Ab 14. August soll auch die Ecke um das Reichsabteidenkmal in Richtung Elisabethstraße / Kantorenhaus bestuhlt werden. "Wir haben da am vergangenen Freitag mal mit einem Kaffee probegesessen, das war sehr schön", sagt Antonietta Galasso. Dann soll auch der erste Markthallen-Geburtstag gefeiert werden. Eine Sommerkarte mit allen aktuellen kulinarischen Angeboten, die an den Tischen gereicht wird, soll den Gästen ermöglichen, in Selbstbedienung gezielt den Stand anzusteuern, der das passende Angebot gemacht hat. Dort muss sich der Gast allerdings noch immer coronabedingt registrieren, bevor er mit der Mahlzeit wieder den Tisch im Freien ansteuert. Das gebrauchte Geschirr kann im Eingangsbereich abgegeben werden. So belastet der Gast dabei nicht die Zahl der in der Halle maximal zugelassenen Besucher, die an Samstagen gelegentlich erreicht wird. Angebot für Vegetarier in Planung Sie bieten aktuell Leckerbissen für den Sofortverzehr an: "Cup d'Or" mit Kaffee- und Teespezialitäten, die Patisserie Kleine, "Don Pasta" mit Nudelgerichten, die Getränkeinsel mit Snacks, die "Bio-Zeit" mit Allerlei von der Hausmannskost bis zur Falafel und die Wildkammer, die in den nach kurzer Zeit wieder geschlossenen Fisch-Imbiss umgezogen ist. An Stelle der bisherigen Wildecke könnte demnächst ein Angebot für Veganer und Vegetarier entstehen. "Alle bieten auch etwas zum Mitnehmen nach Hause an", sagt Galasso, die weiß, dass "die Markthalle davon lebt, wer hinter dem Stand steht". Die Machbarkeit neuer Ideen bespricht sie mit den Händlern, denn: "Am Ende des Tages zählt auch, dass sie volle Kassen haben." Das war in den vergangenen Monaten selten der Fall und stellte Anbieter auf eine harte Probe. Ein I-Tüpfelchen im Markthallenangebot war anfangs das Start-Up-Unternehmen Majamin von Jaqueline Hütter und Marc Uhlig. Sie boten Microgreens - nährstoffreiche selbst gezogene Babypflanzen - an. Auch ihnen verhagelte Corona das Geschäft in der Markthalle und auch noch in der Gaststronomie. Beide mussten sich daher beruflich umorientieren und verkaufen nun Microgreens und Gerstengrassaft nur noch online. Eine Rückkehr in die Markthalle scheint aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Selbst Chinesen sind begeistert Es gibt viele eingeschworene Fans der Markthallengastronomie und des Marktes, so die Eheleute Irmy Wilms und Manfred Haverkamp, die drei Mal die Woche hier hereinschauen und "nur noch hier einkaufen". Die Designerin und der Architekt bekommen oft privat und beruflich Besuch aus dem In- und Ausland. "Wir führen alle Freunde in die Markthalle. Die sind so was von baff, dass es so ein Angebot in so einer kleinen Stadt gibt", sagt Wilms. "Das ist ein gigantisch hohes Niveau, sehr authentisch und nicht zusammengeramscht." Selbst chinesische Geschäftspartner von Manfred Haverkamp seien begeistert. Gerade in Corona-Zeiten müsse man die heimische Gastronomie unterstützen, meinen sie. Elisabeth, Reimund und Eva Mühlenhoff sitzen lieber vor der Markthalle. "Wir sind gerne hier", sagen sie. "Wir wären froh, wenn die Autos vom Platz verschwinden würden." Das ist aber noch Zukunftsmusik.

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