Erste Hilfe leisten trotz Corona

Herford. Auch in Zeiten des Coronavirus kann es passieren: Plötzlich stürzt jemand an der Supermarktkasse um und atmet nicht mehr normal. Oder in der Heimquarantäne wird ein Angehöriger auf einmal bewusstlos. Denn auf 100.000 Einwohner kommen in Deutschland jedes Jahr 50 bis 80 Fälle eines Herzstillstandes. Richtig angewandte Erste Hilfe kann die Überlebenschancen der Betroffenen in diesen Situationen entscheidend verbessern. Doch wie sollte Erste Hilfe in Zeiten von Corona ablaufen? &bdquo;Ein Herz-Kreislauf-Stillstand tritt in den meisten Fällen tatsächlich im persönlichen Umfeld auf und seltener in der Öffentlichkeit", sagt Dietrich Henzler. &bdquo;Herzmassage und Mund-zu-Mund Beatmung sind in diesem Fall unbedenklich. Denn Mitglieder des gleichen Haushalts sind entweder bereits infiziert oder sie sind es eben nicht. Es besteht dort kein Ansteckungsrisiko." Henzler ist Direktor der Universitätsklinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Rettungsmedizin und Schmerztherapie am Klinikum Herford. In dieser Tätigkeit ist er auch an der Behandlung der Corona-Schwersterkrankten auf der Intensivstation beteiligt. Doch wie sieht es aus, wenn plötzlich jemand im Supermarkt umfällt? &bdquo;Bei Fremden sollte eine Herzdruckmassage durchgeführt werden oder - wenn vorhanden - ein Defibrillator genutzt werden", sagt Henzler. &bdquo;Es gibt bisher keine Berichte darüber, dass es auf diesem Wege schon zu einer Ansteckung gekommen ist." Bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung bestehe aber natürlich die Gefahr einer Tröpfcheninfektion und damit einer Übertragung von Corona. &bdquo;Ob Menschen dieses Risiko eingehen wollen, das muss jeder für sich selbst entscheiden", so Henzler. In seiner Empfehlung orientiert er sich an den Empfehlungen des ILCOR (International Liaison Committee on Rescucitation). Hygienevorschriften befolgen Für den Fall, dass jemand bei einem Fremden Erste Hilfe geleistet hat, empfiehlt Henzler, im Anschluss die bekannten Hygienevorschriften zu befolgen und die eigenen Hände gründlich zu waschen, sowie getragene Wäsche bei 60 Grad zu waschen. &bdquo;Zu versuchen, den eigenen Mund mit Alkohol oder Mundspülung zu desinfizieren, kann ich hingegen nicht empfehlen. Das bleibt wirkungslos." Sollte sich bei einem durch Erste Hilfe geretteten Patienten herausstellen, dass er oder sie positiv auf Corona getestet ist oder wird, werden Ersthelfer in der Regel von der behandelnden Klinik informiert. &bdquo;Daher ist es wichtig für Helfer, Rettungskräften ihre Kontaktdaten mitzugeben." Sollte jemand einen Herzstillstand bei einem Angehörigen oder Fremden miterleben, sollte zunächst überprüft werden, ob der Betroffene auf Ansprechen oder Schütteln reagiert. Zudem sollte getestet werden, ob die Atmung gar nicht oder nur als Schnappatmung vorhanden ist. Daraufhin sollte sofort von einem der Anwesenden die 112 angerufen werden. "Menschen helfen einander" Danach ist umgehend mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Dafür ist der Brustkorb freizumachen und ein Handballen auf die Mitte der Brust zu legen. Mit dem zweiten Handballen darüber muss nun das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter nach unten gedrückt werden. Dies muss 100 bis 120 Mal pro Minute geschehen. Geschulte Helfer sollen zudem Mund-zu-Mund-Beatmungen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen durchführen. Die Massage darf nicht unterbrochen werden, bis Hilfe eintrifft. Trotz derderzeitigen Berührungsängste vieler Bürger, hat Henzler keine Angst, dass Erste Hilfe in dringenden Fällen ausbleibt. &bdquo;Selbst in den von Corona am schlimmsten betroffenen Gebieten wie in Italien, zeigt sich momentan, dass Menschen einander helfen", sagt er. &bdquo;Von daher bin ich sehr hoffnungsfroh."

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