Kreis Herford. An die ersten Pommes-Frittes, die in der Region in den 1960er Jahren ihren Siegeszug antraten, können sich viele Leute heute noch erinnern. Hier erzählen sie, wo sie die heißbegehrten Kartoffelstäbchen ergattert haben und wie sie geschmeckt haben.
Freibad-Pommes in Spenge
„Meine allerersten Pommes hab ich mit etwa 8 Jahren im Freibad in Spenge gegessen. Das war etwas ganz Besonderes, denn es gab damals in Westerenger, wo ich wohnte, oder im benachbarten Spenge noch keine Pommes-Buden. Die kamen erst nach und nach. Deshalb war es ein absolutes Highlight, wenn man vom Eintrittsgeld für das Freibad noch 50 Pfennig übrig hatte für eine kleine Portion Pommes."Dagmar Bögeholz, Enger
Spenger Futterhäuschen
„Meine Anlaufstelle für Pommes war das ,Futterhäuschen in Spenge. Es wurde zu meinem Bedauern vor etwa zwei bis drei Jahren geschlossen. Dort holten wir uns früher die Pommes, die wir verpackt mit nach Hause nahmen. In der Zeit bis die Pommes fertig waren, hatte man dann alle Neuigkeiten aus Spenge gehört. Obwohl vor dem Futterhäuschen auch Stehtische standen, haben wir größtenteils zuhause Pommes gegessen. Ich war Pommes-Ketchup-Esser. Seit meinen Jugendjahren bin ich nie zu McDonalds gegangen, sondern gehe heute noch zur klassischen Pommes-Bude."Holger Stoppkotte, Enger
Bratwurst Glückle in Vlotho
„Meine ersten Pommes hab ich erst mit etwa 14 Jahren gegessen. In den 1960er Jahren gab es noch nicht viele Pommes-Buden. Wir in Vlotho gingen zu ,Bratwurst Glöckle zum Pommes essen. Diese Institution gehörte einem Fleischermeister, der früh erkannte, dass Pommes zur Bratwurst gut schmecken. Das kostete 50 Pfennig für die Pommes und 10 Pfennig für Ketchup oder rot-weiß. Wir jungen Leute gingen nach der Schule entweder zur Eisdiele oder zu ,Glöckle, da wir noch kein Jugendzentrum in Vlotho hatten. Lediglich in der Kirche St. Stephan hatten wir die Möglichkeit, in Gemeinschaft den angesagten „Beatclub" im Fernseher anzuschauen. Danach ging es regelmäßig zu ,Glöckle. Ich hab nie Bratwurst, sondern immer Pommes rot genommen." Wolfgang Kuhlmann, Vlotho
Pommes auf dem Jahrmarkt
„Als die ersten Pommes in Eilshausen in den 1970er Jahren aufkamen, nannte mein Vater sie die ,Amerikanischen Kinderfinger. Wir aßen sie selten. In meiner Kindheit waren Pommes etwas Besonderes und meine Eltern kauften sie uns meistens auf dem Jahrmarkt. Wenn ich heute eine Pommes-Werbung sehe, denke ich immer noch an den Ausdruck meines Vaters." Birgit Dreckschmidt, Bünde
Auf dem Rückweg vom Urlaub
„Pommes? Lecker! Als großer Kartoffelfan liebe ich Pommes. Lediglich den Süßkartoffelpommes kann ich nichts abgewinnen. In meiner Kindheit waren Pommes etwas Besonderes. Mein Vater kaufte sie oft auf dem Rückweg aus dem Urlaub. Pommes wurden in der Bude gekauft und zuhause gegessen. Den höchsten Pommes-Genuss gibt es jedoch früher wie heute im Freibad. Wenn man aus dem kühlen Nass kommt und eine warme und knusprige Pommes isst, dann ist das das Leckerste, was man sich vorstellen kann."Dorothea Streich, Bad Oeynhausen
Lieber Bratkartoffeln als Pommes
„Meine ersten Pommes mit etwa 8 Jahren Anfang der 1980er Jahre kamen aus dem Backofen meiner Mutter. Die wahren Köstlichkeiten jedoch gab es jeden Sonntag bei meinen Großeltern, die gegenüber wohnten und einen eigenen großen Gemüsegarten hatten. Mein Großvater, der im Krieg an der Ostfront in Gefangenschaft war, liebte das Sonntagsessen nach den vielen erlebten Mangeljahren ganz besonders. Von ihm hab ich gelernt, Essen wertzuschätzen. Die selbstangebauten Kartoffeln mit brauner Bratensoße meiner Oma sind unübertrefflich. Ich bin heute noch old-school: Ich esse lieber gute Bratkartoffeln als Pommes. Auch als Kind zog ich den Pommes eine Portion Reis mit Ketchup vor. Auch meine Kinder lieben Reis mit Ketchup."Christian Wilmsmeier, Löhne
Fritten-Bude statt Go-Parc in Herford
„Als Kinder der 1960er Jahre haben wir zuhause in Enger keine Pommes gegessen. Meine ersten Pommes hab ich in meiner Schulzeit in der Otto-Hahn-Realschule in Herford gegessen. Da, wo heute der Go-Parc steht, war ein großer Parkplatz des Kreises Herford. Zwischen den großen Bäumen gab es eine Fritten-Bude. Dort aß ich mit meiner Mädchen-Clique gerne Pommes. Meine Mädchenklasse hatte noch das Schulfach „Kochen". Ich erinnere mich, dass wir danach häufig zum Pommes-Essen auf den Parkplatz gegangen sind." Petra Skwiercz, Enger
Chip Shop in England
„In meiner Kindheit gab es Pommes im Chip Shop in Cannock in Mittelengland. Der Shop war drei Häuser entfernt vom Haus meiner Großeltern. Wir Kinder verbrachten die Freitage bei Oma und Opa und dann gab es immer Fish&Chips. Meine ersten Pommes hab ich mit etwa vier Jahren gegessen, als ich mit meiner Oma im Chip Shop war. Für den Fisch konnte ich mich anfangs nicht begeistern, umso mehr für die Pommes.
Die werden heute noch in England mit Salz und Essig gegessen. Die frischen Kartoffeln wurden geschnitten und frittiert und dann zum Mitnehmen erst in Fettpapier gewickelt und dann in Zeitungspapier zum Transportieren. Manchmal guckten die Pommes etwas hervor und wenn man sie aus dem Zeitungspapier wickelte, bekam man öfter Pommes mit Buchstabenabdruck zu essen. Es gab aber noch ein sehr leckeres Nebenprodukt für Kinder und zwar die Batterbits. Das waren die Panierreste aus dem Frittierfett, die wir Kinder in einer Tüte bekamen. Heiß und knusprig mit Salz und Essig waren sie ein Riesengenuss."John Stretton, Vlotho
Pommes mit Essig
„An meine ersten Pommes in Deutschland kann ich mich nicht erinnern. Wohl aber an meine ersten Pommes in England. Dort wollte ich die berühmten Fish&Chips probieren. Ich wusste, dass die Engländer ihre Pommes mit Essig würzen. Das wollte ich gern vermeiden. Jedoch dauerte es ein paar Tage, bis ich die Vokabel für Essig ausfindig gemacht und den Mut aufgebracht hatte, die Zutat abzubestellen. Die erworbenen Pommes waren köstlich."Barbara Hoffmann, Rheda-Wiedenbrück
Hähnchenbratereien in Herford
„Die ersten Pommes Frites gab es bei den Hähnchenbratereien in Herford Anfang bis Mitte der 1960er Jahre. Eine war an der Rennstraße, nahe der Ecke zum Alten Markt im ersten Stock. In der Lübberstraße gab es die ,Snack-Bar stadtauswärts rechts Richtung Lübbertor und ,Hähnchen-Schmidt Hausnummer 19. Einige aus dem Jazz-Club nannten ihn ,Chicken-Smith. Im Haus Bremen an der Radewiger Straße hieß der Imbiss ,Halbes Hähnchen. Neben der Gaststätte Schony an der Goebenstraße war links in einem Gang eine weitere Imbissbude. Aber keiner aß die Pommes wie heute im Gehen oder im Stehen auf der Straße, man blieb zum Verzehr im oder vor dem Imbiss.
Besondere Erinnerung habe ich an Frau Ott in der Goebenstraße. Sie wohnte damals neben dem Hauptgeschäft Ottensmann und betrieb gegenüber links neben dem Uhrengeschäft Walter Janz und Lebensmittel-Kemena eine kleine Bude am Bürgersteig. Da gab es unter anderem Bratwurst, Pommes und eingelegte Gurken. Wenn ich Pommes mit Mayonnaise bestellte, nahm Frau Ott immer ihren Zeigefinger, ging mit diesem durch den Eimer mit Majo und klatschte vom Finger die weiße Masse auf die Pommes. Genauso machte sie das mit dem Senf für die Bratwürste. Ihre Bude hat meines Wissens nur kurze Zeit existiert."Erika Müller, Herford