Kabarettist Wilfried Schmickler begeistert wortgewaltig im Stadttheater

Herford. &bdquo;Ihr sägt an dem Ast, auf dem ihr sitzt", warnt der Juso. &bdquo;Nein, wir sitzen auf dem Ast, an dem wir sägen", antwortet die SPD-Spitze. Nur Sekunden dauert es bis zum ersten Gag des Kabarettisten Wilfried Schmickler, in dem treffliche Analyse und meisterhafter Umgang mit der Sprache zusammenkommen. &bdquo;Kein zurück!" heißt sein aktuelles Programm, das er im Stadttheater präsentiert. Der noch 64 Jahre alte Kabarettist und &bdquo;Smartphone-Verweigerer" blickt verständnislos auf die Menschen mit &bdquo;NoMoPhophobie", der Angst ohne Mobilphone dazustehen, grüßt alle Krankenpfleger, Erzieherinnen, Lehrer, Datendiebe, solidarisiert sich mit allen Schulschwänzern, Gutmenschen und Pazifisten, wie er einer sei. &bdquo;Sie und ich, wir sind uns einig, dass kein Staat das Recht hat, einen jungen Menschen zum Soldaten zu machen", ruft er in den Saal, und der Applaus gibt ihm recht. &bdquo;Wo geht es hin? Wer darf mit und vor allem wann geht es endlich los?" sind für ihn die entscheiden Fragen in einem &bdquo;Deutschland im Aufbruch", in dem Durchhalteparolen aus den Lautsprechern am Bahnhof schallen und an den Schaltern für Beruhigungsmittel geworben werde. Am Schalter verteilen &bdquo;Mitarbeiter des Heimatministeriums Gutscheine für Rückfahrkarten – Traumreisen in die Vergangenheit, Nostalgietrips in die Welt von Vor-Vorgestern." Politiker bekommen auf ihrem Weg der &bdquo;radikalen Erneuerung" ihr Fett weg Aber er stellt klar: &bdquo;Es gibt kein neues Leben im alten, und es gibt kein trautes Heim im untergegangen Reich. Es gibt kein zurück." Natürlich bekommen auch Politiker wie Lindner (FDP) und CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer auf ihrem Weg der &bdquo;radikalen Erneuerung" ihr Fett weg. &bdquo;AKK kann Kanzlerin. Das zweite K kann aber auch für Karneval oder Krabbelgruppe stehen", ätzt er. Jens Spahn, &bdquo;Minister für Dings oder für Bums", &bdquo;Schwiegermuttersöhnchen" Heiko Maas und den &bdquo;Heimatmuseumswächter mit der Lizenz zum Abschieben", Horst Seehofer, &bdquo;Trumps Bruder im Größenwahn", hat er ebenso auf dem Zettel wie den &bdquo;Bullshit-Blogger" und Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen oder den &bdquo;Che-Guevara der Reihenhäuser", Dobrindt. &bdquo;Bei der AfD, da weiß man, woran man ist", erklärt Schmickler den Unterschied zwischen Lindners Liberalen und AfD. Gaulands Drohung, &bdquo;unser Land und unser Volk" zurückzuholen, kontert er mit der Ankündigung, dass sein Garten sicher von niemandem zurück geholt werde: &bdquo;Den kriegen sie nicht!" "Je stärker man die AfD anfeindet, desto größer wird ihr Freundeskreis" &bdquo;Es stinkt der See, die Luft ist rein – Björn Höcke muss ertrunken sein!" kalauert er, um sich gleich dafür zu entschuldigen, dass jedes Mal sein &bdquo;Schmähzentrum" aktiviert werde, wenn er nur AfD höre, er leide halt an einer Art &bdquo;AfD-Tourette". Er versuche wirklich, sich beim Thema AfD im Zaum zu halten, sagt Schmicker entschuldigend, denn &bdquo;je stärker man die AfD anfeindet, desto größer wird ihr Freundeskreis." Trotzdem bricht es auch ihm heraus: &bdquo;Das A in AfD steht für Antisemiten, Aasgeier, Arschkrampen – kurzum die AfD ist eine Scheißpartei!" &bdquo;Natürlich muss man der AfD entgegengehen, aber bewaffnet", lautet sein Ratschlag zum Umgang mit der Partei, um dann ein &bdquo;mit der Wahrheit" hinterherzuschieben. Auch Sportfunktionäre, Jogger in Funktionskleidung oder die Macher von &bdquo;Sondermüll-Fernsehen" bekommen ihr Fett weg. Dann stimmt er seinen &bdquo;Abgesang auf die Heimat" an. &bdquo;Hier in unserer Heimat, hier lässt sich’s glücklich sein, und diese eine Heimat gehört nur uns allein", schlagersäuselt er, um dann zu bekennen &bdquo;Ich habe keine Heimat." Und das sind nur einige Themen, die er mit atemberaubendem Tempo textsicher aneinanderreiht, um sich am Ende mit dem Rat zu verabschieden: &bdquo;Bleiben Sie edel, bleiben Sie gut, und denken Sie immer daran, auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge." Diesen Rat gab schon Brecht den Nachgeborenen mit auf den Weg, geschrieben im Exil, von einem, der die Heimat verlassen musste um sein Leben zu retten. Noch ist Zeit zu verhindern, dass Menschen vor der Deutschtümelei wieder ins Ausland fliehen müssen.

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