Im Tierpark Herford wohnen Vögel in Design-Häusern

Herford. "Wir haben als Tierpark auch einen Bildungsauftrag", betont Thorsten Dodt, Chef des Tierparkes Herford. Und um diesem gerecht zu werden, gab es jetzt Unterstützung von der Jugendhilfe Schweicheln - genau genommen von der Holzwerkstatt des Perspektivzentrums "Wege ins Berufsleben" (WiB). Durch persönliche Beratung und Coaching wollen die Teilnehmer hier - auch unterstützt vom Jobcenter Herford - den Wiedereinstieg ins Berufsleben schaffen. Unter der Anleitung von Holzwerkstatt-Leiter und Tischlermeister Heinz-Peter Müller stellten sie 25 Vogelhäuser her, die jetzt ihren Platz im Gebiet der Europäischen Waldtiere, in unmittelbarer Nähe zu den Gehegen von Luchs und Wildkatze, fanden. "Eltern können hier künftig ihren Kindern unseren Wald mit vielen Tieren, die hier auch vorkommen, hautnah erklären", sagt Dodt. Und Wissenslücken seitens der Eltern, wie den nun wirklich eine Kohlmeise oder ein Buchfink aussieht, könnten mit Infotafeln oder vielleicht sogar mit einem Infospiel gemeinsam geschlossen werden. An einer Stelle hängt ein Mini-Wohnwagen am Baum Dass beim Bau der Vogelhäuschen so richtig Freude aufkam, ist den Ergebnissen auf den ersten Blick anzusehen. Bei jeder Vogelunterkunft sind liebevolle Details zu entdecken - bei so manchem Exemplar muss der Betrachter sogar zwei Mal hinsehen, um zu entdecken, dass es sich um eine Behausung für gefiederte Gäste Handelt. "Ich wollte kein normales Haus machen", erklärt Sandra Kenny, begeisterte Teilnehmerin von WiB. Sie stellte einen Wohnwagen her, in den Meise und Fink einziehen können. "Für mich waren es die ersten Berührungspunkte mit der Holzverarbeitung", erzählt Kenny weiter. "Ich wusste gar nichts, aber konnte jederzeit Fragen stellen." Mandy Bodin hat gleich acht Vogelunterkünfte hergestellt. Sie hatte aber auch ein bisschen Vorwissen, gibt die 24-Jährige zu. "Vor sechs Jahren hatte ich schon einmal eine Tischlerlehre begonnen. Dann kamen direkt nacheinander zwei Kinder dazwischen." Jetzt habe sie nach der Mutterpause - entweder in diesem oder im kommenden Jahr - wieder die Chance für einen neuen Anlauf. "Und da können die Erfahrungen bei WiB ja nur nützlich sein", sagt Bodin, die ihren Namen gleich auch über die "Haustür", also das Einflugloch einer ihrer Vogelbehausungen geschrieben hat. Über einen kleinen "Balkon" können künftuige gefiederte Bewohner bequem einfliegen. Und neben einem Namen bekommen sie sogar einen liebevoll gefertigten Mini-Briefkasten dazu. "Meine Schwiegermutter geht häufig mit meinen Kindern hier in den Tierpark. Die werden das Häuschen sicher gleich wiedererkennen." Auch ein syrischer Flüchtling war unter den Vogelhaus-Architekten Die Biografien der Vogelhaus-Architekten sind sehr unterschiedlich. Auch ein syrischer Flüchtling sei unter den Teilnehmern gewesen, berichtet Heinz-Peter Müller. "Da haperte es zwar an der Sprache, aber was ich ihm auch aufgemalt habe - er hat es super handwerklich super umgesetzt. Jetzt bekommt er noch einen Sprachkurs und dann steht einer Beschäftigung zum Beispiel in einer Tischlerei nichts mehr im Weg." "Die Kooperation zwischen uns und der Jugendhilfe ist eine echte Win-Win-Situation", freut sich Thorsten Dodt, der übrigens auch den Anstoß zu der Zusammenarbeit gab. Als der Tierpark im vergangenen Jahr einen Auszubildenden über das Ausbildungsprogramm NRW eingestellt hat, war der Tierparkleiter zu Gast bei der Jugendhilfe Schweicheln. "Ich habe dort diese individuell gestalteten Vogelhäuser entdeckt - zum Teil ganz natürlich, zum Teil aber auch knallig bunt und ungewöhnlich geformt. Da habe ich gleich gedacht, dass das doch eine tolle Bereicherung für unseren Tierpark wäre." Die Vogelhäuser, die nicht im Tierpark aufgehängt wurden, werden übrigens beim diesjährigen Weihnachtsbasar der Jugenhilfe Schweicheln zum Verkauf angeboten.

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