Ezidische Gemeinde bekommt in Herford ein eigenes Grabfeld

Kreis Herford. Ein Grabfeld für die eigenen Gemeindemitglieder - das ist ein lang gehegter Wunsch der nach eigener Schätzung 3.000 bis 4.000 Eziden, die im Kreis Herford leben. Nach einem Jahr Vorarbeit von Erdal Ekinci geht dieser Wunsch mit Hilfe der Stadt nun in Erfüllung. Am Samstag, 15. Juni, ab 13 Uhr wird das Gelände auf dem Friedhof Ewiger Frieden feierlich seiner Bestimmung übergeben. Wie schnell sich die 84 Grabstätten füllen werden, das wissen Erdal Ekinci, Mehmet Ekinci und der Herforder Integrationsratsvorsitzende Dogan Karacan, die im Vorfeld einen Platz für einen gemeinsamen Gedenkstein ausgewählt haben, nicht. Denn noch immer lassen sich die älteren Eziden lieber in ihrer Herkunftsregion im Nahen Osten, in der Osttürkei, Nordsyrien, Irak, Armenien, Georgien oder Russland bestatten. "Bei den Leuten, die hier geboren sind und Herford als ihre Heimat empfinden, sieht das anders aus", sagt Erdal Ekinci. Bielefeld spielt für Herforder Eziden eine Rolle Er weiß, dass diese jüngeren Angehörigen ihre Verstorbenen auch gern in der Nähe bestattet wissen wollen, um das Grab regelmäßig aufsuchen zu können. Zudem gibt es in den Herkunftsregionen, in denen die Eziden aus politischen und religiösen Gründen verfolgt werden, immer wieder auch Schändungen und Bombardierungen von Grabfeldern. Das nächste Grabfeld für Eziden der Region ist in Bielefeld. Da es zum Bedauern der Herforder Eziden in ihrer Stadt bisher nicht gelungen ist, ein Gebäude für ein ezidisches Zentrum zu erwerben, müssen sie auch für ihre Treffen nach Bielefeld-Baumheide fahren. Stirbt ein Gemeindemitglied, wird es von einem Bestatter zum dortigen Gemeindezentrum gefahren. Bei Eheleuten ist eine Sache eher selten Dort wird der Leichnam vom Geistlichen und der engsten Familie gewaschen, in eigens genähte weiße Kleidung gehüllt und bis zur Bestattung in einem gekühlten Raum im Sarg aufgebahrt. Die Trauerfeier, zu der oft mehrere hundert Mitglieder der Großfamilie anreisen, dauert fünf Tage. Wird der Verstorbene in seiner Herkunftsregion bestattet, sollte das innerhalb dieses Zeitraums geschehen. Weil es im Nahen Osten oft heiß ist, legt man die Gräber nicht mit Bepflanzung an. Die Grabstellen werden mit einem schlichten Grabmal aus Granitstein bedeckt. Auf den Gräbern von Frauen steht ein Grabstein auf der Kopfseite des Grabmals, bei Männern zusätzlich auf der Fußseite. Eheleute werden in der Herkunftsregion selten nebeneinander bestattet. Auch die Eziden glauben an den einen Gott, der in den verschiedenen Religionen unterschiedliche Namen hat. Der Vermittler zwischen Himmel und Erde ist für sie ein Engel in Gestalt eines Pfaus. Ein Pfau ziert auch den Gedenkstein, der auf das ezidische Grabfeld in Herford hinweist. Beid er Eröffnung werden ein ezidischer Geistlicher mit jungen Leuten und Pfarrer Berthold Keunecke von der Ev. Emmaus-Gemeinde Gebete sprechen. Für Grußworte haben sich Bürgermeister Tim Kähler, der Landtagsabgeordente Christian Dahm, Sabriya Ekinci von der Ezidischen Gemeinde Ostwestfalen-Lippe e.V., Matitjahu Kellig von der Jüdischen Gemeinde Herford, Vuva Ipek von der Alevitischen Gemeinde, Aslan Kizilahan von der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen, Superintendent Michael Krause vom Ev. Kirchenkreis Herford, Landrat Jürgen Müller und der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze angemeldet.

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