
Kreis Herford. Am Montag nach der Europawahl wollte nw.de wissen, auf was jeder Einzelne für den Klimaschutz verzichtet. Schließlich haben so viele Bürger wie noch nie zuvor ihre Stimme den Grünen gegeben - wohl nicht zuletzt deshalb, weil der Klimaschutz mit der Fridays-for-Future-Bewegung und dem Klimanotstand, den auch die Stadt Herford kürzlich ausgerufen hat, in aller Munde ist. Doch was ziehen die Wähler im Kreis ganz persönlich für Konsequenzen? Was ist jeder Einzelne bereit, für den Klimaschutz zu tun? Worauf ist jeder Einzelne bereit, zu verzichten?
"Lieber weniger Fleich, dafür gute Qualität."
Für Familie Stäritz ist das ganz klar. Sie schreiben: "Wir verzichten auf Flugreisen in den Süden und fahren an die Ostsee. Wir sind dabei, den Wurst- und Fleischverbrauch zu reduzieren und kaufen Bioqualität. Lieber weniger Fleisch, dafür aber gute Qualität."
Auch Bettina Niemann hat sich schon umfassend mit dem Thema beschäftigt: Sie lüfte zum Beispiel vernünftig ihre Wohnung, schreibt sie. "Kreuz und quer, drei Mal am Tag. Dann wird wieder zu gemacht. Das spart Heizenergie in der kühleren Jahreszeit." Mit dem Auto fahre sie nur nach reiflicher Überlegung, wenn sie zu der Überzeugung gekommen sei, dass die geplante Strecke nicht fahrradtauglich sei. Grundsätzlich gilt für Bettina Niemann auch: "Reparieren, statt wegschmeißen und neu kaufen. Das gilt auch für Handys." Und sie bestelle - wenn möglich - weniger im Internet. "Schließlich werden die Pakete mit Lkw gebracht und außerdem sind die Paketboten oft unterbezahlt."
"Ich möchte keinen Ärger mit Klima-Aktivisten haben."
Ein Leser möchte gern anonym bleiben. Die Begründung: Er möchte keinen Ärger mit Klima-Aktivisten haben. Er schreibt: "Ich würde nicht auf Flugreisen verzichten. Wenn ich meine Tochter besuchen möchte, die in einem Land lebt, das nur per Flugzeug erreichbar ist, dann gibt es keine Alternative." Auf das Auto und das Motorrad würde er ebenfalls nicht verzichten, sagt der Leser ehrlich. "Vorteile beim Einkaufen und der Freizeitgestaltung sind für mich wichtige Argumente. Außerdem blase ich gerne mal eine Tankfüllung durch, nur aus Spaß am Fahren." Aber um auch ein bisschen was für den Klimaschutz zu tun, nehme er bei gutem Wetter das E-Bike. "Aber auch hier verbrauche ich Energie zum Laden des Akkus."
Helmut Folke verzichtet vor allem auf Fleisch und nutzt für viele Strecken bewusst das Fahrrad. "Seit vielen Jahren habe ich meinen Urlaub immer mit dem Fahrrad und der Bahn gemacht. Auf Flugreisen verzichte ich generell. Einkäufe werden zum großen Teil regional gemacht."
"Ich verzichte schon seit mehr als 20 Jahren auf Flugreisen."
Bei Facebook schriebt User Thomas Möller: "Zwei Fehler. Erstens ist die Frage falsch. Ökonomie und Ökologie schließen sich nicht aus, sondern können sich beflügeln. Zweitens geht es um weit mehr als den Klimaschutz. Das ist nur ein Teil des Erhaltes unseres Lebensraums Erde." Ähnlich sieht das auch User Harry Krüger: "Ich verzichte schon seit mehr als 20 Jahren auf Flugreisen. Aber es geht nicht nur ums Klima, sondern um Umweltschutz allgemein. Jedes achtlos weggeworfene Bonbonpapier ist schon zu viel."
Er verursache selbst noch viel zu viel Schaden und sei sich dessen auch bewusst, schreibt Harry Krüger weiter. "Sowas braucht neben gutem Willen auch Zeit und individuelle Lösungen. Konsumverzicht ist machbar. Ob man alte Möbel erstmal aufbraucht oder nicht um den halben Erdball jettet, keinen verpackten Aufschnitt kauft oder ganz auf Fleisch verzichtet, weniger Klamotten kauft oder Second Hand - jeder kann irgendwas tun."
Klaus Roßocha versteht die Frage nach dem Verzicht gar nicht und dreht die ganze Thematik in seiner Zuschrift um. Er meint, wenn er sich so verhalte, dass er dem Klima schade und die Umwelt zerstörte, dann verzichte er auf etwas - nämlich auf unseren tollen Planeten. Er schreibt: "Wenn ich kein Fleisch esse, bedeutet das keinen Verzicht für mich, denn es gibt ganz viele andere Lebensmittel, die gesünder und vielseitiger sind als Fleisch." Er verzichte dann höchstens darauf, Tiere zu quälen, unser Wasser zu überdüngen und unsere Böden zu vergiften.
"Leider müssen meine Nachbarn auf Lärm verzichten."
Klaus Roßocha schreibt weiter: "Wenn ich meinen Rasenmäher nicht mehr jede Woche einsetze und damit Energie verschwende und Lärm erzeuge, verzichte ich nicht, sondern ich schaffe mit meiner Wiese Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Leider müssen meine Nachbarn auf den Lärm verzichten. Wenn ich mit meinem Fahrrad unterwegs bin, schone ich nicht nur die Umwelt, sondern tue auch viel für meine Gesundheit. - Gerne würde ich aber auf die Gefahren durch die motorisierten Verkehrsteilnehmer und auch auf die schlechte Luft verzichten, der ich oft ausgesetzt bin."
Sogar ein - nicht ganz ernst gemeintes - Gedicht schrieb Birgit Sieker aus Herford: "Für´s Klima, da soll ICH verzichten? Wie seid ihr denn drauf? Mitnichten! Her mit dem Schnitzel, Currywurst, Coffee to go, gegen den Durst und brauch ich eine Kleinigkeit, steht schon der SUV bereit! Einhundertdreißig? Autobahn? Wer ein Auto hat, will fahr´n! Regnet´s dann mal drei Tage hier, reise nach Malle ich dafür. Ob Kreuzfahrtschiff, ob Billigflug - der Möglichkeiten gibt´s genug. Und auch auf die Malediven, muss ich - bevor sie weg sind - fliegen! Schade wird´s nur um Bangladesh. Säuft´s ab, wer näht uns Billig-Wäsch? Egal: im Steingarten vor´m Hause, gibt es aus Plastikhalmen Brause. Das Obst dazu aus Panama - kommt, Gott sei Dank, das ganze Jahr. Es stören Bienen nicht und Vögel, der Postmann nur in seinem Kögel, der wieder mal Pakete bringt, weil´s Bestellen gut gelingt. Die Hälfte geht dann zwar Retour, doch: ich hab Schuhe, statt Natur! Die Jugend soll ruhig freitags streiken, ich werde derweil Trump mal liken: alles Verschwörungstheorie!!!! ( .... und das hier pure Ironie!)."