Neue Marta-Ausstellung zeigt Videoarbeiten

Herford. Ironie, Übertreibung oder Formen von Surrealismus prägen den Blick der fünf in der neuen Marta-Ausstellung vertretenen Künstler auf die Wirklichkeit. "Selten war ein Ausstellungstitel wörtlicher zu verstehen als dieser", sagt Marta-Direktor Roland Nachtigäller zur Einführung. Unter dem Titel "Die Realität ... ist absurder als jeder Film" zeigt das Marta fünf Videoarbeiten in Israel geborener Künstler. Begrüßt werden die Besucher von Personen in weißen Kitteln, die einen interessanten Rundgang wünschen und eine besondere Behandlung anbieten. Ein klinischer weißer Gang führt ins Behandlungszimmer, wo die Patienten mit Kopfhörern und Virtual-Reality-Brille ausgestattet Omer Fasts Virtual-Reality-Produktion The Invisible Hand erleben können. Produziert hatte er sie für eine Ausstellung in China, wo sie aber nur drei Tage zu sehen war, weil die märchenhaften Elemente den Behörden passten. "Das Marta zeigt die Arbeit als Europapremiere", sagt Eva Wolpers vom kuratorischen Team. Die aufwendige Installation als Klinik entstand in enger Kooperation mit der Bühnenbildnerin des 1972 in Jerusalem geborenen, heute in Berlin lebenden Fast. Bau und Ende von Salomons Tempel ... in São Paulo Neben dem Medium Video ist die Herkunft der Künstler ein verbindendes Element: alle wurden in Israel geboren. Roee Rosen (*1963) und Guy Ben-Ner (*1969) leben noch dort. Keren Cytter (*1979) lebt in New York, Yael Bartana (*1970) in Amsterdam und Berlin. "Israels Geschichte ist durch Wanderungen, Aufbruch und Unterwegssein gekennzeichnet, und die Existenz des Staates wird bis heute immer wieder infrage gestellt", sagt Nachtigäller: "Heimat ist für Israelis kein als sicher geglaubter Ort". Der schwelende israelisch-palästinensische Konflikt spielt in den Arbeiten, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle - ein unterschwelliges Gefühl von Bedrohung und Unsicherheit aber schon, etwa in Guy Ben-Ners "Soundtrack". Zu einer Tonspur mit Musik und Dialog aus dem Film "Krieg der Welten" von 2005 verwandelt sich der private Haushalt zu einem Kriegsgebiet. Absurdität und Übertreibung lassen trotz des ernsten Hintergrundes schmunzeln. Das Wissen, dass hier der Künstler selbst, Familie und Freunde vor das Kamera agieren, trägt zur Komik bei. Auf den ersten Blick absurd wirkt das Ansinnen, Salomons Tempel in São Paulo nachzubauen, doch der riesige Tempel existiert und wurde 2014 eingeweiht. Am Ende steht die Zerstörung In ihrem Film "Inferno" nahm Yael Bartana 2013 die fiktive pompöse Einweihung vorweg. Hubschrauberflotten fliegen Bundeslade und siebenarmige Leuchter ein. Doch am Ende ihres Films steht wie schon bei den Vorgängertempeln die Zerstörung - das "Inferno". Ihr geht es um Erinnerung und ihre Symbole und die in Brasilien so wichtige Religiosität, in der Katholizismus, evangelikales Predigertum und jüdische Traditionen verquickt werden. Zu sehen ist der Film auf einer 45 Quadratmeter großen Leinwand im zentralen Dome, überhaupt hat das Marta-Team für jeden Film wieder Räume mit jeweils eigener Atmosphäre geschaffen. Bis auf Keren Cytters Film "Middle of Beyond" in Spielfilmlänge sind die Beiträge zwischen 5 und 22 Minuten lang. Für Cytters collagenhaften Film, in dem die Hauptfigur haltlos durch urbanes und virtuelles Leben irrt, wurde zwar eigens eine Sitzlandschaft kreiert, aber der Film kann auch in Teilen geschaut werden. Roee Rosen schließlich inszeniert die Lobeshymne auf den Staubsauger Dyson 7 als große Oper, inklusive eigens geschriebenem Libretto, wobei der Kampf gegen den von außen eindringenden Feind, den Staub, schmunzeln lässt - auch wenn er für die Angst vor dem "da draußen" steht, die gerade auch in Europa umgeht.

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