Die Ahlers-Sammlung kehrt an ihren Ursprung zurück

Herford. "Der deutsche Expressionismus mit den Künstlern des Blauen Reiters und der Brücke standen am Anfang der heute um die 2.000 Arbeiten umfassenden Ahlers Collection", sagt Christian Torner, Sammlungskurator und Geschäftsführer der 1995 von Jan Ahlers und Tochter Stella Ahlers gegründeten Stiftung Ahlers pro Arte. Seit 2017 verfügt die Stiftung über ein Haus als Ausstellungsort in Elverdissen, nahe dem Firmensitz. Noch bis in den Dezember hinein ist dort die Ausstellung DepictingWomen zum Thema Frauenbilder in der Kunst zu sehen, die dritte Ausstellung in Herford. Wie bei der Eröffnungsausstellung "Gesicht und Maske" gibt es ein übergreifendes Thema, das von Gastkuratoren, im Falle von DepictinWomen von Kuratorin Friederike Weimar, bearbeitet und von einer Katalogpublikation begleitet wird. Bestückt werden Ausstellungen überwiegend mit Werken aus der Ahlers Collection, ergänzt um einige Leihgaben. Eine Themen- und eine Kabinettausstellung pro Jahr geplant "Zwischen diesen Themenausstellungen wird es kleinere Kabinettausstellungen geben", sagt Torner, die erste davon in Herford war "Von Worpswede aus. Paula Modersohn-Becker und Otto Modersohn". "Schwerpunkt unserer Ausstellungen werden die Arbeiten unserer Sammlung sein", sagt Torner. Deren Anfänge liegen in der Sammlung des 2013 verstorbenen Jan Ahlers, der als junger Sammler der Malerin und Expressionistin Gabriele Münter begegnet war. Es entwickelt sich ein freundschaftlicher Kontakt, und Münter riet dazu, sich dem deutschen Expressionismus mit den Künstlern des "Blauen Reiters" und der "Brücke" zuzuwenden. Bis heute bilden Werke von Wassily Kandinsky, Franz Marc, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Emil Nolde, Max Beckmann und Paula Modersohn-Becker einen Schwerpunkt. "So eine Sammlung entwickelt sich", sagt Torner, und so haben auch nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Kunstströmungen wie Nouveau Réalisme, ZERO, Arbeiten von Dieter Roth Eingang in die Sammlung gefunden. Weitere Schwerpunkt der Sammlung sind die russische Avantgardekunst seit den 1960er- und die chinesische Avantgardekunst seit den 1990er-Jahren. Teile der Sammlung als Dauerleihgaben andernorts zu sehen "Ein Teil unserer Sammlung ist als Dauerleihgaben in verschiedenen Museen zu sehen", sagt der Stiftungsgeschäftsführer, "Werke des deutschen Expressionismus im Franz Marc Museum in Kochel am See, dem Sprengel Museum Hannover wurde die umfangreiche Sammlung zur Kunst nach 1945 als Dauerleihgabe für Ausstellungs- und Forschungszwecke überlassen." Darüber hinaus sind Werke aus der Sammlung immer wieder als Leihgaben in Ausstellungen von Museen in Europa und den USA zu sehen. "Auch dem Marta stellen wir gelegentlich Werke unserer Sammlung zur Verfügung", sagt Torner. Vor dem Umzug nach Herford im Herbst 2016 hatte die Stiftung, die sich der Förderung der bildenden Kunst, Literatur und Musik, mit Schwerpunkt auf der Erforschung und wissenschaftlichen Dokumentation des Einflusses des deutschen Expressionismus darauf verschrieben hat, ihren Sitz in Hannover, wo seit 2005 auch viele ihrer Ausstellungen zu sehen waren. "Durch eine glückliche Fügung wurde der Umzug nach Herford möglich", sagt Torner. Das genutzte Gebäude ist eng mit der Ahlers AG verbunden. Zeitweise waren dort Büros oder Besprechungsräume untergebracht, teilweise wurde es auch als Wohnhaus genutzt. Jetzt ist es ein Ausstellungsort mit einer fast privaten Anmutung. "Fast könnte man sagen, dass wir zurück an unserer Wurzeln gegangen sind", sagt Torner. "Wir sind nach meiner Einschätzung eine gute Ergänzung zum Kunstbetrieb in OWL", sagt er: "Wir können uns natürlich nicht mit Institutionen wie der Bielefelder Kunsthalle oder dem Marta, das mit seinem Schwerpunkt auf der zeitgenössischen Kunst einen völlig anderen Ansatz wie wir verfolgt, messen, aber es ist schon unser Anspruch mit unseren Themenausstellungen eine ernstzunehmende Ergänzung darzustellen." Obwohl die Ausstellungen nur an den Wochenenden zu sehen sind, sahen rund 1.000 Besucher die Porträtausstellung. Aktuelles Thema: Frauenbilder in der Kunst Mit der aktuellen Ausstellung zu den Frauenbildern in der Kunst präsentiert die Stiftung eine höchst aktuelle Ausstellung, in einer Zeit in der weibliche Nacktheit in Museen mancherorts zum Problem wird oder die MeToo-Debatte den Blick auf Verbindung zwischen Macht und Sex, die Definition der Rollen von Mann und Frau oder konservative Weltbilder und feministische Ideale gelenkt hat. Bearbeitet wird das Thema in acht Themen, in denen der tradierte meist männliche geprägte Blick auf die Frau mindestens von einer Position einer Künstlerin hinterfragt wird. Diese Kommentare fallen mal ironisch, witzig oder kritisch aus, regen aber immer dazu an, sich eine eigene Meinung zum Thema zu bilden. "Das Thema war ein Vorschlag von Stella Ahlers", sagt Torner: "Bei den Vorbereitungen der Ausstellung waren wir selbst überrascht, dass es rund 300 Arbeiten in der Sammlung gibt, die sich in diesem Kontext betrachten lassen. 87 Arbeiten sind jetzt in der Ausstellung zu sehen. Dabei reicht die Spanne von Berthel Behams "Kleopatra" über die Modefotografien eines Mario Testino, einen Assemblage Daniel Spoeris bis zu Werken feministischer Künstlerinnen wie Dorothy Iannone oder Linder.

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