Joris: „Vlotho ist ein Stück weit Heimat“

Joris, gab es zu Ihrem neuen Album &bdquo;Schrei es raus" schon Feedback von Vlothoern?Joris: Ich habe natürlich von meinen Freunden und Bekannten schon Feedback bekommen. Ansonsten bin ich jetzt viel unterwegs und gerade nicht allzu oft in der Heimat. Was haben die Freunde und Bekannten gesagt?Joris: Die sind mir immer sehr wohlgesonnen und finden es toll. Sie sind alle happy, dass es für mich weitergeht und allgemein auch darüber, wie meine musikalische Karriere gelaufen ist. Für Eltern ist das ja nicht einfach, wenn der Junge direkt nach dem Abitur in die Welt reist und nur Musik machen möchte. Aber sie haben mich dabei immer unterstützt, was mich dankbar macht. Was ist Ihr Lieblingslied auf dem neuen Album?Joris: Ich möchte kein Lieblingslied haben, für mich sind alle 13 Songs wichtig. Ich bin stolz auf die Platte, da wir uns Zeit gelassen haben, um eine Weiterentwicklung zu zeigen. Wir haben in den vergangenen dreieinhalb Jahren auf vielen großen Bühnen spielen dürfen – auch mit Bands, die für mich Idole sind: Radiohead, Biffy Clyro und The Killers. Das neue Album ist energetischer und rockiger geworden. Hat Ihre Jugend in Vlotho Sie auch musikalisch geprägt?Joris: Ich habe viel von meinem Onkel, Thomas Steingrube, gelernt. Er hat mir Klavierunterricht gegeben und allgemein musikalisch viele Welten geöffnet. Besonders hat er mir das Improvisieren beigebracht. Und auf dem Schlagzeug meines Cousins, der für mich wie ein großer Bruder ist, durfte ich ab und zu trommeln. Aber Vlotho ist natürlich keine Szene-Stadt der Livemusik, weshalb es für mich auch wichtig war, nach Berlin zu gehen. Dort habe ich andere Menschen kennengelernt, die wie ich Tag und Nacht Musik machen wollen. Ihr Onkel Thomas Steingrube leitet die Musikschule in Herford. Waren Sie dort schon?Joris: Wir hatten dort zu Schulzeiten eine Hardrockband und ich saß am Schlagzeug. Geprobt wurde in der Musikschule in Herford. Da habe ich meine ersten Band- und Bühnenerfahrungen gesammelt. Wie lief der Klavierunterricht bei Ihrem Onkel ab?Joris: Einmal die Woche hatte ich Unterricht bei ihm, habe aber meist die Improvisation inhaltlich mitgenommen. Ich habe mich nicht genug auf den Unterricht der nächsten Woche vorbereitet, weshalb mein Onkel viel Geduld mit mir brauchte. Sie haben der Neuen Westfälischen mal verraten, dass Sie gerne ins X in Herford gegangen sind. Wann waren Sie das letzte Mal zum Feiern in X?Joris: Ich glaube, mittlerweile würde es aus vielen Gründen nicht mehr so passen, ins X zu gehen. Aber früher war das unser Laden zum Feiern. Eine Zeit lang gab es dort mit der Stufe ein Ehemaligentreffen am ersten Weihnachtstag. Wurden Sie bei Ihrem letzten Besuch dort schon erkannt und von Fans angesprochen?Joris: Ja, auf jeden Fall. Auch wenn ich in Berlin oder Mannheim unterwegs bin, wo ich momentan wohne, wird man schon ein paar Mal am Tag erkannt und um Fotos gebeten. Das sind aber schöne Situationen, weil die Leute nicht nur mein Gesicht, sondern auch meine Musik kennen. Wie ist es für Sie, während eines Heimatbesuchs im Vlothoer Supermarkt einzukaufen?Joris: In Vlotho wird ja quasi jeder im Supermarkt erkannt, weil man sich in dem kleinen Ort untereinander kennt. Da ist es also noch mal etwas anderes. Ich bin gerne in meiner Heimatstadt, fühle mich dort wohl und mag die vertraute Luft. Es ist auch ein Stück weit noch Heimat für mich, obwohl ich das eher als Gefühl und weniger als Ort definiere. Werden Sie das kommende Weihnachtsfest in Vlotho verbringen?Joris: Ich kann es noch nicht genau sagen, wie der Terminkalender das zulässt, aber eigentlich schaffe ich das jedes Jahr. Haben Sie schon davon gehört, dass Ihr alter Fußballverein – der TuS Bonneberg – derzeit keine Mannschaft mehr hat?Joris: Ich hab davon am Rande gehört, ja. Ich hoffe, dass sich das wieder ändert. Vereinskultur war auch in meiner Jugend etwas ganz Wichtiges. Das sind Orte, an denen wir als bunte Gesellschaft zusammen kommen können und durch den Sport eine gemeinsame Begeisterung aufbauen. Das kann Barrieren abbauen, was in der heutigen Zeit besonders wichtig ist. Welcher Moment ist Ihnen beim TuS Bonneberg besonders in Erinnerung geblieben?Joris: Wir haben gegen unseren damaligen Erzrivalen, den SC Vlotho, gespielt. Da haben mein Vater und ich zusammen in der Mannschaft gespielt. Ich erinnere mich, dass ich einen Einwurf am Strafraumrand bekommen habe und zu meinem Vater rüber spielen wollte. Geplant war ein Fallrückzieher, dann hab ich den Ball aber so unglücklich glücklich getroffen, dass er über den Torwart drüber in den Winkel gefallen ist und zack im Tor war. Das stand damals auch in der Zeitung. Haben Sie mit Ihrem Vater auch Musik gemacht?Joris: Als ich mit dem Schlagzeugspielen angefangen hab, hat mein Vater – obwohl er nicht besonders gut spielen konnte – sich ein Saxofon besorgt und wir haben lange Jam-Abende im Musikkeller verbracht. Diese Zeit hat mir gezeigt, wie wertvoll gemeinsames Musikmachen ist und wie gut man sich damit ausdrücken kann. Meine Mutter spielt auch Querflöte – es gab also viel Rückhalt und Unterstützung von meinen Eltern.

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