Schokoladenhersteller Weinrich baut eigenes Kraftwerk

Herford. Wenn es so einfach wäre mit der Energie und der Schokoladenproduktion. "Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück" hieß es im Werbespruch der 1960er Jahre. Tatsächlich verschlingt die Produktion von Schokolade aber so viel Energie, dass die Fabrik Weinrich im Quartier Westring / Diebrocker Straße/ Zimmerstraße in der Rangliste der Stromverbraucher im Kreis Herford auf einem der vorderen Plätze landet. Das soll sich mit einem energieeffizienten Blockheizkraftwerk an der rückwärtigen Lkw-Zufahrt, in dem Strom, Wärme und Kälte aus Gas erzeugt wird, ändern. Die Energiezentrale ist im Bau und soll Mitte August in Betrieb gehen. Weinrich investiert 4,5 Millionen Euro. "Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit dem Thema Energie", sagt Betriebsleiter Hans-Joachim Kamphowe. "Wir verbrauchen 9 Millionen Kilowattstunden Strom für rund 1,4 Millionen Euro im Jahr. Die Herstellung von Schokolade ist energieaufwendig und wir rühren ja nicht nur ein paar Kilo am Tag an." Immerhin wird schon bisher nur teurerer, CO2-neutraler "Grünstrom" per Ausschreibung eingekauft. In Ausgleichsprojekten werden Bäume im Regenwald gepflanzt. Kamphowe: "Wir schauen seit Jahren auf die CO2-Bilanz des Unternehmens." Drängend wurden die Überlegungen zum Energieverbrauch, weil der Dampfkessel unterhalb des Schornsteins schon über 40 Jahre alt ist. "Die neue Lösung soll hocheffizient und ,State of the Art? sein", sagt Kamphowe. Weil man den Standort des alten Kessels gern für die Produktion nutzen möchte, kam man auf die Idee, eine Energiezentrale als kleines Kraftwerk vor dem Tor des Werkes zu bauen. Gebraucht werden zur Produktion mit Erhitzung und Abkühlung der Kakaomasse Strom, Heiß-, Warm- und Kaltwasser. Dabei wird das Kaltwasser mit Hilfe von Abwärme des Blockheizkraftwerkes, dessen Kernstück ein Verbrennungsmotor ist, erzeugt. Wasserspeicher für Wärme und Kälte sollen einen kontinuierlichen, ruhigen Lauf des Kraftwerks ermöglichen. Am Ende will man zwei Drittel des heutigen Strombedarfs selber erzeugen. Mit dem Bau der Energiezentrale ist es nicht getan. "Es ist ein tiefgreifender Einschnitt in die Energie-Infrastruktur des Betriebes und wir müssen viele Rohre verlegen", sagt Kamphowe. "Mitte August wird es spannend. In einer ,Umschlusswoche? ruht dann die Produktion. Alle Gewerke arbeiten auf diesen Termin hin." Ein weiterer ökologischer Ansatz, der dem Marktführer in Bio-Schokolade gut zu Gesicht steht, ist die Verwendung von kompostierbarer Folie als Ersatz für energieaufwendig hergestellter Alufolie - zunächst in der Verpackung von Schokolade der Marke "Vivani". "Sie können die NatureFlex-Folie tatsächlich auf den Kompost oder in die Biotonne werfen", sagt Kamphowe. Dort soll das aus nachhaltig produzierten Holzfasern hergestellte Produkt innerhalb von Wochen verrottet sein. Darüber hinaus können es die Maschinen gut verarbeiten. Die Folie ist deutlich teurer als Aluminium, aber, so Kamphowe: "Umweltschutz ist nicht umsonst zu haben. Unsere Generation darf nicht alle Ressourcen, die der Planet hergibt, abgrasen." Weinrich produziert mit 330 Mitarbeitern, davon 200 in der Produktion, in drei Schichten von Sonntagabend bis Freitagabend rund 100 Tonnen Fertigware aus als nachhaltig zertifizierter Kakaomasse am Tag. Das sind rechnerisch eine Million 100-Gramm-Tafeln. Tatsächlich teilt sich die Produktion aber in viele Packungsgrößen zwischen 12,5 Gramm-Täfelchen und Fünf-Kilo-Blöcke auf. Das Familienunternehmen unter Geschäftsführung von Cord Budde erzielt einen Jahresumsatz von rund 125 Millionen Euro. Ein Drittel der rund 300 Sorten trägt die Bezeichnung vegan, biologisch und/oder fair. Tendenz steigend. Als Platzreserve hat man sich jetzt 4.700 Quadratmeter Fläche an Leineweber- und Zimmerstraße gesichert. An der Diebrocker Straße entsteht ein Mitarbeiterparkplatz. "Schokolade ist konjunkturunabhängig", freut sich Kamphowe. "Wenn es schlecht läuft, tröstet man sich, wenn es gut läuft belohnt man sich damit."

Meistgelesen