Herford

Berliner Ärzte schauen Herfordern per Video bei Operationen zu

Wenn im Klinikum Herford Tumore operiert werden, sind Ärzte aus Berlin per Videoschaltung dabei

Wegweisend: Johann Pratschke, Klinikdirektor Charité; Hipec-Spezialistin Beate Rau, Martin Eversmeyer, Rudolf Küster und Günther Winde, Direktor der Uniklinik am Klinikum Herford. | © Klinikum

18.09.2016 | 18.09.2016, 20:53

Herford. Die Charité in Berlin bietet das wegweisende Hipec-Verfahren, eine chirurgisch-medikamentöse Kombinationstherapie, als eine von wenigen spezialisierten chirurgischen Zentren in Deutschland an. Nun wird in der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie des Klinikums Herford eine Kooperation mit der Charité Berlin gegründet, um eine Bestandsaufnahme und Bewertung des Befundes noch während einer OP mithilfe einer Live-Videoübertragung aus Herford nach Berlin durchführen zu können.

Bei einem Tumorbefall des Bauchfells steht das noch junge Hipec-Verfahren (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie) zur Verfügung, das die chirurgische Entfernung des Bauchfells mit einer Spülung der Bauchhöhle mit einer erwärmten Chemotherapie-Lösung kombiniert. Die Video-Analyse wird unmittelbar vom operativen Experten in der Charité mitgesehen. Es wird dann gemeinsam bewertet, ob das Hipec-Verfahren für den Patienten geeignet ist.

Ist das der Fall, wird die Operation beendet und der Patient wird zeitnah in die Charité verlegt. Durch die Nutzung moderner Telemedizin können sich Ärzte unter Überbrückung einer räumlichen Distanz konsultieren und so eine für Patienten vorteilhaftere Behandlung vornehmen. "Wir betreiben eine Versorgung der Zukunft und können so einigen Patienten in diesem Bereich die beste Therapie ermöglichen", freut sich Professor Günther Winde über die einzigartige Kooperation in ganz Deutschland.

Für Betroffene bedeutet das Verfahren eine deutliche Verbesserung der Prognose. Auch für Professor Johann Pratschke, Klinikdirektor der Chirurgischen Klinik der Charité, und Professorin Beate Rau, Spezialistin für das Hipec-Verfahren und Leiterin der Abteilung für spezielle onkologische Chirurgie der Charité, sagt: "Diese Behandlungsplanung zwischen zwei operativen Universitätskliniken ist in Deutschland einzigartig, wir haben so eine Kooperation noch nie abgeschlossen."

Martin Eversmeyer, Vorstand des Klinikums bedankte sich bei den drei Professoren, die die Kooperation in die Wege geleitet haben. "Wir betreten zwar Neuland, aber so eine Bündelung therapeutischer Möglichkeiten zwischen Chirurgie und Onkologie im Klinikum Herford und speziellen OP-Möglichkeiten der Charite gehören der Zukunft", sagt Eversmeyer. Bei der zu behandelnden Krebsart Peritonealkarzinose sind verstreute Metastasen im Bauchraum, die häufig als Begleiterscheinung von fortgeschrittenen Tumoren des Bauchraums auftreten und kommen daher eher im Spätstadium einer Krebserkrankung vorkommen.