Herford

Im religiösen Austausch mit muslimischen Häftlingen

Die Türkisch-Islamische Gemeinde kümmert sich seit 2000 um Häftlinge. Jetzt besuchte der Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes erstmals JVA-Leiter Waldmann

Veli Firtina (v.l.), Vorstandsvorsitzender des Ditib-Landesverbandes, und Ehrenamtler Sahin Yalmanci besuchten JVA-Leiter Friedrich Waldmann. | © Johannes Hülstrung

Johannes Hülstrung
10.10.2015 | 10.10.2015, 18:40

Herford. Die Häftlinge in der JVA Herford sollen an sich selbst arbeiten, sagt Leiter Friedrich Waldmann. Stichwort: Resozialisierung. Dazu gehöre auch die spirituelle Arbeit. Für die Gefangenen muslimischen Glaubens setzt sich bereits seit dem Jahr 2000 die Türkisch-Islamisch Gemeinde Herford ein.

Am Freitagnachmittag stattete Veli Firtina, Vorstandsvorsitzender des NRW-Landesverbandes Ditib, Waldmann in der JVA erstmals einen Besuch ab. Begleitet wurde er vom Vorsitzenden der Herforder Gemeinde Kemal Basuslu sowie vom Ehrenamtler Sahin Yalmanci.

"Dass die Gefangenen von der Gemeinde betreut werden können, ist wichtig für uns", so Veli Firtina. Er dankt Waldmann für die gute Zusammenarbeit.

Muslimische Feste werden organisiert

Von den derzeit rund 260 Häftlingen der JVA sind etwa 30 Prozent muslimisch. Einmal im Monat gibt es für sie ein Gebet mit Predigt, geleitet von einem Imam der Gemeinde. Etwa 15 bis 20 Inhaftierte nehmen daran teil.

JVA-Leiter Friedrich Waldmann lobt das Engagement der Ehrenamtler. "Man kann fast sagen, dass Herr Yalmanci und seine Frau Mitarbeiter der JVA sind", scherzt Waldmann. Yalmanci besucht die Häftlinge jeden ersten Mittwoch im Monat.

Außerdem organisiert die Gemeinde die Feierlichkeiten bei muslimischen Festen. Zuletzt gab es eine Feiertagsmesse beim Opferfest, das in diesem Jahr vom 24. bis 27. September stattfand. Beim JVA-Sommerfest spendierte die Gemeinde zudem Lahmacun, auch türkische Pizza genannt, für alle.

"Es geht darum, dass Seelsorge stattfindet"

Friedrich Waldmann hebt bei der Zusammenarbeit mit der Gemeinde den religiösen Austausch hervor. "Es geht nicht vordergründig darum, dass ein bestimmter Glaube gepredigt wird", betont Waldmann, "sondern dass Seelsorge stattfindet."

Auch katholische und evangelische Gottesdienste gebe es natürlich. Etwa 40 bis 60 Gefangene nehmen daran teil. Das alles habe vor allem ein Ziel: die Arbeit der Häftlinge an sich selbst.

Information

Der Ditib-Verband

  • Die Ditib ist der bundesweite Dachverband der türkisch-islamischen Gemeinden.
  • Der Name ist die Abkürzung der türkischen Übersetzung von „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“.
  • Seit 1984 ist die Ditib eingetragener Verein beim Amtsgericht Köln.
  • Die Leitung der Ditib obliegt dem staatlichen Präsidium für Religiöse Angelegenheiten der Türkei in Ankara.
  • Kritiker werfen der Ditib die „planmäßige Islamisierung Deutschlands“ vor.