Herford

Schmuckstück für Schwarzenmoor

Das 220 Jahre alte Hauptgebäude des Hofes von Laer präsentiert sich nun als stilvolles Restaurant

Alexander, Cornelius, Victoria und Constantin von Laer (v.l.) sitzen auf Eichenholzplanken vor dem zum Restaurant und Hofcafé ausgebauten Hauptgebäude des Anwesens in Schwarzenmoor. | © FOTO: FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP

06.05.2014 | 06.05.2014, 05:39

Herford. Wie aus der Zeit gerissen wirkt die Szenerie auf der ehemaligen Hofstelle Nummer eins in Schwarzenmoor. Idylle pur empfängt den Besucher auf dem Besitz der Familie von Laer. Ein kreisrunder Weiher, sattgrüne Rasenflächen, ein schwarzweiß dominiertes Gebäudeensemble und kraftvoll im Boden verankerte Sommerlinden umgeben den mehr als zwei Jahrhunderte alten Hof.

Er ist bald gastronomischer Mittelpunkt des Anwesens hoch über der Stadt. "Wir möchten noch in diesem Monat unser Restaurant und Hofcafé öffnen", sagt Seniorchef Cornelius von Laer (65). Er hatte vor zehn Jahren den Hof erworben, nachdem sein Vater Otto Justus ihn 1946 pachtete. Weitere landwirtschaftliche Flächen besitzen die von Laers im Kreis Güstrow (Mecklenburg/Vorpommern).

Acht Jahre lang war die Familie mit dem Umbau der 350 Quadratmeter umfassenden Hofstelle zum Restaurant "schwanger gegangen", vor zwei Jahren gingen die Arbeiten los. "Wir haben viel Schweiß und Zeit und auch Geld hineingesteckt", sagt Alexander von Laer (26). Sein Bruder Constantin (28) übernimmt den landwirtschaftlichen Bereich. Schwester Victoria (23) nimmt nach dem Betriebswirtschaftsstudium noch ein weiteres Studium auf.

Der Gartenbauingenieur sattelt nun um und wird Restaurantchef. 30 Meter lang ist das Gebäude, in dem zuletzt Spargelaufbereitung, Verkauf und Kühlung untergebracht waren. Wer nun die ehemalige Deele betritt, den empfängt ein großzügiges Raumgefühl - auch wenn dort noch viele Einrichtungsgegenstände auf ihren Einbau warten. Bis zu 160 Gäste finden im Inneren Platz.

Soviel Tageslicht wie möglich kann eindringen, nachdem ein Großteil der Ausfachungen zum ehemaligen Kuhstall entfernt wurde. Zur Ostseite, im ehemaligen Pferdestall, liegen Tagungsräume. Vorgelagert ist eine neu angelegte, von Bruchsteinmauern gesäumte Terrasse. Die Freiluftsaison wird das Gros der Gäste aber wohl gen Westen genießen. 24 Meter lang spannt sich über der ehemaligen Mistkuhle eine Terrasse auf Eichenplanken. Insgesamt 200 Gäste können draußen vor bodentiefen schlichten Holzfenstern mit charakteristischen bäuerlichen Verzierungen sitzen.

Ein paar Stufen geht es hinunter zum mit feinem, dunklem Kies bestreuten Biergarten in Sichtweite der alten doppelschiffigen Scheune. Sie soll später das Restaurant und Hofcafé als Veranstaltungsort ergänzen. Angrenzend an die Terrasse liegt der Küchentrakt, an den ein Anbau gesetzt wurde. Hier sollen demnächst sechs Doppelzimmer Gästen Gelegenheit zur Nachtruhe bieten.

"Wir denken, dass viele Gäste aus den Reihen derjenigen kommen, die hier zuvor gefeiert oder ein Seminar besucht haben", sagt Cornelius von Laer. Sie finden ein stimmig und hochwertig gestaltetes Interieur vor. Ein moderner Kamin ist mit historischen Steinen aufgemauert worden, im hinteren Zimmer hat der gusseiserne Ofen (Baujahr 1830 bei Kirchhoff in Altenbeken) seinen Platz gefunden. Befeuert werden kann er nicht mehr, aber seinen Charme verströmen.

Nebenan liegen die in dezenten Grau- und Pastelltönen gehaltenen Toiletten mit Milchglasabtrennungen.

Vor den Blicken verborgen bleibt der Nordteil mit einer Wendeltreppe, die auf den Speicher führt. Von dort erreicht man über eine Brücke den so genannten Fluchtspeicher, in den sich frühere Bewohner bei Gefahr zurückziehen konnten. Dort war auch die Ernte diebstahlsicher untergebracht. Auch dieser Gebäudeteil soll später restauriert und umgebaut werden. Wie beim Restaurant alles unter den Blicken der Denkmalschützer.

An der Fassade prangte ein Zifferblatt, dahinter Uhrwerk und Glocke. Sie wurde durch die Uhr gesteuert und läutete auch bei Todesfällen und bei freudigen Ereignissen. Nun hängt die Glocke oben am Eichenbalken im Gastraum. Läuten wird sie aber nicht - auch wenn die Übernahme des Betriebes durch die "nächste Generation" Cornelius von Laer sehr zufrieden stimmt.