Herford

Geldtransporter lassen Motor laufen

Geldtransportunternehmen Unicorn wirbt um Verständnis für seine Fahrer

06.03.2014 | 06.03.2014, 11:01
Wer Geldtransporte begleitet, muss ständig in Alarmbereitschaft sein. - © FOTO: DPA
Wer Geldtransporte begleitet, muss ständig in Alarmbereitschaft sein. | © FOTO: DPA

Herford. Geldtransporter sind anders gebaut als andere Fahrzeuge: Sicherheitsglas und Fenster, die sich nicht öffnen lassen, sind zwei der Besonderheiten. Problematisch ist das für das Personal im Sommer: Bei hohen Außentemperaturen kann sich die Fahrzeugkabine auf mehr als 40 Grad Celsius aufheizen. Dabei kann schon mal der Kreislauf versagen. Gut, dass es Klimaanlagen gibt.

Die haben aber nur dann genug Strom, wenn der Motor, der ja auch noch die Sicherheitstechnik mit Energie versorgen muss, nicht allzu oft abgestellt wird. Das rund 15 Minuten andauernde Motorengeräusch der haltenden Wagen nervt jedoch einen Herforder, der in Nachbarschaft zu einem Elektronikmarkt an der Lübberstraße sein Büro hat. Im Lesertelefon fragt er nach, ob es dabei um Sicherheitsaspekte geht.

Im eigentlichen Sinne nicht, sagt Guido Elbracht, Standortleiter der Bielefelder Niederlassung der Unicorn Geld & Wertdienstleistungen GmbH. Die Technik in den Fahrzeuge benötige zwar Strom, aber in erster Linie geht es ihm um die Situation der Kollegen, von denen einer immer im Auto bleibt, während der andere Geld bringt oder abholt. "Ich bin selbst lange gefahren, ich weiß, wie heiß es in der Kabine werden kann." Bei hohen Temperaturen komme die Klimaanlage gegen die Hitze nicht an. Kreislaufkollaps programmiert? "Alles schon erlebt", sagt Elbracht.

Aus Sicherheitsgründen müssten die Wagen nah an die Eingänge der Einrichtungen, etwa Banken, heranfahren, erklärt er. Wenn die Fahrer beispielsweise in der Fußgängerzone neben Cafés halten, stellen sie die Motoren ab, um deren Café-Besucher nicht zu stören. Hinsichtlich der anderen Standorte wirbt Elbracht um Verständnis.

Irritiert ist er zunächst, dass es überhaupt eine Anfrage dazu gab: Rund um den Elektronikmarkt an der Lübberstraße gebe es niemanden, den das stören könne, meint er zunächst, hat dabei aber die Angestellten in den Büros nicht im Blick. "Wir wissen einfach zu wenig von der Situation des anderen, die Leute zu wenig von der unserer Fahrer, wir zu wenig von der der Leute in den Büros", sagt er dann seufzend.

Gesetzlich ist die Situation geregelt: Die Erlaubnis für die Fahrten durch die Fußgängerzone außerhalb der üblichen Be- und Entladezeiten hat die Stadt erteilt, sagt Lothar Sobek, Leiter der Ordnungsabteilung. Mit den laufenden Motoren von Sicherheitsfahrzeugen haben sich die zuständigen Mitarbeiter der Stadt Herford, des Kreises, des Straßenverkehrsamts und der Polizei bislang noch nie beschäftigen müssen.

Jürgen Gölicke, bei der Stadt für Verkehrsordnungswidrigkeiten zuständig, verweist auf die Straßenverkehrsordnung. Ihr zufolge sind nur "unnötiger Lärm und vermeidbare Abgasbelästigungen verboten". Ein drohender Kreislaufkollaps oder ausfallende Sicherheitstechnik dürften die Beeinträchtigung nötig machen, mutmaßt der Leiter der Straßenverkehrsamtes, Volker Barrmeyer. Falls die Beeinträchtigung nicht nötig ist, brauche Unicorn eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung Detmold.

Ob nötig oder nicht – das würde das Straßenverkehrsamt allerdings erst dann prüfen, wenn eine Anzeige vorliegt, sagt Barrmeyer. Elbracht hat die Ausnahmegenehmigung nie eingeholt – in der Annahme, dass sie nicht erforderlich sei.