Spenge/Hücker-Aschen. Die Sonne steht hoch am Himmel, das Wasser ist ruhig. Es riecht nach moorigem Wasser, die Enten schnattern, Kinder jauchzen in den Ruderbooten vor Freude. Die Erwachsenen sitzen gemütlich bei Kaffee und Kuchen zusammen - ein beschaulicher Sonntagnachmittag am Hücker Moor.
Von ihrem Platz auf einer kleinen Landzunge hat Anja einen direkten Blick aufs Wasser. Weit weg vom kleinen Trampelpfad, der die vier Gaststätten miteinander verbindet, hat es sich die 21-Jährige im Moos bequem gemacht. Mit dabei: Die Lernsachen für die Uni. "Das Hücker Moor ist ein geeigneter Lernort. Das ist mal was anderes, als am Schreibtisch zu sitzen."
Anja kommt oft hierher. Genießt die Natur, die Ruhe. "Es ist toll, dass wir bei uns in der Nähe so ein schönes Fleckchen haben", sagt sie.
Erholung in der Nähe
Mit rund 12 Hektar Seefläche ist das Hücker Moor die größte Wasserfläche im Kreis Herford. Umgeben von einer vielfältigen Flora und Fauna lockt der kleine Moorsee gerade an den Wochenenden zahlreiche Besucher aus der Umgebung an. Beliebt sind auch die vier Gaststätten "Seerose", "Seeschlösschen", "Beckmann's" und "Moorstübchen". (juge)Seit zwei Jahren studiert sie an der Uni Gießen Umweltmanagement, ist deshalb nur noch selten Zuhause. Umso wichtiger ist es für die Studentin, dass sie ihre wenigen Wochenenden in der Heimat genießt. "Und weil ich ein absoluter Naturfan bin, komme ich gerne hierher." Was ihr besonders gefällt? "Der See ist vom Wald umgeben, ich kann viele Tiere beobachten, paddeln oder mich ans Ufer setzen."
Sich ans Ufer setzen und die Sonnenstrahlen genießen? Davon halten Adeline (5) und Emmeline (3) gar nichts. Sie toben sich lieber auf der blauen Rutsche auf dem Spielplatz am "Moorstübchen" aus. Gemeinsam mit ihren Eltern sind die beiden Mädchen aus England angereist. "Wir besuchen hier Freunde", erklärt die Mutter. Die Engländerin ist begeistert von der Idylle: "Hier kann sich wirklich jeder entspannen."
Das klappt auch beim Höhepunkt eines jeden Ausflugs: Bei einer Bootstour. Genau die möchte Anja jetzt nach getaner Arbeit auch unternehmen. Bei Fritz Fleischmann von der "Seerose" liegen 13 Boote fest vertäut am Holzsteg. "Die sind an den Wochenenden eigentlich immer alle ausgeliehen", sagt er. Was seiner Meinung nach die Besucher am meisten am Hücker Moor schätzen? "Die Ruhe. Sich hier an einen der Tische zu setzen, gemütlich einen Kaffee zu trinken und vielleicht ein bisschen mit dem Boot zu fahren."
Anja leiht sich einen Kanadier. Ursprünglich von den Indianern als Fortbewegungsmittel in unwegsamen Gebieten Nordamerikas eingesetzt, erfüllt das offene Kanu auf dem Hücker Moor einen anderen Zweck: den der entspannten Fortbewegung. Anja stößt sich kraftvoll mit dem Paddel vom Steg ab. Neugierige Enten kommen nah an das Kanu heran und hoffen auf ein paar Brotkrumen. Anja paddelt zu einer besonders schönen Stelle: Direkt am Ufer steht eine Trauerweide. Ihre Äste reichen teilweise bis ins Wasser hinein, sodass Anja in eine grüne Höhle aus Laub fahren kann. Die Sonnenstrahlen reflektieren auf der Wasseroberfläche - "Einfach schön hier."
Einige Meter weiter hat Maximilian Dahlbüdding am Ufer sein Zelt aufgeschlagen. Der 16-Jährige ist Mitglied im Angelsportverein Herford und Umgegend und zeltet jedes zweite Wochenende gemeinsam mit anderen Anglern auf einer der Landzungen direkt am Wasser. "Wir fangen hauptsächlich Karpfen, Brassen und Rotaugen." Er fügt hinzu: "Vom Zelteingang kann ich immer direkt auf die hügeligen Felder schauen." Für ihn sei das Erholung pur. Er ergänzt: "Am Schönsten ist es hier aber abends", sagt er. Dann sei das Licht und die Atmosphäre am Eindrucksvollsten.
Anja ist mittlerweile wieder am Steg der "Seerose" angekommen. "Wenn ich das nächste Mal wieder Zuhause bin, komme ich erneut hier her, um in Ruhe abschalten zu können."