Enger/Hiddenhausen. Mehrere runde Geburtstage können in diesem Jahr bei Wellmann-Küchen in Besenkamp-Bustedt gefeiert werden: Am 29. September ist daher ein "Familientag" für die ganze Belegschaft geplant. Da wird es viel zu erzählen geben.
Unmittelbarer Anlass ist der 60. "Geburtstag" der Firma. Tischler Gustav Wellmann, der fünf Jahre vorher mit Hermann Niewöhner eine kleine Möbelfertigung hatte, machte sich 1953 in Oetinghausen allein selbstständig.
Vor 50 Jahren trat sein 21-jähriger Sohn Hans-Dieter in die Firma ein. Es war der Auftakt einer einzigartigen unternehmerischen Karriere, die Wellmann zu einem der prägenden Personen der deutschen Möbelbranche machte.
Wellmann: Zahlen aus 60 Jahren
1953: Gustav Wellmann gründet in Oetinghausen eine Möbelfirma.1963: Sohn Hans-Dieter Wellmann steigt 21-jährig ein.
1978: Die Firma ist nach Bustedt umgezogen und hat schon 500 Mitarbeiter.
1998: Wellmann nimmt die neue Hausmesse in Betrieb; zur Firmengruppe gehören über 2.000 Mitarbeiter.
2003: Wellmann wird von der Alno AG übernommen.
1998, vor 15 Jahren, trumpfte Hans-Dieter Wellmann ein letztes Mal groß auf: Anfang September, auch damals stand eine Bundestagswahl kurz bevor, feierte die Firma in Enger die Einweihung der "Hausmesse" an der Industriestraße. Es war damals mit über 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche der größte "Showroom" auf der neuen "Küchenmeile" entlang der A 30.
Mehr als 500 Leute drängten sich in den auf 4.000 Quadratmeter aufgebauten neuen Küchen-Modellen. Auf der Bühne stand einer der damals populärsten Deutschen: Alfred Biolek, der Talkmaster und Kochshow-Star, hatte sich mit Hans-Dieter Wellmann angefreundet; die beiden trafen sich gelegentlich auf Mallorca. "Bio" kochte damals im TV in einer Wellmann-Küche. Es war die Zeit, da viele Lkw-Anhänger mit der Aufschrift "Wellmann – Ihre Küche kennt uns" durch Westeuropa fuhren.
Alfred Biolek war nicht der einzige Star-Gast an diesem Tag. Mit ihm war Tagesschausprecherin Eva Hermann nach Enger gekommen.
Die Eröffnungsveranstaltung geriet allerdings etwas langatmig, so dass Biolek, der ganz am Ende dran war, nur wenige Sätze sagte. Hans-Dieter Wellmann verriet damals übrigens Sympathien für "Rot-Grün". Und Wellmanns Marketingchef Markus Ferstera kündigte für das nächste Jahr Fernsehwerbung für Wellmann-Küchen an.
Daraus ist dann, wie aus vielen anderen Träumen, nichts geworden. Fünf Jahre später, im Sommer 2003, vor zehn Jahren, wurde Wellmanns Lebenswerk von Alno übernommen.
Die Belegschaftsgröße in Enger wurde nach einer wahren Achterbahnfahrt inzwischen auf unter 600 reduziert.
Doch jedes Jahr findet im jetzt 15 Jahre alten Messezentrum eine Hausmesse statt, schon bald auch für die anderen Alno-Marken. In diesem Jahr legt die Alno AG dort wieder besonderen Wert auf die Marke Wellmann: Deren Modelle werden mit Grifflos-Varianten und edlen Glas- und Steinfronten aufgewertet. "Wir wollen die Lücke zur Marke Alno schließen", verrät Chefentwickler Berthold Müller. Tatsächlich kann das Werk in Enger weitere Aufträge gut gebrauchen. Im ersten Halbjahr ist der Absatz sogar um ein Viertel eingebrochen.
Doch die Alno-Geschäftsführung will der Belegschaft Mut machen: Schon bald soll es in China einmal 100 Wellmann-Studios geben, heißt es in Presseberichten des Konzerns. Schon vorher, spätestens ab November, erwartet man schöne zusätzliche Aufträge von Händlern der Einkaufsverbände VME und MHK, deren neue Eigenmarken "Altano" und "Culineo" von Wellmann produziert werden.