Enger

Auswanderer forscht nach Vorfahren

Hermann Sahrmann aus Kanada zu Gast in Enger / Gespräch mit Experten

06.08.2013 | 06.08.2013, 07:00
Als Mitglied der Arbeitsgruppe Familienforschung unterstützte Thomas Kriete (r.) Hermann Sahrmann (l.) bei seiner Suche nach dem Großvater von Emma (Mitte). Als kleines Dankeschön informierte Sahrmann die Ahnenforscher über die Einwanderungsnation Kanada. Er hält einen Zeitungsartikel zum Thema in den Händen. FOTO: ALEXANDRA WILKE
Als Mitglied der Arbeitsgruppe Familienforschung unterstützte Thomas Kriete (r.) Hermann Sahrmann (l.) bei seiner Suche nach dem Großvater von Emma (Mitte). Als kleines Dankeschön informierte Sahrmann die Ahnenforscher über die Einwanderungsnation Kanada. Er hält einen Zeitungsartikel zum Thema in den Händen. FOTO: ALEXANDRA WILKE

Enger. Hermann Sahrmann war zarte 17 Jahre alt, als er 1956 zusammen mit seiner Mutter nach Kanada auswanderte. "Das Abschiednehmen war das Schlimmste. Es fiel mir unheimlich schwer, meinen Freundeskreis und meine erste, feste Freundin hier in Deutschland zurückzulassen", sagte er. Sahrmann berichtete jetzt beim Treffen den Herforder Ahnenforscher in Enger von seiner Auswanderung.

Sahrmann, der im Zuge der damaligen "Kinderlandverschickung" sieben Jahre in Enger lebte und für ein Jahr die ehemalige Schule an der Bahnhofstraße besuchte, ist selbst seit 2002 begeisterter Ahnenforscher: "Ich versuche, nach und nach Lücken zu füllen. Das ist quasi wie ein großes Puzzle."

Auf der Suche nach einem weiteren Puzzleteil für seine Ahnentafel lernte Sahrmann die "Arbeitsgruppe Familienforschung Kreis Herford" kennen: "Ich war auf der Suche nach Hinweisen über den Großvater von Emma, der Großnichte meiner Frau." Unterstützt durch die Herforder Ahnenforscher ist Sahrmann tatsächlich fündig geworden. "Das Haus steht sogar noch. Wir waren die Tage dort", berichtete Sahrmann, der die Ahnentafel seiner Familie nun mit einem weiteren Bild von den Höfen der Vorfahren vervollständigen kann.

Im Gegenzug revanchierte sich Sahrmann mit einem Vortrag über die Ahnenforschung in und seine eigene Auswanderung nach Kanada.

Angestoßen wurde die Auswanderung der Familie Sahrmann durch den älteren Bruder, der 1954 mit der "Arosa Star" nach Kanada fuhr. "1955 folgte zunächst meine Schwester, bevor meine Mutter und ich uns im darauffolgenden Jahr anschlossen", erklärte Sahrmann. "Mit seinen 142 Metern war unser Schiff allerdings leider kein Kreuzfahrtschiff. Stattdessen ähnelte es eher einem Paddelboot."

Nach dem Unterschreiben und Abstempeln der nötigen Papiere war London, eine Stadt im Bezirk Middlesex in Ontario (Kanada), offiziell die neue Heimat der Familie Sahrmann.

Und wie sagt man immer so schön? Neues Land - neue Sitten. Während der Unterricht im Helmholtz-Gymnasium Bielefeld, das Sahrmann von 1950-1956 besuchte, geschlechtergetrennt stattfand, waren in Kanada, wo er die Oberschule beendete, plötzlich wieder Mädchen in der Klasse. "Das war sehr interessant", sagte Sahrmann schmunzelnd.

"Ulkig war außerdem der Umgang mit Alkohol. In Deutschland haben wir in unserer Jugend natürlich das ein oder andere Mal getrunken. Das hatte in Kanada ein Ende. Alkohol gab erst ab einem Alter von 21 und selbst dann bekam man Hochprozentiges nur in großen, braunen Tüten, damit auch niemand gesehen hat, was man mit sich trug."

Sein Geld verdiente sich Hermann Sahrmann ab 1963 als Chemieingenieur.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand vor 16 Jahren erwachte das Interesse für die Ahnenforschung: "Die wichtigsten Dokumente für die kanadische Ahnenforschung sind die so genannten Vital Statistics, in denen Informationen über Geburt, Heirat und Tod auftauchen." Das Problem dabei sei, dass die Namen darin nie so auftauchen, wie sie tatsächlich geschrieben werden. "Es kommt immer darauf an, wer das Dokument ausgestellt hat. Manchmal findet man viele Informationen, manchmal leider nicht." Worauf man ebenfalls zurückgreifen könne, seien Volkszählungslisten, Grabsteine und natürlich das Internet.

"Hat man diese Informationen zusammen, geht es darum, das Grundstück der Familie zu finden. Darüber könne man dann wiederum etwas über die Vorbesitzer und eventuelle Ahnen herausfinden.

In seiner Ahnentafel konnte Hermann Sahrmann durch die Unterstützung der Herforder Ahnenforscher eine weitere Lücke füllen. Für die Hilfe war er sichtlich dankbar: "Was mir an eurer Arbeitsgruppe so gut gefallen hat, ist der Austausch miteinander. Hier gibt es keine Einzelkämpfer, sondern eine gute gegenseitige Unterstützung."