ENGER-DREYEN

Messen, stoppen, schimpfen und loben

Kindergartenkinder und Polizeibeamte halten am Dreyener Kindergarten Autos an

Da dürfen auch Kinder durchgucken. Enja steht hinter dem Lasermessgerät. An der Straße Zur Schmiede trafen sich gestern die Kinder des Kindergartens Dreyen und die Polizisten Detlev Göhner (r.), Hans-Jörg Dunklau(l.) und Andreas Kumpert, um das Tempo der Autofahrer dort zu messen. | © FOTO: ANDREAS SUNDERMEIER

30.06.2010 | 30.06.2010, 00:00

Enger-Dreyen. "Sie bekommen kein Bild", sagt Lukas. Zusammen mit Polizeikommissarin Andrea Kumpert erteilt der Sechsjährige dem Mercedesfahrer eine mündliche Verwarnung. Schließlich war er mit seiner silbernen Nobelkarosse mit 43 Stundenkilometern Tempo am Kindergarten vorbei gefahren. Erlaubt sind 30. Gemessen hat das die Polizei mit ihrem Laser-Geschwindigkeitsmessgerät.

Alle Autofahrer, die gestern den Kindergarten in Dreyen passierten, winkte die Polizeikommissarin heraus. Auch die, die langsam fuhren. Denn die bekamen eine Belohnung: Ein selbstgemaltes Bild aus den Händen der Kinder, die demnächst zu Schule gehen. Und dazu sagten die Kinder dann auch artig "Danke".

Mit dem Lasergerät, dass auf dem Stativ aussah wie eine Pistole, standen die beiden Polizeioberkommissare Hans-Jörg Dunklau und Detlev Göhner an der Straße "Zur Schmiede" auf dem Grundstück der Familie Sonntag, wenige Meter westlich des Kindergartens. "Die meisten fahren so zwischen 30 und 40", sagte Dunklau.

"Wenige bis 50 Stundenkilometer schnell." "Die Polizei ist hier immer willkommen" erklärt Henrik Sonntag, "hier wird nämlich gerade zwischen sieben und halb neun und 16 und 18 Uhr richtig gerast". Gestern wurden die Zu-schnell-Fahrer nur ermahnt. "Aber wenn die mehr als 20 Kilometer zu schnell sind, dann setzen wir nicht mehr auf den Lerneffekt," sagte Detlev Göhner, dann gebe es einen Strafzettel.

Glück hatte da die Fahrerin eines Autos mit Gütersloher Kennzeichen. Auch sie bekam kein Bild, sondern mit Tempo 45 eine Ermahnung. "Ich wusste nicht, dass hier ein Kindergarten ist. Ich habe mich verfahren und bin in Eile – aber all das ist sicher keine Entschuldigung."

Andrea Kumpert ließ ganz konsequente alle Autos stoppen. - © FOTO: ANDREAS SUNDERMEIER
Andrea Kumpert ließ ganz konsequente alle Autos stoppen. | © FOTO: ANDREAS SUNDERMEIER

Herzlich bedankte sich hingegen Dr. Werner Best. Auch ihn hatte die Kommissarin angehalten. Er bekam von Julia (6) ein Bild geschenkt. "Ich bin mit 33 immer noch ein ganz bisschen zu schnell gewesen. Das passiert mit beim nächsten Mal nicht. Schließlich wohne ich in der Gegend und weiß, dass hier ein Kindergarten ist. Und ich weiß auch, dass Kinder auf die Straße laufen können. Da fahre ich natürlich langsam."

"Sehr gerne", so sagt Andrea Kumpert, nehme sie an dieser Aktion teil. Bereits zum vierten Mal stehen die Polizisten zusammen mit den Kindern an der Straße "Zur Schmiede". Kumperts eigener Sohn ist vier und ebenfalls im Dreyener Kindergarten. "Ich freue mich sehr auf die Aktion. "Denn wir machen damit den Kindern eine ganz große Freude. Sie sehen, wie die Polizei funktioniert. Zudem bewirken wir auch bei den Autofahrern etwas. Wenn die zu schnell waren und in große Kinderaugen gucken, dann sehen sie schon mal ein, dass sie zum schnell waren und ändern etwas. Sie schämen sich."

Der Autofahrer im Mercedes schämte sich eher nicht. Er tat zwar ganz einsichtig, aber nahm die Gelegenheit seiner eigenen Verfehlung wahr, dem Kind zu erklären, dass es dann aber auch nicht zwischen parkenden Autos spielen und dann auf die Straße laufen dürfe . . .

Strafe schreckt ab

Geschwindigkeitsüberschreitungen sind bis zu einer gewissen Grenze und an gewissen Stellen sicherlich – nach landläufiger Auffassung – ein Kavaliersdelikt. Dort, wo Kinder gefährdet sind, ist das anders. Allein der gesunde Autofahrerverstand sollte ausreichen, das Tempo anzupassen.

Wenn das nicht hilft: Innerhalb geschlossener Ortschaften zahlt der Temposünder bis 15 Kilometer Überschreitung: 25 Euro, bis 20 Kilometer 35 Euro, von 21 bis 25 Kilometer 80 Euro und es gibt einen Punkt in Flensburg, ab 26 Kilometer 160 Euro und drei Punkte und ab 30 Kilometer Überschreitung muss sich der Fahrer auf einen Monat Fahrverbot einstellen; plus Punkten.