Schiedsleute aus Enger: „Die Zündschnur ist ziemlich kurz geworden“

Enger. &bdquo;Wir sind die letzte Instanz, bevor es vors Gericht geht“, sagt Marko Ellerbrock. Seine Kollegin Karin Dippel und er arbeiten beide ehrenamtlich als Schiedspersonen in der Widukindstadt. Mit der NW sprechen sie über Nachbarschaftsstreits und warum die Zündschnur bei einigen Bürgerinnen und Bürgern immer kürzer wird. &bdquo;Eigentlich sind wir harte Konkurrenten“, scherzt Karin Dippel. Sowohl sie als auch Ellerbrock sind zertifizierte Mediatoren und auch als solche selbstständig tätig. Das Schiedsamt - Dippel ist Schiedsfrau in Enger, Ellerbrock ihr Stellvertreter - führen sie zusätzlich aus. Wenn ein Streit eskaliert, können Bürgerinnen und Bürger ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Am häufigsten bekommen es die beiden Mediatoren mit Nachbarschaftsstreits zu tun. Die Gründe für die vergiftete Stimmung zwischen den Parteien sind dabei vielseitig. Da wäre der Zaun oder die Mauer, die zu hoch sind, berichtet Ellerbrock. Oder Ruhestörung, sagt Dippel. Auch &bdquo;immer wiederkehrendes Grillen“ könne ein Problem sein, berichtet Ellerbrock. Bis hin zu Bedrohung und Beleidigung unter Nachbarn, haben Dippel und Ellerbrok schon einiges erlebt. Lesen Sie dazu auch: Nachbarschaftsstreit eskaliert - Löhner Familie kämpft gegen jahrelangen Terror Häufig fehlt der &bdquo;Wille zur Problemlösung“ &bdquo;Die Zündschnur ist ziemlich kurz geworden“, sagt Ellerbrock. Häufig fehle der &bdquo;Wille zur Problemlösung.“ &bdquo;Der Weg zum Gericht geht schneller“, sagt Dippel. Denn dort landen Streithähne als Nächstes, die beim Schiedsamt keine Einigung finden. Dippel erklärt sich das damit, dass sich viele Menschen &bdquo;zurückgelassen“ fühlen. Es fehle zudem an gegenseitigem Verständnis. &bdquo;Keiner spricht zuerst“, sagt Dippel. &bdquo;Das eskaliert dann schon.“ &bdquo;Häufig kommt raus: Es geht gar nicht um den Baum oder die Mauer. Es geht um das Fest, zu dem man nicht eingeladen wurde“, erklärt Ellerbrock. Wenn es dann bis zum Gericht geht, sprechen die Betroffenen &bdquo;nie wieder ein Wort miteinander. Wir suchen nach einer Lösung, die ermöglicht, dass man sich wieder grüßt.“ Dafür muss sich zunächst einmal eine der beiden Streitparteien an die Schiedspersonen richten. Ganz umsonst ist das nicht, wie Karin Dippel erklärt. Wer sich an das Schiedsamt wendet, muss zunächst einen Vorschuss von 100 Euro bezahlen. Davon werden später die tatsächlichen Kosten für das Verfahren abgezogen. Was zu viel gezahlt wurde, kriegt man zurück. &bdquo;Das ist gut angelegtes Geld“, sagt Marko Ellerbrock. Denn: Ein Gerichtsverfahren kann weitaus teurer werden. Lesen Sie dazu auch: Schiedsleute schlichten Streit am Gartenzaun &bdquo;Wir beurteilen nicht“ Als erstes &bdquo;kommt das ’Tür- und Angelgespräch’“, erklärt Karin Dippel. Dabei können die Betroffenen erst einmal ihr Leid klagen. Dann müssen sie ihr Problem verschriftlichen, damit das Schiedsverfahren eröffnet werden kann. &bdquo;Es ist klug, das sehr wohl formuliert zu schreiben“, sagt Dippel. Denn: Dieser Text wird dann auch an den Antragsgegner weitergeleitet. Dippel rät den Betroffenen: &bdquo;Denken Sie daran: Das geht an ihren Nachbarn.“ Schließlich gibt es einen Termin für alle Konfliktparteien, in ganz schwierigen Fällen auch mal zwei. Das findet in der Regel im Rathaus statt. Dippel und Ellerbrock versuchen dort über mehrere Stunden, eine Lösung zu finden. Dass sie beide an dem Termin teilnehmen, gibt es so kein zweites Mal im Kreis Herford, erklärt Ellerbrock. Es ermöglicht dem eingespielten Gespann aber, besser auf beide Konfliktparteien einzugehen. Was Betroffene in jedem Fall beachten müssen: &bdquo;Wir sind kein Gericht“, sagt Dippel. &bdquo;Wir beurteilen nicht.“ Es geht vielmehr darum, eine Lösung zu finden, mit der beide Seiten leben können, als nach juristischen oder sonstigen Kriterien zu beurteilen, wer recht hat. &bdquo;Wir dürfen gar keine Urteile rausgeben“, erklärt Dippel. Im besten Fall gibt es am Ende eine bindende Einigung, die beide Seiten unterschreiben müssen. Im schlimmsten Fall gibt es eine &bdquo;Erfolglosigkeitsbescheinigung“ von den Schiedspersonen - und dann gibt es wahrscheinlich doch noch den Gang zum Gericht. Infos für Betroffene Am schönsten sind die Fälle, bei denen &bdquo;die Leute zusammen rausgehen und man hört, wie sie gemeinsam die Treppe runtergehen und wieder anfangen, miteinander zu reden“, sagt Karin Dippel. &bdquo;Der Großteil der Fälle geht positiv aus.“ &bdquo;Es lohnt sich immer, den Weg der Einigung zu gehen“, rät auch Marko Ellerbrock. Wer die Hilfe von Karin Dippel und Marko Ellerbrock in Anspruch nehmen möchte, kann sich unter Tel. 0151 41981766 bei den beiden melden.

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