Paradies zwischen Enger und Bünde: Tipps für den Garten im Herbst

Enger/Bünde. In manchen Gärten ist bereits jetzt der Winter eingekehrt: Nichts blüht mehr (wenn überhaupt etwas blühte), Hecken aus Kirschlorbeer und Koniferen sind zurückgestutzt, der Rasen ist zum letzten Mal gemäht. Und manch’ einer ist wahrscheinlich froh, dass er dort bis zum nächsten Frühjahr nichts mehr tun muss. Aber es gibt auch Herbstgärten wie diesen: Über einem großen Teich huschen Libellen von links nach rechts, einen Meter tiefer rudern Molche im Wasser. An den Ufern steht der Blutweiderich noch in voller Blüte, im Hochbeet die Kapuzinerkresse. Daneben die flauschigen Samenstände des Wilden Dosts, die den Distelfinken eine Mahlzeit bieten. Ein paar Meter entfernt bilden Hagebutten, Vogelbeeren und die leuchtend-roten Früchte des Schneeballs einen reizvollen Kontrast zum blauen Himmel. Und mittendrin sitzt ein schlaksiger Typ mit Schnurrbart und Brille an einem Tisch, nippt an einer Tasse Kaffee und genießt das pralle Leben in seinem Garten. Der Mann heißt Friedhelm Diebrok, ist Vorsitzender des NABU-Kreisverbands und – wen wundert’s – Verfechter naturnaher Gärten. Sein eigener liegt im Grenzgebiet zwischen Bünde und Enger. Sträucher erst im November zurückschneiden Natürlich: Nicht jeder hat die Möglichkeiten eines Friedhelm Diebrok. Aber auch in kleineren Gärten – und selbst auf Balkonen – lässt sich etwas für die Natur und für die eigene Seele tun. Der 74-Jährige verspricht: &bdquo;Es ist nicht mal sehr arbeitsintensiv – im Gegenteil.“ Was für manche Zeitgenossen allerdings schwierig sein könnte: Althergebrachte und tief verwurzelte Denkmuster von übertriebener Ordnung im Garten müssten teils neu überdacht werden. &bdquo;Mehr Unordnung wagen“, lautet der Appell, den Diebrok schon häufiger an alle Gartenbesitzer gerichtet hat. &bdquo;Fangen wir mal mit den Bäumen und Sträuchern an“, sagt der Naturschützer und verschränkt auf seinem Stuhl die Arme hinterm Kopf. &bdquo;Viele sind jetzt schon dabei, die zurückzuschneiden – und das ist schade.“ Zum einen, so der Bünder, hängen an den Zweigen viele Beeren und andere Früchte, von denen sich im Herbst Vögel ernähren könnten. Zum anderen verpasse man auf diese Art die reizvolle Verfärbung des Laubes. &bdquo;Besser erst im November“, sagt Diebrok, befragt nach dem passenden Zeitpunkt für den Rückschnitt. Etwaiger Frost sei kein Problem. Fallobst auf der Wiese ist gut für Tiere Apropos Laub: &bdquo;Was spricht dagegen, hier und da einen Laubhaufen im Garten liegenzulassen?“, fragt Diebrok. Vielleicht auch noch ein bisschen Reisig. So spare man sich nicht nur die Entsorgung, sondern schaffe auch Unterschlupf für Igel und diverse Kleinstlebewesen. Diebrok errichtet solche Laubhaufen in seinem Garten schon seit vielen Jahren mit voller Absicht. Auch ein bisschen süßes Fallobst auf der Wiese mache sich für Tiere gut. &bdquo;Ich bekomme deshalb regelmäßig Besuch vom Admiral“, erzählt Diebrok. Und nur ein paar Minuten später führt der auffällig gezeichnete Schmetterling ein kleines Tänzchen unweit des Kaffeetisches auf. Friedhelm Diebrok rührt auch über den gesamten Winter seine verblühten Blumen und Stauden nicht an. Disteln, Karden, Wilder Dost, Sonnenblumen und mehr – körnerfressende Vögel fühlen sich davon magisch angezogen. &bdquo;Außerdem sieht das ganz hübsch aus, wenn da im Winter Raureif oder Schneehäubchen draufsitzen – wenn es mal schneit“, sagt Diebrok und tippt auf einer kurzen Spazierrunde den trockenen Samenstand einer Wilden Karde an, die sich sanft im Wind wiegt. Herbst ist perfekt zum Anlegen von Blühwiesen In und an den Stängeln vieler Pflanzen, so der gelernte Gärtner weiter, verbrächten zahlreiche Insekten die kalte Jahreszeit. Die Wilde Möhre sei da ein gutes Beispiel. &bdquo;Ich mache darum immer alles erst im März weg“, sagt Diebrok. Und auch dann kämen die Stängel in Gänze auf den Kompost. &bdquo;Dann können die Tierchen darin noch so lange weiterleben, bis sie von selbst rauskrabbeln wollen.“ Und wenn jemand partout nicht die Hände in den Schoß legen will und schon jetzt in seinem Garten tätig werden möchte? &bdquo;Kein Problem“, sagt Diebrok. &bdquo;Jetzt ist die beste Pflanzzeit für Zwiebeln und Stauden – Tulpen, Krokusse, Natternkopf, Wegwarte, Ackerkrummhals. . .“ Auch fürs Anlegen von Blühwiesen sei der Zeitpunkt geradezu perfekt. &bdquo;Die Mischungen gibt’s beim NABU“, sagt Friedhelm Diebrok und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: &bdquo;Im Internet aber auch.“ Er selbst hat in seinem Garten alles. Damit er auch im kommenden Frühling glücklich und zufrieden an seinem kleinen Tisch sitzen und am Kaffee nippen kann.

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