Eltern in Enger sauer: "Ein Lotteriespiel, ob das Kind mit dem Bus zur Schule kommt"

Enger. Seit Schuljahresbeginn gibt es erneut Beschwerden von Eltern über den Busverkehr zum Schulzentrum in Enger. Das bestätigt die Stadt auf Anfrage. Auch der NW gegenüber berichten Eltern von überfüllten Bussen und Kindern, die an Bus-Haltestellen stehen gelassen werden. Ein zentrales Problem: Der neue Fahrplan kann von den Eltern nicht eingesehen werden. &bdquo;Es ist ein Lotteriespiel, ob mein Kind mit dem Bus zur Schule fahren kann oder nicht“, berichtet ein Elternteil aus Enger. Zum Schuljahresbeginn hätte einer der Busse ab der Haltestelle Hermannstraße keine Kinder mehr mitgenommen. &bdquo;Der folgende Bus hat die Kinder am Kleinbahnhof rausgelassen, dabei waren Kinder aus der 5. Klasse, die sogar bei der Polizei gefragt haben, wo sie zur Schule [Anm. zum Widukind-Gymnasium] entlang gehen müssen.“ Zudem sei der Bus regelmäßig überfüllt. Drei Mütter aus Spenge, deren Kinder auch das Widukind-Gymnasium besuchen, berichten ebenfalls von vollen Bussen. &bdquo;Oft müssen die Kinder im Bus stehen“, sagt eine von ihnen. Zwei berichten auch von Kindern, die an den Haltestellen stehen gelassen werden. &bdquo;Im Moment warte ich im Auto, schaue ob der Bus auch ankommt und ob mein Kind dann auch mit dem Bus wegfährt“, sagt eine Mutter. Dann habe sie die Ruhe und die Sicherheit, dass ihr Kind auch zur Schule kommt. Bei der Stadt Enger gingen seit Beginn des Schuljahres mehrere ähnliche Beschwerden über die Situation ein, sagt Fachbereichsleiter Jens Stellbrink. Die Beschwerden stammen von drei Familien. Ärger über die Linie 466 Die Kritik fokussiert sich auf die Linie 466. Diese fährt morgens sowohl aus Richtung Herford als auch aus Richtung Spenge bis zum Engeraner Schulzentrum. Einen reinen Schulbus gibt es in Enger nicht mehr. Seit der Umstellung auf das Schülerticket Westfalen im August 2022 gibt es keinen Schülerspezialverkehr mehr, den die Stadt bis dahin organisiert hatte. Mit dem Ticket können alle Schüler von Engers weiterführenden Schulen den Bus kostenlos im gesamten Raum des Westfalen-Tarifs nutzen. Die Schüler müssen nun mit dem regulären Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) fahren. Schon im Januar dieses Jahres berichtete die NW über ähnliche Beschwerden von Eltern wie aktuell. Auch damals wurden überfüllte Busse kritisiert und angemahnt, dass Kinder an Haltestellen stehen gelassen wurden. Vor allem kritisiert wurde bereits damals die Linie 466. Dafür verantwortlich ist nicht die Stadt, sondern der Betreiber: Die Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO). Die hatte bereits seit dem Sommer 2022 einen &bdquo;Verstärkerbus“ betrieben, um den Busverkehr vor Unterrichtsbeginn zu entlasten. Im Januar kündigte die BVO an, die Situation noch einmal zu prüfen. Seit Ende Februar fährt nun ein zweiter Verstärkerbus ab der Haltestelle Belker Heide. Das Problem: Davon wissen die Eltern zum Teil noch nichts. Denn der Fahrplan ist weder online noch offline zu finden. &bdquo;Ich weiß nicht, wann die Busse fahren“, sagt ein Elternteil. Der Fahrplan, den die NW auf Anfrage von der BVO bekommen hat, ist unbekannt. Der aktuelle Fahrplan ist weder online noch offline zu finden Die NW hat an vier Haltestellen in Enger überprüft, ob dort der aktuelle Plan aushängt. An einer hängt gar kein Plan, an den anderen drei hängen alte Pläne. So fahren zum Beispiel an der Belker Heide morgens drei Busse zum Schulzentrum: Um 7.18 Uhr, 7.28 Uhr und 7.33 Uhr. Am Plan an der Haltestelle ist nur die Linie 566 um 7.28 Uhr zu finden. Was das noch verkompliziert: Nur die späteren beiden Busse fahren bis zum Gymnasium. Der Bus um 7.18 Uhr fährt nur bis zur Realschule und dann zurück zum Kleinbahnhof. Laut der BVO kann dieser aus Zeitgründen nicht auch noch das Gymnasium anfahren. Steigt ein Gymnasial-Schüler also in die falsche Linie 466 ein, kommt er nicht an seiner Schule an und muss den Rest des Wegs zu Fuß gehen. Kinder würden eventuell nur die Nummer sehen, wenn sie in einen Bus einsteigen, sagt Ulrich Henselmeyer, Schulleiter des Widukindgymnasiums. Statt auf einen Verstärkerbus zu warten, würden sie dann natürlich direkt in den Bus mit ihrer Nummer einsteigen. Das Gymnasium selbst verweise seit mehreren Jahren direkt auf die Internetseite der BVO, erklärt Henselmeyer. Doch auch online ist der neue Fahrplan nicht zu finden. Auf der Seite der BVO und auf mehreren anderen Seiten findet sich stattdessen zum Teil noch Pläne von 2021. &bdquo;Da können wir uns nur für entschuldigen“, sagt ein Sprecher der BVO auf Anfrage der NW. Wie es sein kann, dass der Plan nicht online zu finden ist, ist laut dem Sprecher noch unklar. Zu den Vorwürfen der Eltern heißt es: &bdquo;Die Beschwerden haben in den letzten Wochen nachgelassen, da sich die Schüler jetzt gleichmäßiger in den Bussen verteilen.“ Schüler, die zum Gymnasium wollen, hätten auch die Möglichkeit, den Bus bis zur Realschule zu nehmen und die letzten 300 Meter zu Fuß zu gehen oder am Kleinbahnhof umzusteigen. Kann eine Haltestelle verlegt werden? Weiter heißt es: &bdquo;Wir haben der Stadt Enger vorgeschlagen, die Haltestelle ’Ringstraße’ vor die Realschule zu verlegen, dann haben die Schüler der Realschule die Möglichkeit dort auszusteigen, wir sparen dadurch die Umfahrt um die Realschule ein und hätten dadurch mehr Zeit, um zum Gymnasium zu fahren.“ Das bestätigt die Stadt auch auf Nachfrage. &bdquo;Das ist aber nicht ganz einfach“, sagt Inge Nienhüser, Fachbereichsleiterin bei der Stadt Enger. Denn wenn die Bushaltestelle direkt vor die Realschule verlegt wird, würde die gegenüberliegende Haltestelle in Gegenfahrrichtung fast vor der Feuerwehr liegen. Daher prüft die Stadt den Vorschlag aktuell noch.

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